Warum besuchen Männer eigentlich die Bremer Männertage?
Zum 20. Mal haben sich in der vergangenen Woche wieder Männer bei den Bremer Männertagen getroffen. Offen miteinander sprechen zu können – das ist ihnen wichtig.
Herr Meyer, Sie haben die Männertage Bremen vor 20 Jahren mit gegründet. Was steckte dahinter?
Es gibt schon lange die sogenannte Männerbewegung. Ich selber war 1976 in Hildesheim, da komme ich her, in der ersten Männergruppe. Ich bin dann 1978 nach Bremen gekommen und habe gleich wieder eine Männergruppe gegründet und daraus ist sogar sowas wie eine Männerarbeit entstanden. Das war aber eher so im privaten Bereich. Also wir haben das so als initiatische Männerarbeit betrachtet.
Was ist denn "initiatische Männerarbeit"?
Wir haben uns damit beschäftigt, was es eigentlich bedeutet, ein Mann zu sein – und Mann zu werden. Ein erwachsener Mann im Gegensatz zu einem jungen Mann: Verantwortung übernehmen, die klassische Rolle des Ernährers, des Fürsorgers – oder ist da noch mehr?
Wenn Sie auf die Gründungsphase zurückblicken: Wie haben sich die Themen im Vergleich zu heute verändert?
Damals war es ganz wichtig unser Rollenbild komplett oder neu zu gestalten. Sodass wir uns auch fühlen als Männer und das auch äußern und auch nach außen tragen. Erst mal uns selbst, unter Männern gegenüber. Und das nicht mehr als Konkurrenten – also ich bin der "coole Typ", ich bin cooler als du. Wir wollten also aus dem Konkurrenzkampf aussteigen und solidarisch miteinander sein, sich auch Schwächen zugestehen und das auch zeigen zu können. Das war ja dann so mit dem Titel "Weichei" so ein bisschen behaftet oder "Warmduscher". Solche Begriffe tauchten dann auf.
Gibt’s das immer noch oder hat sich das geändert?
Ich denke, das gibt es immer noch. Es ist vielleicht nicht mehr so weit verbreitet, wie es am Anfang war, wo es eher belächelt wurde. Und ich weiß auch ehrlich gesagt nicht so richtig, wie das in der heutigen, jungen Generation ist, von 20 bis 30 Jahren. Zum Bremer Männertag sind zum Beispiel keine Männer unter 40 gekommen.
Es kommen keine jüngeren Teilnehmer?
Es sind eher Ältere. Ich hatte die Befürchtung, dass wir irgendwann zu Dinosauriern werden und es diese Form von Männerarbeit dann irgendwann nicht mehr gibt. Aber es sind durchaus jetzt Männer ab 40 unterwegs; Männer zwischen 30 und 40 eher nicht so häufig. Die sind sehr beschäftigt damit, Familie zu gründen, im Beruf sich zu setteln und erst mal da klarzukommen. Das beobachte ich auch in anderen Zusammenhängen, dass da die Altersgruppe 30 bis 40 sehr mit dem Privat- und Berufsleben beschäftigt ist.
Wie wichtig ist es denn, dass Männer mal unter sich bleiben. Also sprechen Männer untereinander wirklich nochmal anders miteinander, als wenn Frauen dabei sind?
Unbedingt. Also es fällt ja diese Konkurrenz vor den Frauen weg. Es sind überwiegend heterosexuelle Männer, die sich da versammeln. Aber nicht nur, es ist, wie allgemein in der Gesellschaft verteilt, auch so in den Männergruppen. Aber es viel authentischer und ehrlicher, wenn Männer unter sich sind. Wenn Sie lernen einander zuzuhören empathisch zu sein – und darum geht es. Und das hat ja auch letztendlich Auswirkungen in die Gesellschaft, also es kommt ja auch zurück in die Gesellschaft, wenn Männer lernen gelassener zu sein, zuzuhören, emphatisch zu sein.
Würden sie denn abschließend sagen, dass der Männertag ein voller Erfolg war. Das hat uns weitergebracht, da hat jeder was mitgenommen?
Ja würde ich sagen. Es war eine tolle Atmosphäre. Es gibt immer 60 Plätze, es waren 55 Männer da, also er war fast ausgebucht. Es ist ja auch gerade Grippewelle. Er war also ausgebucht und solange wir diesen Zuspruch haben und auch jüngere Männer nachwachsen, sind wir zufrieden.
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, 12. April 2023, 10:38 Uhr