Verlassen und geisterhaft: 5 schlummernde "Lost Places" in Bremen

Sie stehen oft seit Jahren leer und haben das Interesse der Gesellschaft verloren: Lost Places. Auch in Bremen und umzu gibt es solche "vergessenen Orte".

Blick in den unterirdischen Bunker unter dem Bremer Bahnhofsvorplatz.
Oberirdisch täglich Trubel, unterirdisch gespenstische Stille: Der Garagenbunker am Hauptbahnhof Bremen. Bild: Radio Bremen

Bunker oder Bahnhof, Fabrikgebäude oder Gaststätten, Villen oder Geschäfte: Verlassene Gebäude, die viel Vergangenheit haben, aber irgendwann keine Zukunft mehr hatten, verströmen meist eine ganz besondere, mystische Atmosphäre. Oft sind es baurechtliche oder finanzielle Schranken, die eine Weiternutzung, einen Umbau oder einen Abriss verhindert haben. Wie aus der Zeit gefallen schlafen sie einen Dornröschenschlaf und erzählen dabei doch von den Zeiten, als ihnen noch Leben innewohnte.

1 Das verlassene Fabrikgelände: Kaffee HAG in der Überseestadt

gelber Fabrikbau mit den goldenen Buchstaben HAG
Das leere Fabrikgelände von Kaffee HAG in der Bremer Überseestadt. Bild: Radio Bremen | Heike Kirchner

Kaffee HAG wurde 1906 von Ludwig Roselius in Bremen gegründet und stellte als erstes Unternehmen weltweit entkoffeinierten Kaffee her. Das etwa 70.000 Quadratmeter große Fabrikgelände wurde im Holzhafen der Überseestadt errichtet. Dort wurde 1907 mit der Produktion begonnen und es wurden bereits zu Beginn täglich 13.000 Pfund Kaffee verarbeitet. Das Kakaopulver "Kaba" kam 1929 als Produkt hinzu und wurde in die ganze Welt exportiert.

Der Sohn von Roselius verkaufte die Firma 1979 an das US-amerikanische Unternehmen "General Foods Corporation" (heute "Mondelez"), das 1981 als Kaffee HAG AG mit der General Foods GmbH in Elmshorn zur HAG GF AG fusionierte. Die Produktion in Bremen wurde 1987 größtenteils eingestellt und dann komplett ausgelagert. Der Großteil der Gebäude ist heute ungenutzt, nur wenige Flächen sind vermietet. Beispielsweise befindet sich seit 2009 die Lloyd Caffee Rösterei mit Laden und Kaffeehaus in dem alten Gebäudekomplex.

2 Die stillgelegte Schnapsfabrik: Güldenhaus-Gebäude in der Neustadt

Eingangsbereich der verlassenen Güldenhaus-Brennerei in der Bremer Neustadt.
In der verlassenen Schnapsfabrik der Firma Güldenhaus in der Bremer Neustadt wird Paintball gespielt. Bild: Radio Bremen | Martin von Minden

Die verlassene Schnapsfabrik der Firma Güldenhaus steht auf einem etwa 10.000 Quadratmeter großen Gelände in der Bremer Neustadt. Die Geschichte der Firma reicht bis ins Jahr 1818 zurück – damals wurden die ersten Spirituosen produziert. Bis 1999 lief die Produktion in der Bremer Neustadt, dann wurde die Fabrik geschlossen. Größtenteils stehen die Fabrikgebäude leer, seit 2009 beherbergt es aber eine Paintball-Halle. 2015 hat Güldenhaus die Spirituosenherstellung wieder aufgenommen, allerdings in Schwachhausen – die alte Schnapsfabrik bleibt größtenteils also ein Lost Place.

3 Der Garagenbunker am Hauptbahnhof Bremen

Blick in den unterirdischen Bunker unter dem Bremer Bahnhofsvorplatz.
In diesem unterirdischen Bunker unter dem Bremer Bahnhofsvorplatz sollten 900 Menschen Platz finden. Bild: Radio Bremen

Ein weiterer verlassener Ort befindet sich direkt am Bremer Hauptbahnhof: ein unterirdischer Garagenbunker. Der Eingang befindet sich direkt neben dem Bahnhofsvorplatz und sieht aus wie eine Tiefgarageneinfahrt – zwischen Wurstbuden und Fahrradständern. Ein weiterer Zugang ist direkt auf dem Bahnhofsvorplatz: eine Platte, die auf Knopfdruck abgesenkt werden kann. Der Bunker wurde für 900 Personen konzipiert und in den 1980er Jahren auch für ABC-Angriffe nachgerüstet. In der Nachkriegszeit diente er als Massenwohnheim für wohnungslose Männer, bevor das Papageienhaus entstand. Heute kann er nur bei speziellen Führungen besichtigt werden.

4 Der Bahnhof Bremen Neustadt

Leerstehende Eingeangshalle des stillgelegten Bahnhofs in der Bremer Neustadt
Bahnhofsromantik: Das Gebäude in der Neustadt gehört einer privaten Immobilienfirma. Bild: Basem Khan

Der Bahnhof Bremen Neustadt war lange Zeit ein Lost Place. Seit 2017 gibt es aber verschiedene Pläne, um dem Gebäude neues Leben einzuhauchen. Der Bahnhofsvorplatz wurde bereits saniert. Das Bahnhofsgebäude selbst ist in privater Investorenhand und wird nun nach und nach instand gesetzt: Die Gebäudeeigentümer Basem Khan und Oliver Thiedmann sehen besonders in der heruntergekommenen Bahnhofshalle großes Potential. Das Besondere dieses Ortes ist, dass er, auch wenn man an vielen Stellen nicht den Eindruck hat, noch in Betrieb ist. Der Innenhof hinter der Eingangshalle sieht zwar schon lange verlassen aus, durch den heruntergekommenen Haupteingang gehen jedoch nach wie vor Bahnreisende ein und aus.

5 Das Kellogg-Gelände

Das Kellogg-Werk war nur kurze Zeit ein "Lost Place". Im November 2017 wurde dort die Produktion der Frühstücksflocken eingestellt. 2019 haben die Bauarbeiten begonnen, denn das Gelände der ehemaligen Kellogg-Fabrik wird in den nächsten Jahren wiederbelebt, unter anderem mit einem Hotel im Siloturm, Wohnungen und Geschäften.

Kurz vor dem Start der Baumaßnahmen im Januar 2019 hatten 30 Instagram-Fotografen die Möglichkeit, durch die alten Fabrikgebäude zu laufen und besondere Fotos zu schießen.

Instawalk auf dem ehemaligen Kellogg-Gelände

Bild: Radio Bremen

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Autorinnen

  • Autorin
    Annelie Sturhann
  • Madita Thomas
    Madita Thomas
  • Birte Hirsch
    Birte Hirsch Studentische Redakteurin

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, 24. Januar 2020, 13:45 Uhr

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