Wie ein Bremerhavener Labor Lebensmittelschwindler überführt

Diese Forscher aus Bremerhaven sind Lebensmittelbetrügern auf der Spur

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Kürzlich hat das Labor für Biotechnologie der Hochschule Bremerhaven rund um Billigfleisch für Aufsehen gesorgt. Nun laufen die nächsten Untersuchungen. Ein Besuch im Labor.

Woran Kerstin von Twistern aktuell forscht, ist streng geheim. Nur so viel: Es geht um Lebensmittelbetrug. Im Labor kann die Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Biotechnologie Labor der Hochschule Bremerhaven Bestandteile von Essen so genau untersuchen, dass genau klar wird, was drin ist. Ob es sie bei den Ergebnissen schon geschaudert hat? "Durchaus", sagt von Twistern. "Da gab es schon öfter Momente, wo wir erschrocken sind, bei dem was wir gefunden haben. Aber da darf ich leider nicht verraten, was wir so gesehen haben."

Eine Frau mit Maske und Kittel steht in einem Labor.
Woran Kerstin von Twistern derzeit forscht darf sie nicht verraten. Bild: Radio Bremen

Mit ihren Methoden haben die Bremerhavener Fachleute zuletzt Fleischproduzenten überführt. Bei mehreren Geflügelwurst-Produkten konnten sie mit einem sogenannten Massenspektrometer nachweisen, dass nicht das drin war, was draufstand. Beziehungsweise sehr wahrscheinlich minderwertiges Separatorenfleisch verwendet wurde. Das ist zwar nicht illegal, muss aber gekennzeichnet werden.

Bremerhavener untersuchen auch Medikamente

Stefan Wittke ist Biochemiker an der Hochschule Bremerhaven und leitet das Labor. Lebensmittel zu untersuchen ist nur ein Teil der Arbeit seines Teams und seiner Studenten. Aber ein wichtiger. "Es geht darum: Ist das drin, was draufsteht?" sagt Wittke. "Das machen wir bei Fisch. Also, ist der Fisch der, den wir bezahlt haben? Das haben wir bei dem Separatorenfleisch gemacht und haben da auch noch so einige andere Ideen in Petto."

Ein Mann steht in einem Labor.
Laborchef Steefan Wittke ist stolz auf die Arbeit seines Teams. Bild: Radio Bremen

Mit dem Massenspektrometer werden an der Hochschule jedoch nicht nur Lebensmittel untersucht – ein Schwerpunkt der Arbeit liegt in der Medizin. Dafür gab es kürzlich sogar einen Förderpreis. Weil eine Studentin in ihrer Masterarbeit eine spezielle Methode entwickelt hat, um die Wirksamkeit von Medikamenten mit einem Qualitätstest zu untersuchen.

Es soll jetzt auch noch in die Patentierung hineingehen. Das sind so Sachen, die machen stolz. Das hat kein anderer weltweit bisher gemacht und dann kommen wir aus Bremerhaven und sagen: Das geht!

Stefan Wittke, Laborleiter

Innerhalb des Teams hinterlassen die Ergebnisse bereits Spuren. "Meine Auswahl an Lebensmitteln und mein Einkaufsverhalten ist jetzt etwas anders", sagt Kerstin von Twistern. "Ich kaufe jetzt anders und auch teilweise regionaler ein."

Mit ihrer Arbeit haben die Bremerhavener Forschenden das Potenzial einiges zu bewegen. Vielleicht hat auch manch ein Kunde nach den Berichten zum Separatorenfleisch sein Konsumverhalten überdacht.

Haben Wurst-Hersteller nicht deklarierte Schlachtabfälle verarbeitet?

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Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 2. August 2022, 19:30 Uhr