Fragen & Antworten

Was ein Hochwasser für Wälder und Bäume bedeutet

So findet Lilienthal nach dem Hochwasser zurück zur Normalität

Bild: Radio Bremen

Zwei beliebte Wälder in Lilienthal sind immer noch gesperrt. Wie gut Bäume Hochwasser aushalten und ob sie ertrinken können, erklären zwei Förster.

Das Hochwasser in Bremen-Borgfeld und der niedersächsischen Nachbargemeinde Lilienthal hat Anwohnerinnen und Anwohner rund um die Flüsse Wümme und Wörpe wochenlang in Atem gehalten. Überschwemmt wurden unter anderem Keller, Grundstücke und Höfe, aber auch Wiesen und Wälder. Die Wälder "Butendieker Gehölz" und "Mittelholz" im Zentrum von Lilienthal dürfen seit dem Neujahrstag nicht betreten werden. Eine Vorsichtsmaßnahme der Gemeinde, denn durch den durchweichten Boden kann es passieren, dass Bäume weniger fest stehen, was insbesondere bei starkem Wind oder Sturm zur Gefahr werden kann.

Die Gemeinde Lilienthal teilte am 31. Januar mit, dass die Wälder vorerst gesperrt bleiben, eine erneute Prüfung soll in der kommenden Woche erfolgen. Welche Schäden das Hochwasser am Baumbestand angerichtet hat, ist noch nicht klar. Das trifft auch auf Bremen zu, wie der städtische Umweltbetrieb mitteilt.

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Schadet Hochwasser einem Wald?

Das lässt sich so pauschal nicht sagen. Es kommt zunächst auf die betroffene Baumart an. Wie eine landesweite Umfrage zur Hochwassertoleranz von Waldbäumen in Bayern 2008 ergeben hat, zeigen Weiden, Pappeln und Schwarzerlen eine besonders hohe Hochwassertoleranz, kommen also mit den Bedingungen unter Hochwasser am besten klar. Dahinter folgen Eiche, Esche und Spitzahorn. Das Schlusslicht, also die Gruppe der Baumarten, die am empfindlichsten auf Hochwasser reagieren, bilden Buche, Kiefer und Fichte.

Welche Baumarten stehen in den betroffenen Wäldern in Lilienthal?

Laut Bezirksförster Rüdiger Dammes wachsen im Butendieker Gehölz und im Mittelholz vorwiegend Eichen und Buchen. "In der Regel stecken solche naturnahen Wälder ein Hochwasser ganz gut weg", sagt er. Es komme aber auch sehr auf die Dauer und Intensität des Hochwassers an. Nach einer ersten Begehung Ende Januar ist er zuversichtlich: "Ich schätze die Situation als relativ entspannt ein", sagt er. In beiden Wäldern sei keine Überstauung, also kein über der Erdoberfläche stehendes Wasser zu sehen. Für verlässliche Aussagen zu möglichen Schäden sei es aber noch viel zu früh. Das könne erst im Frühsommer passieren.

"Buchen sind ziemlich wenig überflutungstolerant", sagt Ralf Nagel von der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt. "Die Wurzeln der Buche sind auf eine bessere Sauerstoffversorgung angewiesen, die Baumart ist anfälliger für Pilzerkrankungen und kann stagnierende Nässe nicht so gut verkraften." Auf einer Versuchsfläche in Hessen habe sich gezeigt, dass bei einer länger andauernden Überflutung viele Buchen abgestorben seien.

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Können Bäume ertrinken?

"Wenn es von einem Winterhochwasser nahtlos in ein Frühjahrshochwasser übergeht und kein Sauerstoffaustausch mehr stattfinden kann, dann können Bäume auch ertrinken", sagt Dammes. Denn die Sauerstoffversorgung erfolgt bei Bäumen auch über die Wurzeln (sogenannte Bodenatmung). Wenn die Poren über zu lange Zeit keinen Sauerstoff mehr aufnehmen können, weil sie vollständig mit Wasser bedeckt sind, wird es kritisch. Fließendes Wasser sei dabei günstiger als stehendes Wasser, weil es mehr Sauerstoff transportiert, sagt Nagel. Drei Wochen Überflutung könnten für eine Buche aber bereits zum Problem werden.

"Es ist auf jeden Fall von Vorteil, dass sich die Bäume in der Winterruhe befinden und somit nur einen geringen Versorgungsbedarf haben. Ob dennoch Vitalitätsschäden entstehen, hängt auch im Winter sicherlich von der Länge des Zeitraums des Hochwassers ab", teilt Kerstin Doty, Pressesprecherin des Umweltbetriebs Bremen, auf Anfrage mit.

Wann können hochwassergeschädigte Bäume verdursten?

Wenn das Wurzelwerk eines Baumes durch ein Hochwasser geschädigt wurde, dann kann es sogar sein, dass ein solcher Baum in einem auf das Hochwasser folgenden Dürrejahr verdurstet, erklärt Nagel. Es kann sein, dass der Baum nicht mehr in der Lage ist, seine Wasser- und Nährstoffversorgung sicherzustellen, weil die Wurzeln geschädigt sind.

Doch die Niederschläge vom Dezember 2023 hatten auch ihr Gutes. "In den meisten Waldbereichen fehlte Wasser. Da freuen wir uns über die Niederschläge", sagt Nagel. Er vermutet, dass sich der vermehrte Regen auch positiv auf die südwestlich von Bremen gelegenen Wälder auswirken wird, die in den vergangenen Jahren stark unter Trockenheit gelitten hätten.

Autorin

  • Patel Verena
    Verena Patel Redakteurin und Autorin

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 18. Januar 2024, 19:30 Uhr