Leben im Tiny House auch in Bremen? Wie der Traum wahr werden kann

Ein Tiny House aus Holz steht auf der Wiese eines Campingplatzes. Im Hintergrund ist eine Hecke zu sehen.
Tiny Houses sind nach wie vor im Trend, das zeigt sich auch auf der Baumesse in Bremen. Aber bis man dort wirklich einziehen kann, vergeht oft viel Zeit. Bild: dpa | Uli Deck

In Bremen startet heute die Messe Hanse Bau, Workshops zum Tiny Living inklusive. Doch ist das in Bremen aktuell überhaupt möglich?

Acht unterschiedliche Tiny Houses präsentieren sechs Aussteller auf der Messe Hanse Bau in Bremen vom 19. bis 21. Januar. Immerhin, sagt Mark Christiansen, einer der Initiatoren von Tiny-House-Kultur. Er sucht für sich inzwischen ein Einzelgrundstück im Bremer Umland. Noch ist sein Haus im Werden, inklusive Bautagebuch auf Instagram.

Tinyhouse im Messehalle 5, grau mit schwarzem Dach, großer Tür und kleiner Gaube im Dach
Eines der Tiny Houses, welche auf der Baumesse in Bremen ausgestellt werden. Auf nur wenig Quadratmeter Platz findet sich alles, was zum Leben notwendig ist. Bild: Radio Bremen | Mario Neumann

Eine größere Tiny-House-Siedlung auf einem freien Grundstück in Bremen – dieser Traum der Initiative Tiny-House-Kultur liegt nach sechs Jahren mit viel hin und her auf Eis, bedauert er, auch wenn es noch die leise Hoffnung gibt, dass ein leeres, städtisches Grundstück an der Stromer Straße in Woltmershausen dafür freigegeben werden könnte.

Tiny Houses als nachhaltiger Lebensraum

Immerhin soll ein Bebauungsplan kommen, so ein Deputationsbeschluss. Auch in Bremerhaven wird seit Jahren gesucht, geschaut und geprüft, bisher ohne konkretem Ergebnis.

Porträt eines Mannes mit Brille und dunkelgrünem Pullover
Aktuell liegen die Päne für ein Tiny-House-Dorf in Bremen auf Eis, da es keine passenden Baugrundstücke in Bremen gibt, bedauert Mitinitiator Mark Christiansen. Bild: Radio Bremen | Mario Neumann

Mark Christiansen spricht von nach wie vor gut fünf Anfragen pro Monat, von Menschen, die an einem generationsübergreifendem Tiny-House-Dorf interessiert sind, mit gemeinsam genutzten, festen Räumen, geteilten Dingen und gegenseitigen Hilfeleistungen.

Nachhaltiger sein, nur einen kleinen Fußabdruck hinterlassen, günstig wohnen – das ist der Initiative nach wie vor wichtig. "Es bringt nichts, mit so vielen Sachen in dieser Konsumgesellschaft zu leben", ist Christiansen überzeugt. Er sieht in der minimalistischen Lebensform eine Befreiung, auch ein Zeichen des Respekts gegenüber den späteren Generationen.

Man könnte auch ein Tiny House für Burn Out gestresste Leute für ein Jahr zur Verfügung stellen, auch solche Ideen haben wir, da kann man ganz viel auf die Beine stellen.

Mark Christiansen, Initiatoren von Tiny-House-Kultur

Christiansen spricht von viel Zuspruch der Politiker auf der einen Seite und einem schwerfälligen Behördenapparat auf der anderen Seite.  

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Bisher ein Randthema für Bremer Baubehörde

Bei der Bremer Baubehörde ist Tiny Living ein Randthema. Auch nachdem das Baulückenkataster um den Filter "Tiny Houses" ergänzt wurde, kommen nur wenige Anfragen, so ein Sprecher auf Anfrage von buten un binnen. Das Baurecht kennt keine Definition für Tiny Houses und räumt dieser Bauform keine spezifischen Rechte ein. Als Wohnhäuser müssen Tiny Houses die geltenden rechtlichen und technischen Baubestimmungen erfüllen, heißt es weiter.

Bauwagenromantik vs Realität: Erfahrungen aus Hamburg

Drei Stufen fuehren auf eine kleine Terrasse vor einem Tiny House, das Licht außen und innen ist an, im Hintergrund Bäume mit Schnee bedeckt.
Im Winter muss das Sonnensegel des Tiny Houses natürlich regelmäßig von Schnee befreit werden. Bild: privat

Simon Mehring lebt seit 17 Jahren in Kleinstbehausungen, aktuell in einem umgebauten Lkw bei Freunden am Rand von Hamburg. Er hat seine Entscheidung nie wirklich bereut. Anfangs hat er sich gefragt, ob er die Zeit aufbringen will, die für so eine Art des Wohnens nötig ist.

"Holz hacken, Wasser holen, kleinere Reparaturen machen, das gehört eben dazu", sagt er. Dabei ist für ihn das Verhältnis von Spaß zu Zeit stimmig. Auch wenn es immer wieder eine Herausforderung ist.

Mal ist was kaputt, mal ist es kalt, mal ist es zu eng – solche unterschiedlichen Dinge nerven.

Simon Mehring, langjähriger Kleinstbehausungsbewohner

Lars Söhl hat seinem Sohn zur Einschulung statt einer Schultüte ein eigenes Tiny House geschenkt, wohnt mit ihm in Hamburg auf einem Grundstück. Seit zehn Jahren lebt er im Tiny House, war lange auf einem Wagenplatz. Als erstes braucht man einen Ort, eine Fläche, auf der man stehen kann.

Ich glaub, den meisten Leute, die sich das überlegen, ist nicht bewusst, dass man offiziell in Deutschland nicht einfach im Tiny House oder im Wagen privat auf dem Grundstück dauerhaft wohnen darf. Das muss dann schon offiziell mit Bauantrag genehmigt werden.

Lars Söhl, seit zehn Jahren im Tiny House

Manchmal könnte es bestimmt ein bisschen mehr Platz sein, sagt er, freut sich über ein neues Vordach aus Segeltuch, das allerdings von Schnee geräumt werden muss. Es gibt Pflichten und Aufgaben, manchmal auch kalte Füße. Da muss dann eben der Ofen an oder ein zweites Paar Socken her. Er hat ohnehin nicht so viele Sachen, sagt Lars Söhl und hält Tiny Living für eine alltagstaugliche Wohnform, die durchaus auch wirtschaftlich Sinn macht.

Probewohnen im Naturressort

Wer einmal ausprobieren möchte, wie es sich in einem Tiny House Dorf lebt, kann im Naturressort "Land of Green" bei Worpswede einchecken. Mit oder ohne Haustier, groß oder klein, dort gibt es 15 Tiny Houses, geplant und gefertigt von unterschiedlichen Tischlereien oder Manufakturen.

"Die meisten kommen, um Urlaub zu machen, aber ab und zu sind auch Probe-Wohner hier", erzählt Betreiberin Anni Vieth. "Von Minimalisten über Idealisten bis hin zu pragmatischen Seniorenwohnsitzsuchern – manche kommen immer wieder und testen jedes Mal ein anderes Haus."

Alle Mini Häuser verfügen über rund 16 bis 25 Quadratmeter Wohnfläche, das größte Haus hat 36 Quadratmeter. Es gibt jeweils ein Bad, Wohnzimmer, E-Grill sowie eine Küche und Feuerschale in den Häusern.

Urlaub im Baumhaus: "Land of Green" in Worpswede

Bild: Radio Bremen

Autor

  • Zu sehen ist ein Porträtfoto von Mario Neumann. Blaue Augen, relativ kurze, dunkelblonde Haare. Er hat die Arme verschränkt und lächelt.
    Mario Neumann Autor

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Nachmittag, 19. Januar 2024, 15:40 Uhr