Interview

Wie viele Graffiti kann Bremen jährlich mit 500.000 Euro entfernen?

Eine Person reinigt eine Wand, die mit einem Graffiti besprüht ist.

Stadt Bremen wird stärker gegen Graffiti vorgehen

Bild: dpa | Zoonar | Cylonphoto

Der Senat sagt Graffiti den Kampf an – mit 500.000 Euro pro Jahr. Klingt nach viel Geld. Ein Reinigungsexperte erklärt, wie viele Schmierereien sich damit etwa entfernen lassen.

Die Stadt Bremen will in den kommenden beiden Jahren stärker gegen illegale Graffiti und sogenannten Farbvandalismus an Privathäusern und öffentlichen Gebäuden vorgehen. Ein entsprechendes 14-Punkte-Konzept hat der Senat beschlossen. Unter anderem sollen Betroffene Sachbeschädigungen durch illegale Graffiti künftig einfacher online und telefonisch zur Anzeige bringen können. So soll die Aufklärungsquote steigen. Insgesamt knapp eine Million Euro soll Bremen in die Hand nehmen – 500.000 Euro pro Jahr. Wie weit man damit kommt, weiß Dirk Schilling, Geschäftsführer der Graffiticleaner Bremen GmbH und Vorstand der Gütegemeinschaft Anti-Graffiti.

Wie viele Graffiti könnten Sie in einem Jahr für 500.000 Euro entfernen?

Um einen groben Eindruck zu bekommen, müssen wir die Summe einfach durch 35 Euro teilen – so viel kostet die Entfernung von einem Quadratmeter Graffiti ungefähr. Und dann sind wir bei rund 14.285 Quadratmetern, die entfernt werden können. Allerdings ist der Aufwand je nach Farbe und Untergrund unterschiedlich.

Wie groß sind denn die Graffiti, für die sie normalerweise ausrücken?

Wir rücken für jeden Schaden aus, den der Kunde bezahlt. Aber durchschnittlich liegen die Schäden bei privaten Kunden bei 500 Euro – das ist üblich. Somit könnten mit den 500.000 Euro also theoretisch rund 1.000 Graffiti pro Jahr entfernt werden. Es gibt zudem EU-Mittel, die beantragt werden können. Allerdings ist das von Stadtteil zu Stadtteil unterschiedlich. Das müssen Betroffene beim entsprechenden Quartiersmanagement erfragen.

Der Senat sprach davon, dass 2021 rund 800 Fälle von sogenanntem Farbvandalismus angezeigt wurden. Da dürften die 500.000 Euro also ausreichen – oder?

Die Zahl der nicht gemeldeten Fälle dürfte viel höher sein. Viele rufen nicht extra die Polizei und melden sich direkt bei einem Reinigungsunternehmen. Bei größeren Schäden ist es allerdings wahrscheinlicher, dass sie angezeigt werden. Und wenn es einfacher wird, sie anzuzeigen, dann könnte es auch sein, dass die Zahlen steigen. Wir haben in Bremen im Jahr 200 bis 400 Einsätze – also ein bis zwei pro Arbeitstag. Und wir sind längst nicht die einzigen, die Graffiti entfernen.

Private Hausbesitzer sollen über Zuschüsse zur Selbstbeteiligung ihrer Wohngebäudeversicherung profitieren. Die hat aber nicht jeder. Können Hausbesitzer ihre Fassaden nicht auch selbst reinigen?

Es gibt bestimmt einige, die handwerklich versiert sind, und Graffiti überstreichen können. Wenn Sie aber eine Kunst- oder Natursteinfassade haben, dann brauchen Sie chemische Produkte und Spezialgerät. Und Sie müssen das verschmutzte Abwasser auffangen. Das können Privatleute in der Regel nicht.

Was macht es denn besonders schwierig Graffiti zu entfernen?

Besondere Probleme bereiten selbstgemischte Farben. Viele Sprayer haben den Hang, sich langfristig zu verewigen – und das geht mit diesen Farben besonders gut. Im Internet gibt es Anleitungen, Farben besonders aggressiv zu machen, damit sie lange halten.

Mit diesen Maßnahmen soll es in Bremen künftig weniger Graffiti geben

Bild: Radio Bremen

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Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Rundschau am Nachmittag, 17. Januar 2023, 16 Uhr