Müssen unbegleitete Geflüchtete in Bremen in einem Zelt überwintern?

"Darf keine Lösung sein": Junge Geflüchtete sollen in Zelten schlafen

Bild: Radio Bremen
  • In Bremen fehlen Plätze in Unterkünften für Geflüchtete.
  • 40 unbegleitete Geflüchtete sollen in ein Zelt in Kattenturm ziehen.
  • Sozialressort findet aktuell keine andere Unterkunft .

Rund 40 minderjährige Geflüchtete müssen die Wintermonate womöglich in einem Zelt auf dem Gelände der Erstaufnahmeeinrichtung in Bremen-Kattenturm verbringen. Andere Unterbringungsmöglichkeiten gebe es zurzeit nicht, teilte das Sozialressort auf Anfrage von buten un binnen mit. Die Suche nach Immobilien, Trägern und Personal laufe seit Längerem, sagte Sprecher Wolf Krämer. "Uns haben die Zahlen aber jetzt so weit überholt, dass es nötig wird, auch Jugendliche zeitnah in diesem Zelt unterzubringen."

Seit zwei Jahren kommen immer mehr unbegleitete minderjährige Geflüchtete nach Bremen: Dieses Jahr rechne man mit einer Verdopplung der Zahl auf insgesamt 750 Personen.

Engagierte fordern Unterkünfte in Turnhallen

Die Opposition kritisierte die notdürftige Unterbringungssituation scharf. Die Bremer FDP-Abgeordnete Brigit Bergmann warf den Regierungsparteien Fehlplanungen vor. Es könne nicht genügen, Minderjährige in Zelten und Übergangswohnheimen unterzubringen. Die Bremer CDU-Abgeordnete Sigrid Grönert sagte, dass die Unterbringung der minderjährigen Geflüchteten nun der Gipfel des Eisbergs sei. Zuerst habe man die Standards niedriger gesetzt und etwa Unterbringungseinheiten vergrößert, Mehrfachbelegungen von Zimmern erlaubt und den Betreuungsschlüssel des Personals verschlechtert.

An dem Zelt zeigt sich für alle, dass die Situation nicht gerade gut ist.

Bremer CDU-Abgeordnete Sigrid Gröner

Hannah Dehning fordert, die Minderjährigen zumindest in Turnhallen unterzubringen. Im Verein Fluchtraum berät sie Geflüchtete bei Alltagsfragen und dem Beantragen von Sozialleistungen. "Wir hoffen, dass das noch vor dem Winter organisiert wird". Ein Zelt sei kein angemessener Ort, kritisierte Dehning.

Das Sozialressort will Turnhallen zunächst nicht als Unterkünfte freigeben. Das sei die letzte Lösung, weil der Sport- und Schulbetrieb dann zu sehr eingeschränkt würden, teilte die Behörde mit. Wie lange das Zelt in Bremen-Kattenturm genutzt werden soll, ist unklar.

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Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 15. September 2022, 19:30 Uhr