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Hurricane, Deichbrand: Warum gibt es kaum Frauen-Acts auf Festivals?

Zahlreiche Festivalbesucher verfolgen das Konzert der deutschen Rapperin „Juju“ auf dem Hurricane Festival.

Headliner Festivals

Bild: dpa | Hauke-Christian Dittrich

Auf den großen Musik-Festivals treten weiterhin überwiegend männliche Acts auf. Weibliche Headliner finden sich sogar so gut wie gar nicht – die Gründe dafür sind vielfältig.

Den großen Musik-Festivals in Deutschland fehlt die Gleichberechtigung. In den Line-Ups sind männliche Acts seit jeher klar in der Überzahl. Besonders deutlich stellt sich das Missverhältnis unter den Headlinern dar, unter denen sich selten Künstlerinnen finden. 

Auch bei den norddeutschen Vertretern tauchen unter den großen Namen fast nur männliche Acts auf: Während beim Hurricane alle neun Headliner ausschließlich männlich sind, ist beim Deichbrand unter den sechs großen Acts mit den Broilers immerhin eine Band, in der zumindest eine Frau mitspielt. Doch woran liegt das?

Warum finden sich unter den Headlinern nur so wenig weibliche Acts?

Dafür gibt es zwei Gründe. Zum einen ist die Anzahl der dafür infrage kommender Künstlerinnen überschaubar. "Aktuell gibt es wenige "Flinta"*-Acts, die bei uns als Headliner funktionieren würden", sagt Deichbrand-Veranstalter Marc Engelke.

Zum anderen sind bekannte Künstlerinnen wie Lizzo, Dua Lipa oder Miley Cyrus, die natürlich auch für die großen Festivals interessant wären, schlichtweg nicht zu bezahlen. "Gerade im internationalen Bereich sind die Gagen bar jeder Vorstellungskraft", so Engelke. Demnach fehlt es also an Mega-Künstlerinnen, die keine Mega-Stars sind, aber in Deutschland prominent genug sind.

*Flinta steht für Frauen, Lesben, Inter, Non-binary, Trans und A-Gender – also alle nicht-männlichen Personen.

Wie hoch ist allgemein der Anteil weiblicher Acts beim Hurricane und Deichbrand?

Wer sich das Line-Up des Hurricanes anschaut, zählt auf den Plakaten insgesamt 81 Acts. Von diesen sind 72 Prozent männlich, Künstlerinnen machen somit nur 28 Prozent des Line-Ups aus. Beim Deichbrand liegt der Anteil etwas höher: Das Festival in Cuxhaven wartet mit 34 Prozent nicht-männlicher Acts auf – ein Anteil, der so hoch liegt wie noch nie.

Beim Deichbrand sind die Veranstalter seit Jahren um ein diverseres Line-Up bemüht und haben sich nun etwas Besonderes überlegt. Und zwar eine neue sechste Bühne, die auf den Namen "Newport" getauft wurde. "Auf der pushen wir nicht nur Newcomer, sondern bewusst weibliche Acts", erklärt Deichbrand-Veranstalter Engelke.

Wie können Künstlerinnen für Festivals interessanter werden?

Das eine ist eine große Fanbase, das andere Live-Erfahrung. Für Künstlerinnen ist es also wichtig, dass sie im Radio gespielt werden, sie brauchen Plattenverkäufe und Streamingzahlen.

Zugleich müssen sie mehr Chancen bekommen, sich auf kleineren Bühnen zu etablieren und sich so als Live-Act zu bewähren. Oder anders gesagt: "Je öfter Menschen gute Songs hören und live erleben, umso mehr steigt die Wahrscheinlichkeit, dass am Ende daraus Headliner entstehen", so Deichbrand-Veranstalter Engelke.

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Dieses Thema im Programm: Bremen Vier, Läuft, 27. April 2023, 12:15 Uhr