So zeigt eine Auswandererhaus-Ausstellung kubanisches Leben in der DDR

Der kubanische Ministerpräsident Fidel Castro am 02.04.1977 bei seiner Ankunft in Ost-Berlin. Links Erich Honecker.

So zeigt eine Auswandererhaus-Ausstellung kubanisches Leben in der DDR

Bild: dpa | dpa-Zentralbild

Rund 30.000 Kubaner kamen zum Arbeiten und Studieren in die DDR. Einige von ihnen blieben. Eine neue Ausstellung im Auswandererhaus in Bremerhaven zeigt bewegte Lebensgeschichten.

Wer an die DDR denkt, hat vielleicht den Mauerfall im Kopf und Bilder von jubelnden Menschen. Oder Trabbis und Lebensmittelkarten. Auch bekannt ist, dass es Einwanderung aus sozialistischen Staaten gab, etwa aus Vietnam. Weniger bekannt ist, dass auch rund 30.000 Menschen aus Kuba in der DDR studierten oder arbeiteten. Wie diese Menschen den Alltag und die Wiedervereinigung erlebt haben, ist in einer neuen Sonderausstellung über kubanisch-deutsche Geschichte im Deutschen Auswandererhaus in Bremerhaven zu sehen. Heute wird sie eröffnet.

"Es ging so schnell das Ganze, Mauer war weg, die Freude war groß, aber jetzt eine neue Welt. Ganz anderes Land." So beschreibt Jorge Luís García Vázquez, was Kubanerinnen und Kubaner in der DDR über den Mauerfall dachten.

Das war für die Menschen schwer die ersten fünf oder sechs Jahre. Nochmal ein Schock. Jetzt sind wir in der Freiheit und gucken, wie man Arbeit findet.

Jorge Luís García Vázquez, Kubaner in der DDR

Sonderausstellung: "Bisschen anders, aber genauso"

Zwei Frauen stehen vor Exponaten.
Direktorin Simone Blaschka (links) und Kuratorin Lina Falivena im Auswandererhaus. Bild: Radio Bremen | Carolin Henkenberens

García Vázquez arbeitete in den 1980er-Jahren als Dolmetscher in der DDR. Zur Zeit des Mauerfalls war er zwar in Havanna, später kehrte er aber zurück nach Berlin. Ihm gehört eine der zehn Stimmen, die in der Sonderausstellung mit dem Titel "Bisschen anders, aber genauso" derzeit im Deutschen Auswandererhaus Bremerhaven zu hören sind. Die Zeitzeugen-Interviews können Besucher an verschiedenen Medienstationen hören, erklärt Kuratorin Lina Falivena. Insgesamt zehn Personen berichten von ihren Erfahrungen. Über Aufrufe in Zeitungen und sozialen Netzwerken hat ihr Team deutschlandweit nach Deutsch-Kubanern und ihren Nachfahren gesucht. Interviewt wurden aber auch Menschen ohne Migrationserfahrung, sagt Falivena.

In der Ausstellung geht es vor allem um die DDR. Also um den Alltag, das Aufwachsen, die Arbeit, aber auch darum, wie die friedliche Revolution erlebt wurde, der Mauerfall und das Sicheinrichten in einem neuen System.

Lina Falivena, Kuratorin

Einige Kubaner blieben auch nach dem Mauerfall

Mehrere Menschen stehen beieinander und unterhalten sich.
Die neue Sonderausstellung im Auswandererhaus zeigt kubanisches Leben in der DDR. Bild: Deutsches Auswandererhaus

Nach dem Fall der Mauer ordnete Kuba die Rückkehr seiner Staatsangehörigen an. Doch einige blieben. Die Ausstellung soll aber nicht nur Fakten über die DDR oder die Bundesrepublik vermitteln. Das zweite Ziel ist, die Art und Weise wie Geschichte geschrieben wird, zu hinterfragen. Denn obwohl Deutschland längst eine Einwanderungsgesellschaft sei, würden oft nur Zeitzeugen ohne Migrationserfahrung gehört, findet Simone Blaschka, die Direktorin des Auswandererhauses.

Wir sind das ja gewohnt, dass wenn man deutsche Geschichte sagt, man hat so bestimmte Bilder im Kopf. Die wollen wir so ein bisschen auflösen, diese Bilder. Dass man wirklich auch die Perspektiven derjenigen zeigt, die hierhergekommen sind, deren Nachfahren. Diese Ausstellung zeigt zum Beispiel, wie der Blick von Deutsch-Kubanern auf die Wiedervereinigung ist. Oder auf das Leben in den 1990er-Jahren bis heute.

Simone Blaschka, Auswandererhaus-Direktorin

Die Botschaft der Ausstellung ist klar: Die Erlebnisse und Erinnerungen der Einwanderer aus Kuba gehören genauso zu unserer Geschichte wie die anderer Menschen in Deutschland.

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Autorin

  • Carolin Henkenberens
    Carolin Henkenberens Autorin

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Das Wochenende aus Bremerhaven, 20. November 2022, 11:40 Uhr