Interview

Warum das Bremer Bündnis "Laut gegen Rechts" weitermacht

Laut gegen rechts Kundgebung auf dem Bremer Domshof. Transparent: Aufstehen gegen Rassismus.
Bild: Imago | Stefan Schmidbauer

Am Sonntag startet das Bremer Bündnis die nächste Demo gegen Rechtsextremismus. Wo er die Chancen und Grenzen einer Demonstration sieht, erklärt Mitgründer Lukas Röber.

Herr Röber, wie kam es dazu, dass Sie als Privatperson eine Demonstration organisieren?

Ich war mein Leben lang politisch sehr interessiert – aber letztendlich war ich nie wirklich aktiv. In den letzten Jahren entwickelte ich das Bedürfnis, mich zu engagieren. Im Januar gab mir die Correctiv-Recherche (zu einem Geheimtreffen Rechtsextremer und AfD-Politiker, Anm. d. Red.) dann den Impuls. Zunächst fing ich im Duo an. Jetzt sind wir eine unabhängige Initiative mit mehreren Privatpersonen. Viele von uns sind im Bündnis "Laut gegen Rechts" das erste Mal politisch aktiv.

Was war die Motivation für eine zweite Demo in Bremen?

Viele sagten zu uns, sie wollen weitermachen – unsere zweite Demo ist eine Reaktion darauf. Es war immer klar, dass es weiter gehen muss, es war nur nicht klar, ob wir es sein werden, die es weitertragen. Wir brauchen in diesen Zeiten Ausdauer. In den letzten Wochen ist deutlich geworden, dass wir mit unserer Reichweite und unserer ersten Demonstration eine gute Grundlage hatten. Der Wunsch, ein Zeichen zu setzen, war in der Gesellschaft immer noch da

Wie blicken Sie auf die aktuelle Demo-Kultur?

Wir müssen alle aktiv sein oder werden, wenn wir es noch nicht sind. In welcher Weise auch immer, gilt das im privaten aber auch Arbeitsumfeld. Die Demonstrationen schaffen einen Moment, in dem wir trotz unserer unterschiedlichen Herangehensweisen uns unter einem gemeinsamen Ziel vereinen. Unser aller Ziel ist ja, den Rechtsruck in unserer Gesellschaft zu bekämpfen und für Solidarität einzustehen.

Ein Mann mit Bart und eine dunkelhaarige Frau schauen auf ein MacBook.
Lukas Röber (links) ist Mitorganisator der Demo gegen Rechtsextremismus. Bild: Radio Bremen

Reichen denn Demos in diesen Zeiten?

Nein, auf keinen Fall. Eine Demo egal wie groß, egal was gesagt wird, das reicht nie allein. Ich glaube aber, dass eine Chance jeder sozialen Bewegung ist, dass Menschen, die sich als nicht politisch sehen, erkennen, dass sie auch eine Rolle spielen und es an der Zeit ist, politisch zu sein. Demos schaffen einen Ort, an dem die Gesellschaft sagt: Wir wollen unsere Demokratie retten, Solidarität zeigen und gegen den Rechtsruck einstehen. Das kann eine sehr große Kraft haben, ich glaube das ist etwas, was uns die letzten Jahre gefehlt hat.

Der Großteil der Gesellschaft hat in den letzten Jahren vielleicht verpasst, auf die wahre Gefahr zu schauen, die von rechts kommt.

Lukas Röger

Wie blicken Sie auf die aktuelle politische Situation?

Ich habe Angst davor, was in diesem Jahr auch in Hinblick auf die anstehenden Wahlen in Ostdeutschland und die Europawahl noch passieren kann. Ich glaube, dass wir jetzt an einem kritischen Punkt sind, viele Menschen noch zu überzeugen auch überhaupt wählen zu gehen und sich gegen rechte Parteien zu entscheiden. Aber ich glaube, dass noch nichts verloren ist. Wir müssen alle darauf achten, nicht zu ermüden im Kampf gegen rechts. Das passiert schnell nach einem großen Event.

Die vielen Menschen auf Demos zu sehen, gibt mir Hoffnung. Ich wünsche mir, dass alle Bremer Organisationen und Akteure Verantwortung in diesen Zeiten übernehmen. Wir brauchen einen langen Atem.

Was erhoffen Sie sich von der Demo am Sonntag?

Letztes Mal haben wir 500 Menschen angemeldet – gekommen sind 50.000. Diesmal haben wir 10.000 angemeldet. Wie viele am Ende kommen, wissen wir nicht. Leider beginnen die Ferien. Wir hoffen dennoch, dass wir ein starkes Zeichen setzen können.

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    Die Demo war eine Reaktion auf Drohungen gegen einen kurdischen Verein. Mitarbeiter hatten Patronenhülsen, unter anderem mit einem Hakenkreuz, in ihrem Briefkasten gefunden.

Autorin

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 17. März 2024, 19:30 Uhr