Chanukka: So feiert Bremerhaven das jüdische Lichterfest

Bild: Radio Bremen | Till Kohlwes

Inmitten des Bremerhavener Weihnachtsmarkts knipst die jüdische Menorah-Gemeinde zu Chanukka täglich eine weitere Leuchte an. So läuft die feierliche Zeremonie.

In Bremerhaven leuchten am Abend wieder viele Lichter, vor allem auf dem Weihnachtsmarkt. Und nun brennen noch ein paar Lichter mehr. Denn die jüdische Menorah-Gemeinde in Bremerhaven feiert seit sechs Tagen das Lichterfest Chanukka. Am 7. Oktober griff die palästinensische Hamas Israel an, nun ist es Juden in Bremerhaven besonders wichtig, ihr Fest mitten in der Gesellschaft zu feiern.

Wie sieht die Zeremonie vor Ort aus?

Sechs Lichter und dazu noch ein größeres sind inzwischen angeknipst worden. Elektronisch, um auch bei Wind und Regen Stand zu halten. Und all das auf der Chanukkia, einem Riesenleuchter, mehr als drei Meter hoch.

Der in Bremerhaven ist laut der Menorah-Gemeinde wohl die einzige massiv gebaute und fest installierte Chanukkia in Europa. Das sagt Mircea Ionescu, Vorsitzender der jüdischen Menorah-Gemeinde in Bremerhaven.

Zwei Lichter leuchten noch nicht, sie werden in den nächsten Tagen noch angeknipst – am Freitag endet dann das jüdische Lichterfest. Bis dahin findet immer nachmittags um 15.30 Uhr neben der Großen Kirche – wo die Chanukkia steht – eine kleine Zeremonie statt. Es wird gebetet und auch gesungen.

Welche Bedeutung hat das Lichterfest für Juden?

Juden erinnern mit Chanukka, das auch als Lichterfest bezeichnet wird, an die Wiedereinweihung des zweiten Tempels in Jerusalem. Am vergangenen Donnerstag begannen die Feiern Dieses dauert acht Tage. Ionescu verbindet viel Persönliches mit dem Fest.

Für mich persönlich ist es eine wunderschöne Kindheitserinnerung, die bis heute dauert und die mich in schweren Zeiten immer mit Freude begleitet hat. Die mir in dunklen Zeiten Hoffnung gegeben hat. Auch für meine Vorfahren und meine Familie.

Mircea Ionescu, Vorsitzender Menorah-Gemeinde

Wurden Sicherheitsmaßnahmen getroffen? 

Die Polizei ist vor Ort, wie auch in den vergangenen Tagen. Bisher ist bei der Veranstaltung alles sehr friedlich abgelaufen.

Wie reagieren die Weihnachtsmarktbesucher?

Interessierte bleiben oft stehen und schauen zu. Es herrscht eine feierliche Stimmung und friedliche Atmosphäre. Drumherum befinden sich mehrere Weihnachtsmarktbuden, an denen es Glühwein oder auch gebrannte Mandeln gibt. Es ist wichtiger denn je, das jüdische Lichterfest auch mitten in der Gesellschaft zu feiern, findet Mircea Ionescu.

Vor allem seit dem 7. Oktober, wo wir wissen, was für grausame Sachen passiert sind. Nicht nur gegen Juden, gegen alle Menschen, die sich da aufgehalten haben. Wir sehen es als Zeichen, dass in Bremerhaven so etwas möglich ist. Ich bin sehr froh, dass einige Leute einfach vorbei gehen – die nehmen uns nicht mehr als etwas Besonderes wahr. Wir sind in dieser Stadt und gehören dazu. Genau, wie diejenigen, die auf uns gucken.

Mircea Ionescu, Vorsitzender Menorah-Gemeinde