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Diese Bücher aus der Bücherei stehen bei Bremern hoch im Kurs

Wie beliebt sind Bücher bei jungen Menschen in Bremen?

Bild: dpa | Michael Reichel

Heute ist "Tag der Bibliotheken". Damit machen bundesweit Büchereien auf sich aufmerksam. In Bremen greifen ihre Gäste vor allem zu Sachbüchern und Unterhaltungsliteratur.

Der kleine Prinz, 1984 oder doch Harry Potter? Jeden Tag erscheinen neue potentielle Lieblingsbücher – in Deutschland rund 196. Die Zahl an Buchverkäufen sinkt jedoch seit Jahren leicht. Im Durchschnitt greifen aber immer noch mehr als 21 Millionen Menschen in Deutschland mehrmals wöchentlich zum Buch.

Auch die Stadtbibliothek Bremen erfreut sich nach wie vor an zahlreichen lesenden Kundinnen und Kunden, auch wenn die Nutzung in den letzten Jahren insgesamt zurückgegangen ist. 2022 besuchten 2,2 Millionen Bremerinnen und Bremer die Stadtbibliothek, drei Millionen Medien wurden ausgeliehen.

So gefragt ist die Stadtbibliothek Bremen:

Jahresbericht Stadtbibliothek 60.000 Büche r ei-Ka r te Inhaber:innen 16.000 Kinder (bis 11 Jah r e) 8.000 Jugendliche (12 -17 Jah r e) 36.000 E r wachsene (ab 18 Jah r e) 700.000 physisch 1.500.000 vi r tuell 2.200.000 Besucher:innen

Unterhaltung punktet bei Bremerinnen und Bremern

Besonders beliebt ist in Bremen die Belletristik, dazu zählen unter anderem Romane oder Krimis. Lucinda Rileys "Die Toten von Fleat House" oder Camilla Läckbergs "Kuckuckskinder" gehören zu den am häufigsten geliehenen Büchern. Auch die 2022 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnete Biografie "Eine Frau" von Annie Ernaux steht ganz oben auf den Ausleih-Listen. Volker Petri, Geschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels Nord, bestätigt den Eindruck der Bremer Stadtbibliothek: Die Belletristik machte unter den Buchverkäufen in Deutschland im Jahr 2022 immerhin 34 Prozent des Gesamtumsatzes aus.

Auch Buchhändler Sven Odens von der Stadtteilbuchhandlung Buntentor beobachtet, dass bei seinen Kundinnen und Kunden vor allem unterhaltende Literatur punktet. Autorinnen und Autoren wie Ewald Arenz, Dörte Hansen und Juli Zeh werden in der Neustadt gerne und häufig gekauft. Zudem erlebe feministische Literatur aktuell einen Boom. Bücher von Sophie Passmann oder Margarete Stokowski werden beispielsweise häufig gekauft – in der Regel wiederum von Frauen, so Odens.

So viel wird in der Stadtbibliothek ausgeliehen:

Jahresbericht Stadtbibliothek 75.000 80.000 132.500 32.000 75.000 43.000 20.000 1.500 Medieneinheiten Kinder und Jugendliche Medieneinheiten E r wachsene Unterhaltungslite r atur Sachbücher Hörbüche r , Musik-C D , Filme auf D VD u.a. Z eitschriftenhefte

Info zur Grafik: Die Angaben beziehen sich auf die von der Stadtbibliothek Bremen ausgeliehenen Bücher.

Auch Bücher über die Stadtgeschichte sind gefragt

In der Bremer Buchhandlung Lesumer Lesezeit stehen neben zeitgeschichtlichen Romanen auch aktuelle Sachbücher hoch im Kurs, erzählt Inhaberin Svenja Esch. Dazu gehört etwa Michael Lüders neu erschienenes Buch "Moral über Alles". Die Ausleihzahlen der Stadtbibliothek zeigen zudem, dass bei den Bremerinnen und Bremern Titel zur Stadtgeschichte – etwa zur Entwicklung der Häfen und Werften von Asmut Brückmann – sowie Bücher mit Bremen-Bezug beliebt sind.

Spitzenreiter war 2022 Klaus Meyers "Wandern für die Seele in und um Bremen: 20 Wohlfühlwege". Bewegung an der frischen Luft ist, bedingt durch die Corona-Zeit, inzwischen auch für jüngere Menschen attraktiv. So gehört auch das Buch "Glücksorte in Bremen: fahr hin und werd glücklich" von Lena Häfermann zu den häufigen Ausleihen, auch in Zweigstellen der Bibliothek in Huchting, West und Vahr. Ein weiterer Trend: Elternratgeber. Favorit ist hier Familientherapeut Jesper Juul mit seinem Titel "Die kompetente Familie".

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Auch das Angebot der "Onleihe" erfreut sich in der Stadtbibliothek zunehmender Beliebtheit. Gerade ältere Menschen haben ein Interesse daran, eBooks zu lesen. Das Schriftbild ist leicht zu vergrößern und die Titel sind bequem von zuhause aus auszuleihen. Die eBook-Ausleihe führt der Thriller "Selfies" des Dänen Jussi Adler-Olsen an.

Junge Menschen lesen besonders viel – dank BookTok

Junge Menschen lesen eher analog und vor allem viel: Auch wenn die Kaufkraft generell rückläufig ist, sind die Ausgaben unter jungen Buchkäuferinnen und -käufern steigend. Dafür verantwortlich sind laut einer aktuellen GfK-Studie zum Buchkaufverhalten der 16- bis 29-Jährigen soziale Netzwerke, die als Aufmerksamkeits- und Inspirationsquellen dienen. 18 Prozent der Buchkäufe seien von Social Media inspiriert.

Hauptverantwortlich dafür ist "BookTok", so Volker Petri – eine Subcommunity der Social Media App TikTok, die sich ganz auf Literatur konzentriert. Influencer erstellen darin Videos, in denen sie Bücher rezensieren und Empfehlungen aussprechen. Unter dem Hashtag entstehen so regelmäßig virale Trends, die die Buchnachfrage in die Höhe schießen lässt. Eine große Chance für den stationären Handel, sagt Petri.

Auch in der Stadtbibliothek erreichen Titel, die auf BookTok gehypt werden, sehr gute Ausleihzahlen, wie etwa Liebesgeschichten der Amerikanerin Colleen Hoover. Aber auch komplexere Themen wie Rassismus, Umweltschutz oder Mentale Gesundheit werden von jungen Bremerinnen und Bremern häufig geliehen.

Im Kinderbuch-Bereich hat Bremen Einiges zu bieten

Svenja Esch beobachtet in ihrer Buchhandlung in Lesum einen weiteren Trend: "Wunderschön gestaltete farbige Buchschnitte sind inzwischen ein Muss, um die Titel aus dem Bereich 'Young Adult' und 'Young Romance' zu verkaufen". Ein Buchschnitt ist die offene Seitenfläche des Buchblocks, die teilweise bunt bemalt oder bedruckt wird. Auch Sven Olsen ist der hohe Gestaltungsanspruch der Jugendbücher aufgefallen. Neben dem "Romantasy"-Genre seien außerdem englischsprachige Titel sowie Mangas und Graphic Novels in Buchform beliebt, zum Beispiel die "Heartstopper"-Reihe.

In der bundesweit ersten Schwarzen Kinderbibliothek im Steintorviertel werden vorwiegend Bücher geliehen, die Kinder in starken Rollen präsentieren. Im Fokus der diversitätsbewussten Kinderbibliothek stehen Bücher mit Schwarzen Heldinnen und Helden, die oftmals mit Schwarzen Lebensrealitäten verknüpft sind. So kommt etwa das Thema "Afrohaare" häufig vor, sagt Maimuna Sallah, Co-Leiterin der Bibliothek. Aber auch verschiedene Familienformen wie die "Regenbogenfamilie" sind Gegenstand der Geschichten.

Sehr beliebt ist die Buchreihe "Little People, Big Dreams", berichtet Sallah, in der Menschen porträtiert werden, die durch ihr Engagement zu Vorbildern geworden sind. Die Reihe gehört auch in der Bremer Stadtbibliothek zu den Favoriten. Dort sind außerdem "Tiptoi-Bücher" zum Lernen beliebt, sowie Geschichten zu bekannten Figuren wie Lieselotte, die Eiskönigin oder Peppa Wutz.

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Bild: Radio Bremen

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Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 20. Oktober 2023, 19:30 Uhr