So melden Bremerhavener Hafenarbeiter Drogendeals – ohne Todesangst

Schiffe der Maersk-Reederei vor der Stromkaje in Bremerhaven.
Bild: dpa | Oliver Foerstner
  • Anonyme Hinweise gehen direkt zur Staatsanwaltschaft.
  • So soll vor allem die Drogenkriminalität in den Häfen bekämpft werden.
  • Land hält weitere Maßnahmen für nötig, etwa mehr Streifen des Zolls.

Mit dem neuen Meldeportal "Tatort Hafen" will die bremische Justiz nun auf neue Art gegen Drogenkriminalität in den Häfen vorgehen. Justizsenatorin Claudia Schilling (SPD) hat das Projekt nun vorgestellt. Das Portal soll dabei helfen, illegale Machenschaften frühzeitig aufzudecken. Bremerhaven gilt nach Hamburg als der größte Drogenumschlagplatz an der deutschen Küste – erst im Frühjahr hatte der Zoll 500 Kilogramm Kokain entdeckt.

Der Kern von "Tatort Hafen" ist ein Kontaktformular, mit dem Mitarbeitende, Lieferanten oder andere Hafenarbeiter auf Wunsch anonym die Staatsanwaltschaft kontaktieren können – ohne Umwege über den direkten Vorgesetzten oder andere Kollegen. Die Bearbeitung dieser Mitteilungen übernehmen dann zwei neu eingesetzte Dezernentinnen, die bei der Bremerhavener Staatsanwaltschaft das Thema "Hafenkriminalität" betreuen. Auf Wunsch können die Hinweisgeber auf dem Portal auch einen anonymen und verschlüsselten Antwortkanal einrichten.

Screenshot Meldeportal
So sieht die Startseite des Meldportals aus. Bild: Screenshot Justizsenatorin

Die Justiz erhofft sich von dem Portal konkrete Hinweise, zum Beispiel auch auf unmittelbar bevorstehende kriminelle Handlungen: "Die Hinweise könnten uns in die Lage versetzen, uns möglichst schnell aufzustellen. Im besten Fall könnten wir dann schon postiert sein, wenn etwas Kriminelles passiert", sagte Wiebke Reitemeier, Strafrechts-Chefin im Justizressort.

Land wünscht sich weitere Maßnahmen vom Zoll

Die Staatsanwaltschaft sehe sich durchaus auch als Ansprechpartnerin für Mitarbeitende, die selber an kriminellen Handlungen beteiligt seien. Wer in die Organisierte Kriminalität gerate, der komme da so schnell auch nicht mehr heraus: "Wer einmal mitmacht, ist erpressbar", sagt Wiebke Reitemeier. Senatorin Claudia Schilling (SPD) ergänzt: "Wir erleben Fälle, in denen unbescholtene Beschäftigte für viel Geld nur um eine Kleinigkeit gebeten werden – und anschließend skrupellos unter Druck gesetzt werden, weitere Straftaten zu begehen." Das neue Portal könne hier auch einen Austausch darüber ermöglichen, welche Vorteile es für Beteiligte gibt, an der Aufklärung mitzuwirken.

Das Meldeportal soll nur ein Teil der Bekämpfung der Organisierten Kriminalität in Bremerhaven sein. Seit Herbst 2021 bestehe eine behördenübergreifende Arbeitsgruppe, an der auch der Zoll beteiligt sei. Eine operative gemeinsame Ermittlungsgruppe gebe es hingegen noch nicht. Das Land wünscht sich in einem Schreiben an die Generalzolldirektion zum Beispiel mehr "Zollstreifen, die zu jeder denkbaren Zeit im Hafengebiet unterwegs sind." Ob es hierzu bereits Zusagen oder Angebote von der Bundesbehörde Zoll gibt, sagte Claudia Schilling am Mittwoch nicht.

So läuft der Kokain-Schmuggel

Bild: Radio Bremen/OpenStreetMap

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Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Nachrichten, 24. August 2022, 16 Uhr