Bremen sucht mit Wettbewerb nach Entwürfen für Folteropfer-Gedenkort

Laye Alama Condé, Bild aus einer Behörden-Akte (Archivbild)
Bild: Radio Bremen
  • Kulturbehörde sucht Künstlerinnen für die Gestaltung des Gedenkorts.
  • Bewerbungen können bei dem Ressort eingereicht werden.
  • Gedenkort soll an Opfer von Gewalt in Polizeigewahrsam erinnern.

Neben dem Gerhard-Marcks-Haus am Rande der Bremer Innenstadt soll künftig ein Gedenkort mahnen, dass niemand in staatlicher Obhut zu Schaden oder gar ums Leben kommen darf. Auf Beschluss der Bremischen Bürgerschaft hat Bürgermeister und Kultursenator Andreas Bovenschulte (SPD) einen Kunst-Wettbewerb zur Errichtung des neuen Gedenkortes für Folteropfer ausgelobt.

Laye-Alama Condé starb in Polizeigewahrsam

Laye-Alama Condé starb 2004  nach einem Brechmitteleinsatz.
Laye-Alama Condé starb, nachdem ihm Brechmittel verabreicht wurde – auch an ihn soll der Gedenkort erinnern. Bild: Radio Bremen

Hintergrund ist der Fall des westafrikanischen Flüchtlings Laye-Alama Condé. Er starb 2005 in Bremen an den Folgen einer Misshandlung durch Brechmittel im Polizeigewahrsam. Ein Arzt hatte Condé am 27. Dezember 2004 im Auftrag der Polizei zwangsweise Brechmittel und mehrere Liter Wasser eingeflößt. Er wollte damit an verschluckte Drogenkügelchen gelangen. Auch nachdem der Mann aus Sierra Leone bewusstlos wurde, setzte der Arzt die Prozedur fort. Wenig später fiel der 35-Jährige ins Koma. Am 7. Januar 2005 starb Condé.

Brechmittel wurde als Folter-Methode eingestuft

Der Gedenkort soll an die Zeit der Brechmittelvergabe in Bremen von 1991 bis 2005 erinnern und an die vielen hundert Betroffenen dieser staatlichen Zwangsmaßnahme. 2006 stufte der Europäische Menschengerichtshof diese Praxis als Folter ein.

Der von Kultursenator Bovenschulte ausgerufene Wettbewerb sieht zwei Stufen vor: In einem ersten Schritt sind Künstlerinnen und Künstler aufgefordert, ihr Interesse an dem Gedenkort zu begründen. In einem zweiten Schritt urteilt eine Jury über die von sieben Bewerbern eingereichten Pläne für die Gestaltung des Gedenkortes. Einsendeschluss für den ersten Wettbewerbsschritt ist der 31. Januar. Im Herbst nächsten Jahres soll das Kunstwerk dann errichtet werden, teilte die Kulturbehörde mit. Als Budget stehen demnach insgesamt 60.000 Euro zur Verfügung.

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Rundschau am Morgen, 9. Dezember 2022, 8 Uhr