Fragen & Antworten

Bewohner machen gegen Bordell-Ausbau im Bremer Viertel mobil

Der Eingang zur Helenenstrasse

Wird die Bremer Helenenstraße zum Großbordell?

Bild: Radio Bremen

In der Helenenstraße in Bremen könnten neue Modellwohnungen entstehen. Bauanträge wurden bereits eingereicht. Eine Bürgerinitiative geht nun in die Offensive.

Die Bürgerinitiative "Leben im Viertel" ist nicht einverstanden damit, dass in der Helenenstraße neue, größere Gebäude gebaut werden sollen. Die Baubehörde bestätigt: Entsprechende Anträge liegen bereits vor. Anwohner befürchten unter anderem, dass es im Viertel krimineller wird, wenn dort neue Sexwohnungen entstehen. Das und anderes kann man aus einem Flyer herauslesen, den viele im Viertel in den letzten Tagen in ihren Briefkästen hatten.

Woran stört sich diese Bürgerinitiative?

Auf dem Flyer der Bürgerinitiative stehen Stichpunkte wie: Diebstähle, Übergriffe, Überfälle, kriminelles Milieu, Zwangsprostitution, Vervielfachung des Sexangebots, städtebaulicher Schandfleck. Und es die Mitglieder äußern die Befürchtung, dass große Bordelle gebaut werden, noch dazu in der Nähe von Kindergärten und Schulen.

Darüber will die Bürgerinitiative diskutieren, weil sie sich als Anwohner und Anwohnerinnen nicht mitgenommen fühlen. Sie seien nicht eingebunden worden und wollen sich nächste Woche darüber austauschen.

Was ist denn da genau geplant?

Es geht um acht alte Baracken in der Helenenstraße, die eigentlich abbruchreif sind. Zwei Bremer Investoren wollen an deren Stelle zwei neue Gebäude bauen. So sollen insgesamt 23 Wohnungen für Sexarbeiterinnen entstehen. Das sind schon ein paar mehr als jetzt. Deutschlands größtes Bordell würde das aber bei Weitem nicht werden.

Blick in die Helenenstraße (Archivbild)
Die alten Baracken sollen durch zwei neue Gebäude ersetzt werden. Bild: Radio Bremen

Was sagen die Prostituierten dazu?

Nitribitt, das ist ein Verein der sich für die Prostituierten einsetzt, hat da eine klare Meinung: Für die Sicherheit und das persönliche Sicherheitsempfinden ist es von Vorteil, wenn das Sexgeschäft sozusagen im "öffentlichen" Raum stattfindet. Im Notfall ist dann schneller Hilfe da, als wenn das irgendwo ganz anonym stattfindet.

Das ist auch die Haltung der Politik. Sie sagt, man wolle nach Möglichkeit ein Auge auf die Prostitution haben, um zum Beispiel Hilfsangebote für die Sexarbeiterinnen machen zu können.

Ich bin überhaupt keine Freundin von Prostitution. Aber ich sehe, dass das gesellschaftliche Realität ist. Und dann möchte ich, dass die Frauen in einigermaßen angemessenen Umständen arbeiten können.

Hellena Harttung
Ortsamtsleiterin Hellena Harttung

Gibt es dazu konkrete Aussagen aus der Politik zu dem Thema?

Die gibt es tatsächlich. Von Baustaatsrätin Gabriele Nießen heißt es zum Beispiel: "Um die soziale Kontrolle auch gegen Zwangsprostitution besser gewährleisten zu können, ist ein Verbleib der Prostitution in der Helenenstraße der bessere Weg, als eine Verteilung über die ganze Stadt. Dass nach dem geltenden Baurecht künftig mehr Modellwohnungen entstehen können als bisher, hätte auch mit einem eigenen Bebauungsplan kaum rechtssicher geändert werden können. Begrüßenswert ist dieser Aspekt jedoch nicht."

Aus dem Innenressort heißt es: "Der Senator für Inneres hat bekanntermaßen eine sehr kritische Position zur Prostitution. Senator Mäurer hält aber grundsätzlich eine vertiefte Prüfung für erforderlich. Die Helenenstraße ist baulich ein Schandfleck. Bei einer möglichen Umgestaltung sollte aber der Sicherheitsaspekt sowohl allgemein für das Quartier als auch für die dort arbeitenden Frauen unbedingt mit einbezogen werden."

Autor

  • Weingärtner Sven
    Sven Weingärtner Redakteur und Autor

Dieses Thema im Programm: Bremen Next, Next am Nachmittag, 13. April 2023, 16:50 Uhr