Blutspende: Schwulen-Vertreter kritisieren neue Richtlinie

Neue Blutspende-Richtlinie: Was ändert sich dadurch?

Bild: Radio Bremen

Eine neue Richtlinie für Blutspender gilt seit dieser Woche. Schwule Männer sollen so gleichgestellt werden. Doch an den neuen Regeln gibt es Kritik.

Künftig dürfen Menschen nicht mehr wegen ihrer sexuellen Orientierung vom Blutspenden ausgeschlossen werden. Das sieht eine Erneuerung der Blutspende-Richtlinie der Bundesärztekammer vor, die an diesem Montag in Kraft getreten ist.

Die Orientierung und die Geschlechtsidentität spielen nun keine Rolle mehr bei der Risikobewertung. Ab wann genau die neue Regelung in der Praxis angewendet wird, hängt einem Sprecher der Bundesärztekammer zufolge davon ab, wie schnell die Blutspendedienste auf einen neuen Fragebogen umstellen.

Neue Regeln sollen Diskriminierung beenden

Eine Blutkonserve liegt auf einem Blatt, auf dem zur Blutspende aufgerufen wird
Wie sich die neue Befragung auf das Blutspendeverhalten der Bremerinnen und Bremer auswirkt, ist noch offen. (Symbolbild) Bild: dpa | Patrick Pleul

Grundsätzlich soll die Neuregelung die Diskriminierung homosexueller Männer beim Blutspenden beenden.

So wird generell ausgeschlossen, wer in den vergangenen vier Monaten wechselnde Sexualpartner, Analverkehr oder Sex mit beispielsweise HIV-infizierten Personen hatte. Spendenwillige sollen darüber ab sofort konkrete Angaben machen. Auch heterosexuelle Menschen werden künftig konkret nach ihrer Sexualpraxis befragt. Spezielle Ausschlusskriterien für Männer, die Sex mit Männern haben, und für Transmenschen fallen weg.

Ziel der Risikoanalyse ist es, die Übertragung einer Infektion auf den Empfänger einer Blutspende möglichst zu verhindern.

Schwulenvertreter üben Kritik

Allerdings sehen die Deutschen Aidshilfe und Schwulen-Vertreter diese Maßgabe nicht als erfüllt an. Die neuen Kriterien würden die meisten schwulen Männer weiterhin ausschließen, ohne dies klar zu benennen. Auch Arno Oevermann vom Bremer Verein Rat & Tat sieht diese Einschränkungen kritisch. Die Diskriminierung sei dadurch nicht weniger geworden.

Das ist jetzt nochmal neu formuliert und anders verpackt.

Arno Oevermann, Rat & Tat-Zentrum für queeres Leben e.V.

"Wenn man sich anschaut, dass Menschen mit HIV unter Therapie gar nicht infektiös sind, dann braucht man auch eine gesamte Gruppe nicht mehr von der Blutspende ausschließen", sagt Oevermann. Wichtiger seien genauere Bluttests, die etwaige Infektionen ausschließen könnten.

Markus Baulke vom DRK-Blutspendendienst hofft dennoch, dass die neue Regelung der Bundesärztekammer für mehr Spendenbereitschaft sorgt. "Wir wissen nicht, was das für Auswirkungen hat", sagt er. Ob sich manche durch die Befragung abgeschreckt fühlten, ob andere es jetzt als offener empfänden, werde sich zeigen müssen.

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Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 4. September 2023, 19:30 Uhr