"Blutrache"-Mord von Visselhövede: Verurteilter legt Revision ein

Beamte der Spurensicherung sind am 9. Januar 2017 in Visselhövede im Einsatz.

Lebenslange Haft nach tödlichen Schüssen vom Motorrad

Bild: dpa | Daniel Reinhardt
  • Landgericht Verden hatte zwei Männer zu lebenslanger Haft verurteilt.
  • Rolle der beiden Männer bei mutmaßlicher "Blutrache" unklar.
  • Gericht entschied trotzdem in beiden Fällen auf Mord.

Das Landgericht Verden hat in dieser Woche zwei Männer wegen eines Rache-Mordes in Visselhövede zu lebenslanger Haft verurteilt. Einer der beiden hat mittlerweile Revision gegen das Urteil eingelegt. Dass bedeutet, das Urteil wird noch einmal auf Rechtsfehler überprüft.

Nach Ansicht des Landgerichts hatten die beiden heute 32- und 36-jährigen Männer vor rund sechs Jahren ein Mordkomplott gegen einen damals 46-Jährigen geschmiedet. Die Staatsanwaltschaft hatte zuvor dem 36-Jährigen vorgeworfen, 2017 von einem Motorrad aus die tödlichen Schüsse auf das Opfer abgegeben zu haben, um wiederum ein Tötungsdelikt an einem Cousin in Albanien zu rächen. Der 32-Jährige gilt als mutmaßlicher Komplize. Bereits 2018 hatte das Landgericht Verden den Fahrer des Motorrads wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt. Einen weiteren Angeklagten sprach es wegen Mangels an Beweisen frei.

Die Rolle der Angeklagten bleibt unklar

Das Gericht war einer Sprecherin zufolge überzeugt, dass die zwei Angeklagten an der Tötung des 46-Jährigen beteiligt waren. Hinweise auf weitere Beteiligte habe es nicht gegeben. Unklar blieb jedoch, welche Rolle den Angeklagten bei der Tat zukam. Daher ging das Gericht der Sprecherin zufolge zugunsten beider Angeklagten davon aus, dass diese lediglich Mittäter waren. Wegen ihrer eigenen Tatbeiträge würden sie jedoch so bestraft, als hätten sie den Mord selbst begangen.

Ein Angeklagter sitzt vor Prozessbeginn im Gerichtssaal.
Das Gericht war überzeugt, dass die Angeklagten an der Tötung beteiligt waren. Bild: dpa | Sina Schuldt

Die Aufklärung des Falls beschäftigte Polizei und Justiz schon seit Langem. Opfer und Täter in dem Fall waren Albaner. Deutsche Ermittler gehen laut früherer Mitteilung davon aus, dass es sich um einen Fall sogenannter Blutrache zwischen zwei Familien handelte. Demnach hatte der Getötete 2011 in Albanien einen Mann in einer notwehrähnlichen Situation getötet und dafür selbst einige Jahre im Gefängnis gesessen. Die Verwandten des Toten forderten nach den Regeln der sogenannten Blutrache drei Leben von seiner Familie.

Das spätere Opfer floh aus Angst nach Deutschland

Die Beteiligten stammen aus Nordalbanien, wo Blutrache trotz staatlichen Verbots noch praktiziert wird. Der erschossene 46-Jährige floh laut Behörden aus diesem Grund nach Deutschland und tauchte in Visselhövede unter. Dort wurde er im Januar 2017 auf offener Straße mit zahlreichen Schüssen niedergestreckt, die von einem fahrenden Motorrad auf ihn abgefeuert wurden. Er starb wenig später in einem Krankenhaus.

Dieses Thema im Programm: Bremen Vier Vier News, 22. Februar 2022, 18 Uhr