Darum nimmt sich dieser Moster vier Wochen Urlaub zur Saftproduktion

Wohin mit der Apfelernte? Eine Möglichkeit ist, daraus Saft zu machen. In dieser Mosterei im Kreis Cuxhaven herrscht Hochbetrieb – ein Besuch an der Saftpresse.
Herbstzeit ist Erntezeit, insbesondere auch bei Obstbäumen. Apfelbäume hängen voll, die ersten Früchte sind längst auf dem Boden gelandet. Wer soll das alles essen? Geht nicht, zumindest nicht sofort.

Damit der Apfelschatz nicht verkommt, muss er haltbar gemacht machen. Zum Beispiel als Apfelsaft. Wer das zu Hause nicht kann, muss zu einer Mosterei. In Bremen und Bremerhaven gibt es keine, aber im niedersächsischen Umland. Zu Besuch bei einer Mosterei in Spieka im Kreis Cuxhaven.
Auf dem Hof von Tim Ehlers rennen Hühner über die Einfahrt, Schafe grasen hinter einem Zaun, der Hofhund kommt angelaufen, um zu sehen, wer das Gelände betritt. Jan-Hendrik Sibberns aus Dorum hat gerade seinen Wagen geparkt – den Kofferraum voller Äpfel.
Wir haben hier Golden Delicious, wir haben Klaräpfel dabei, wir haben ... was könnte das sein, Elster ist es nicht ... das ist alles Fallobst. Das haben wir am Wochenende mit unserer Familie aufgehoben und freuen uns dann den ganzen Winter über unseren Saft.
Jan-Hendrik Sibberns, Fallobstsammler
Vier Wochen Urlaub für den Saft

Ehlers arbeitet eigentlich im Außendienst für einen großen Lebensmittelproduzenten. Doch im Herbst reicht er immer vier Wochen Urlaub ein, nimmt Zenterweise Äpfel von Sammlern aus der Region an und stellt sich zusammen mit seinem Sohn Keanu an die Saftpresse. Die ist teils Marke Eigenbau und steht in einem großen Raum – es riecht süßlich und die letzten Wespen des Jahres machen sich über Apfelreste her. Ehlers hat eine Menge zu tun.
Wir machen das hier hauptsächlich aus Freude und aus Wertschöpfung. Für uns ist wichtig, dass wir einen guten Ertrag haben und dass wir einen schönen Saft haben, der gut aussieht und der auch lecker schmeckt.
Tim Ehlers, Moster
Doch nicht nur der Saft ist wertvoll, auch die entstandene Fruchtmasse. "Ähnlich wie Apfelmus, wenn Oma das macht", sagt Ehlers. "Mit Kernen und Stielen, die drücken wir aber gleich raus." Das Mus wird in Filtertücher gewickelt, die zwischen Pressplatten liegen. Mit einem Wagenheber wird alles zusammengedrückt. Viel Kraft ist gar nicht nötig.
Top-Ernte – über die Reste freuen sich die Tiere

Der Saft wird inzwischen auf 78 Grad erhitzt und in Pfandflaschen oder in Plastikbeutel abgefüllt. So ist er im Glas Jahre haltbar, sagt Ehlers – im Beutel etwa zwei Jahre. Was vom Apfel übrig bleibt – der sogenannte Trester – kommt als Tierfutter zum Nachbarn, der Schafe hält. Nichts geht verloren, sagt Ehlers. Dieser Nachhaltigkeitsgedanke ist auch Rita und Eckehard Schwarz wichtig, die schon häufiger ihre Äpfel zur Mosterei gebracht haben.
Wir finden es toll, dass wir hundertprozentig wissen, dass wir unsere eigenen Äpfel hier als Saft wiederbekommen und nicht wie im Großhandel alle Äpfel zusammengeschmissen werden. Das ist hervorragender Saft, da ist nicht eine Spritzung dran gewesen, kein Dünger. Also richtig Natur, das schmeckt man wirklich.
Rita Schwarz, Mosterei-Kundin
Mit Blick auf das Erntejahr zeigt sich Ehlers zufrieden – obwohl der Sommer deutlich zu warm und zu trocken war. "Wir haben hier im Land Wursten großes Glück gehabt", sagt er. Zwischendurch habe es Niederschlag gegeben. "Deswegen ist das wohl die Ernte die wir – ich würde sagen – noch nie hatten." Das könne man daran sehen, wie voll die Bäume seien. "Die Äste brechen teilweise ab und auch die Ausbeute an Saft ist pro Kilo besser als in den letzten Jahren – also wir haben ein Top Jahr."
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Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Das Wochenende aus Bremerhaven, 2. Oktober 2022, 10 Uhr