Kigali statt Bremerhaven: Basketballer Breitlauch auf Afrika-Abenteuer

Bild: Radio Bremen | Niko Schleicher

Im Sommer ging Profibasketballer Adrian Breitlauch vier Monate lang in Ruandas 1. Liga auf Korbjagd. Nebenher half der Bremerhavener beim Bau einer Schule.

"Ich habe schon lange den Wunsch gehabt, Basketball in Afrika zu spielen und ein Projekt zu unterstützen. Jetzt erfülle ich mir einen Lebenstraum", sagt Adrian Breitlauch und lächelt. Er sitzt in einem Stuhl auf der Terrasse seines Ein-Zimmer-Appartments, vier Passionsfrüchte vor ihm auf dem Teller. Der 28-Jährige hat einen Rundumblick auf Kigali, die Hauptstadt von Ruanda, dem Land der tausend Hügel. "Man will hier nicht auf den falschen Hügel herauffahren oder laufen – dann wird es lang“, sagt Breitlauch und lacht.

Tatsächlich wirkt Kigali wie eine internationale Großstadt, kommt modern daher. "Die Stadt ist sehr gut strukturiert, sehr sauber und der Verkehr ist sicher", sagt Breitlauch. Ruanda gilt zwar als Vorzeige-Land Afrikas. Vieles aber ist Schein. Wer hier durch die Innenstadt schlendert, kann schnell vergessen, dass Ruanda noch immer eines der ärmsten und am wenigsten entwickelten Länder der Welt ist.

Die ruandische Hauptstadt Kigali aus der Vogelperspektive.
Ausblick auf die Stadt Kigali. Sie wirkt modern, international und gilt als sauberste Stadt Afrikas. Bild: Radio Bremen | Niko Schleicher

Der Bremerhavener Breitlauch hat sich dem Tigers Basketball Club angeschlossen, ohne ein Gehalt zu bekommen. Er will wieder fit werden nach einer Herzmuskelentzündung in Folge einer Corona-Impfung. Drei Monate hatte er keinen Sport machen dürfen. "Da hatte ich ganz schön Glück", schmunzelt der Präsident des Vereins, Franz Shyakar. Er hat die Tigers vor drei Jahren gegründet. "Normalerweise muss man für so einen Spieler wie Adrian ordentlich was bezahlen, denn ein Ausländer, der herkommt, muss einen Unterschied machen." Seine anderen Spieler bezahlt er, übernimmt die Studiengebühren, hilft ihnen bei der Jobsuche. Davon leben können die meisten trotzdem nicht.

Der Basketball in Ruanda entwickelt sich

Im Basketball ist Ruanda genauso Entwicklungsland wie sonst auch. Aber es tut sich was. In Kigali gibt es seit drei Jahren eine hochmoderne Arena, Turniere mit Nationalteams werden hier ausgetragen und seit einem Jahr hat das Land bei den Männern zwei Ligen. Mit Breitlauch will der Klub in die Playoffs. "Er hilft uns total, hat dazu beigetragen, dass wir noch an den Playoffs schnuppern", sagt der Präsident Shyaka. "Wir würden ihn gerne hier behalten. Wir lieben ihn. Er ist ein sehr guter Spieler."

Zwei Basketballmannschaften spielen auf einem Platz in Kigali, Ruanda.
Immer was los am Rafiki-Court in Kigali. Der Eintritt ist frei und Basketball wird immer populärer. Bild: Radio Bremen | Niko Schleicher

Adrian Breitlauch gefällt es hier. "Ich mag einfach die Kultur, das Leben, das ist etwas entschleunigt, auch das ist eine schöne Eigenschaft in meinen Augen. Mir gefallen die Menschen, die sind offen, interessiert", erzählt er. Und der Basketball? "Man könnte es manchmal als wild beschreiben. Es werden viele Bälle nach vorne geworfen. Aber das Spiel ist schnell, physisch, athletisch. Es geht ordentlich zur Sache auf den Courts. Die Schiedsrichter lassen viel laufen. Es ist einfach ein anderer Spielstil."

Die Mehrheit der Spiele steigt draußen unter freiem Himmel und unter Flutlicht auf einem Streetball-Feld. Ist die Partie etwas außerhalb, kommen kaum Zuschauer, obwohl der Eintritt frei ist. Die Anreise ist dann schon zu teuer. Geht es aber auf den Rafiki-Court in der Stadt, dann wird es voll. "Rafiki ist was ganz besonderes", schwärmt Breitlauch. "Da ist ganz viel Laufkundschaft, da sind Zaungäste, Flutlicht, die Menschen stehen um den Court herum, da bleibt kein Platz frei. Das macht einfach Spaß hier zu spielen."

Schulbau-Projekt vor Ort betreuen

Breitlauch ist nicht nur für den Basketball nach Ruanda gekommen. Schon in Deutschland vor zwei Jahren hat er sich engagiert bei einem Schulbau-Projekt. Initiiert hat es Gerd Beckmann vom Rotary-Klub. Gemeinsam haben sie 170.000 Euro an Spenden gesammelt. Jetzt kann Breitlauch den Bau vor Ort weiter betreuen, arbeitet im Koordiantionsbüro der Städtepartnerschaft von Rheinland-Pfalz und Ruanda in der Bauabteilung. Immer wieder besichtigt er die Baustelle. Von der Planung bis zur Fertigstellung wird es gerade mal vier Monate dauern. "Hut ab vor der ruandischen Effizienz", sagt Breitlauch.

Es ist spannend dem Projekt beim Wachsen zuzuschauen und es ist toll, es begleiten zu dürfen.

Adrian Breitlauch
Eine Straße in Kigali, der Hauptstadt von Ruanda.
Noch ein paar Wochen sind die Straßen Kigalis die Heimat von Adrian Breitlauch. Bild: Radio Bremen | Niko Schleicher

Anfang September geht es für Adrian Breitlauch zurück nach Deutschland. Dann spielt er wieder für die Eisbären Bremerhaven in der zweiten Liga. Eine gute Aussicht für den Profi und eine ganz andere als die von seiner Terrasse in Kigali, wenn die Sonne untergeht und die Hügel rot färbt.

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  • Niko Schleicher
    Niko Schleicher

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 9. August, 19:30 Uhr