Werders Risiko-Transfers: Wie lief es bei Keitas Vorgängern?

Werders Neuzugang Naby Keita fällt zum Saisonauftakt aus

Bild: Imago | Beautiful Sports/DeFodi/Nordphoto/Revierfoto/Montage Radio Bremen

Die Bremer haben in den vergangenen Jahren schon einige Spieler mit langer Krankenakte an die Weser geholt. Manchmal ging es gut, manchmal aber auch richtig schlecht.

Die Verpflichtung von Naby Keita hat bei den Werder-Fans einen Hype ausgelöst. Klar war aber, dass ein Haken dran ist, wenn ein Spieler vom FC Liverpool nach Bremen wechselt. Bei Keita sind es seine vielen Verletzungen, die ihm in England immer wieder Probleme bereitet haben. Bei Werder hoffen sie, dass sie dies in den Griff bekommen, doch der Start verlief denkbar schlecht. Am Sonntag hat der Neuzugang sich bereits beim Aufwärmen verletzt – und wird direkt für einige Wochen ausfallen.

Werder hat in den vergangenen Jahren einige Spieler geholt, die sich bei ihren Ex-Klubs häufig mit Verletzungen rumgeplagt haben. Einige Male hat sich das Risiko rentiert. Manchmal griffen die Verantwortlichen jedoch auch daneben.

1 Das Fiasko mit Jóhannsson

Als Franco di Santo ausgerechnet am "Tach der Fans" 2015 von Werder zu Schalke wechselte, brauchten die Bremer Ersatz. Vom AZ Alkmaar verpflichteten sie daher für etwa vier Millionen Euro Aron Jóhannsson, der in der Saison zuvor neun Tore in der niederländischen Liga erzielt hatte. Allerdings hatte der US-Amerikaner auch da schon aufgrund einer Operation am Knöchel, einer Leistenoperation und einer weiteren Knöchelverletzung 13 von 34 Spielen in der niederländischen Liga verpasst.

In Bremen ging es dann direkt katastrophal los. Wenige Wochen nach dem Wechsel plagten Jóhannsson Probleme an den Adduktoren und an der Hüfte. Er kam nur auf sechs Spiele in der Bundesliga, ehe er bis zum Saisonende ausfiel. Bei Werder setzte er sich letztlich nie durch und blieb, wenn er fit war, am Ende meist nur Reservist.

Aron Johannsson am Ball im Spiel gegen Schalke.
Aron Johannsson kam nach seinem Wechsel zu Werder in den ersten sechs Partien zum Einsatz, ehe er prompt bis zum Saisonende ausfiel. Bild: Imago | Baering

Nach dem schlechten Auftakt machten in der Folge der Knöchel, die Knie oder das Sprunggelenk immer mal wieder Probleme. Das Sprunggelenk setzte ihn sogar von April 2018 bis März 2019 außer Gefecht, sodass er in der Saison 2018/19 nur noch auf einen einzigen Einsatz in der Bundesliga kam. Am Ende war Werder froh, als der Vertrag im Sommer 2019 auslief und Jóhannsson den Klub wieder verließ.

2 Sanés Knie haben gehalten

Lamine Sané kam mit dem Ruf nach Bremen, dass es um seine Knie nicht allzu gut bestellt ist. Bei seinem Ex-Klub Girondins Bordeaux machten ihn in den beiden Jahren zuvor jeweils Knieprobleme zu schaffen. Deshalb musste er auch operiert werden.

Lamine Sané im Duell mit Konstantin Rausch.
Bei Lamine Sané hat sich das Risiko gelohnt. Nach anderthalb Jahren in Bremen machte der Innenverteidiger jedoch Ärger. Bild: Imago | Mika Volkmann

Bei Werder ging es insgesamt gut. Sané setzte zwar gelegentlich mit dem Training aus, um die Belastung zu dosieren, absolvierte in seiner ersten Saison aber immerhin 27 Einsätze in der Bundelsiga. Vielleicht auch, weil er aufgrund seiner Vorgeschichte im Frühjahr 2017 auf eine Teilnahme am Afrika-Cup verzichtete. Nach anderthalb Jahren verließ er Werder jedoch im Streit. Weil er seinen Stammplatz verloren hatte, wollte er Bremen verlassen und blieb deshalb unentschuldigt dem Training fern. Werder suspendierte ihn deshalb, wenig später war er weg. An seinen Knien lag dies jedoch nicht.

3 Toprak war oftmals ein Fragezeichen

Zu Beginn seiner letzten Saison bei Borussia Dortmund machte Ömer Toprak ein Muskelfaserriss Probleme. Am Ende kam er nur auf neun Einsätze in der Bundesliga. Vor allem aber, weil er an der hochkarätigen Konkurrenz beim BVB nicht vorbeikam. 6,5 Millionen Euro zahlte Werder im Sommer 2019 an Ablöse für ihn.

Werder-Kapitän Ömer Toprak liegt verletzt auf dem Platz.
Ömer Toprak hatte bei Werder regelmäßig Probleme. Nach dem Aufstieg im Sommer 2022 verließ er Werder. Bild: Imago | Kirchner-Media

Bereits in seiner ersten Saison in Bremen kam er jedoch nur auf neun Einsätze in der Bundesliga. Er zog sich zunächst erneut einen Muskelfaserriss, dann eine Sehnenentzündung und dann einen Syndesmosebandriss zu. Deutlich besser lief es dann in Werders Abstiegssaison 2020/21, in der Toprak aufgrund von Muskelverletzungen lediglich sieben Spiele verpasste und 26-mal in der Bundesliga auf dem Platz stand. Schwieriger wurde es dann in der 2. Liga, in der ihn wiederholt Wadenprobleme plagten. Auf immerhin 21 Einsätze kam er in der Aufstiegssaison noch. Oftmals stand vor den Partien vor seinem Einsatz jedoch ein Fragezeichen.

Werder bot ihm deshalb nach dem Aufstieg nur noch einen stark leistungsbezogenen Vertrag an. Diesen lehnte Toprak ab. Stattdessen wechselte er ablösefrei in die Türkei zu Antalyaspor.

4 Sahin war fit, aber keine echte Verstärkung

Wie nun bei Keita entstand auch im Sommer 2018 ein kleiner Hype, als Nuri Sahin aus Dortmund zu Werder kam. Mit seiner Verpflichtung setzten die Bremer am Ende des Transferfensters ein echtes Ausrufezeichen. Immerhin hatte dieser nicht nur beim BVB, sondern auch bei Real Madrid und dem FC Liverpool gespielt und brachte damit jede Menge Erfahrung mit.

Allerdings hatte Sahin in den Jahren zuvor auch eine stattliche Anzahl an Einträgen in seiner Krankenakte gesammelt. Sehnenreizungen, eine Knie-OP, ein Muskelfaserriss, erneute Knieprobleme und ein Außenbandriss im Sprunggelenk sorgten dafür, dass er zwischen Sommer 2014 und Sommer 2017 nie mehr als maximal neun Einsätze in einer Bundesliga-Saison absolvierte. Deutlich besser lief es für ihn in seiner letzten Saison beim BVB, durch die er ohne Verletzungen kam. Immerhin 18 Einsätze in der Beletage absolvierte er da noch für den BVB. Mehr wurden es aufgrund der großen Konkurrenz in Dortmund nicht.

Nuri Sahin führt den Ball.
Die Gesundheit machte Nuri Sahin in Bremen keinen Strich durch die Rechnung. Trotzdem schrieb er an der Weser keine Erfolgsgeschichte. Bild: Imago | DeFodi

Auch bei Werder kam Sahin lange verletzungsfrei durch. In der ersten Saison absolvierte er 20 Partien in der Bundesliga. Mehr wurden es nicht, da er nicht immer erste Wahl war. Vor allem in der zweiten Saison nahm sein Stellenwert bei Coach Florian Kohfeldt deutlich ab. Offiziell kam er deshalb aufgrund von Hüftproblemen in den acht letzten Spielen der Saison nicht mehr zum Einsatz. Zuvor hatte Kohfeldt ihn dreimal nicht mehr in den Kader berufen. Nach seinem Vertragsende verließ Sahin im Sommer 2020 und ging, wie ein Jahr später Toprak, zu Antalyaspor.

5 Bei Füllkrug ging die Rechnung mit Verspätung auf

Als Werder im Sommer 2019 Niclas Füllkrug von Hannover 96 zurück nach Bremen holte, war auch dies nicht ohne Risiko. Immerhin laborierte der Stürmer zum Zeitpunkt der Verpflichtung noch an einem Knorpelschaden im Knie. Für den damals 26-Jährigen war es bereits der dritte Knorpelschaden in seiner Karriere. Deshalb gab es auch Zweifel daran, ob Füllkrug für Werder wirklich eine zuverlässige Verstärkung sein wird.

Kurz nach seiner Rückkehr verletzte er sich dann auch in Bremen schwer. Im Training zog er sich bei einem Zweikampf mit Benjamin Goller einen Kreuzbandriss zu und fehlte achteinhalb Monate lang. Weil die Saison damals aufgrund der Corona-Pandemie verlängert wurde, konnte er im Schlussspurt noch mitmischen und kam immerhin noch auf acht Partien in der Bundesliga. Auch in der Relegation gegen den 1. FC Heidenheim mischte er in beiden Partien mit.

Niclas Füllkrug im Länderspiel gegen die Ukraine in Bremen dynamisch am Ball.
Niclas Füllkrug hat bei Werder den Sprung in die Nationalelf geschafft. Bild: Imago | Team 2

In der Saison danach machten ihm langwierige Wadenprobleme, ein Zehenbruch und Probleme mit dem Sprunggelenk zu schaffen. Deshalb kam er in der Abstiegssaison 2020/21 nur 19-mal in der Bundesliga zum Einsatz. Lange sah es so aus, als hätte Werder sich bei Füllkrug verzockt, doch in den vergangenen beiden Jahren hat sich das Blatt gewendet. Durch die Saison in der 2. Liga kam er problemlos und absolvierte in dieser 33 von 34 Einsätzen. In der Bundesliga bereitete ihm vergangene Saison am Ende die Wade für einige Wochen Probleme.

Trotzdem mischte Füllkrug in 28 Partien mit. Und dies mit einer Menge Erfolg. Der mittlerweile 30-Jährige schnappte sich durch 16 Tore die Torjägerkanone in der Bundesliga und war zuvor auch bei der WM im deutschen Team die positive Überraschung. Etwa sechs Millionen Euro soll Werder einst für Füllkrug an Hannover bezahlt werden. Falls er in diesem Sommer geht, dürfte der Klub mit ihm deutlich mehr Geld einnehmen. Mit etwas Verspätung hat sich das eingegangene Risiko bei Füllkrug also gelohnt.

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Dieses Thema im Programm: Sportblitz, 17. Juli 2023, 18:06 Uhr