Wieso Werder Stürmer Füllkrug in diesem Sommer verkaufen musste

Werder-Geschäftsführer Frank Baumann schaut vor dem Anpfiff nachdenklich nach oben.

Baumann erklärt: So lief der Werder-Transfer mit Borré

Bild: dpa | Nordphoto / Kokenge

Der Verein sei auch ohne Füllkrug-Verkauf handlungsfähig: Das teilte Werder vor einigen Wochen mit. Geschäftsführer Baumann erklärt nun, dass dem nicht so war.

Im Fußball liegt die Wahrheit eigentlich auf dem Platz, so heißt es. Doch sobald die Transferphase eröffnet ist, da wird die Wahrheit im Fußball zu einem sehr dehnbaren Begriff und der Interpretationsspielraum ein weites Feld.

Nun ist die Transferphase vorbei und plötzlich kommen ganz neue Wahrheiten ans Licht. Wie bei Werder Bremen. Dort wurde während des Sommers von den Verantwortlichen, wie dem Geschäftsführer Sport Frank Baumann, mehrfach betont: "Wir sind handlungsfähig. Es ist nicht notwendig, dass wir erst Spieler verkaufen müssen, bevor wir kaufen."

20 Millionen Euro Transferüberschuss bei Werder

Klare Worte, eigentlich. Rund um das Heimspiel gegen Mainz 05 klang das bei Baumann dann plötzlich ganz anders. "Wir konnten erst tätig werden, als der Transfer von Niclas Füllkrug über die Bühne gegangen war", sagte er bei Bremen Eins. Werder war also doch nicht so handlungsfähig wie behauptet.

Mehr noch, Werder war von Anfang an klar, dass man Füllkrug in diesem Sommer verkaufen muss – ohne Wenn und Aber. Die Vertragsgespräche mit dem Toptorjäger waren daher wohl mehr Alibiverhandlungen.

Bei uns stand der Sommer im Zeichen der wirtschaftlichen Konsolidierung im Vordergrund. Wir haben Transferüberschüsse von über 20 Millionen Euro erzielt. Das war das notwendige Ziel und alternativlos.

Werders Geschäftsführer Sport Frank Baumann bei Bremen Eins

Werder muss "vom negativen Eigenkapital runterkommen"

Alternativlos deshalb, weil den Verein Verbindlichkeiten von knapp 40 Millionen Euro durch Kredite und eine Anleihe drücken. Und das negative Eigenkapital vor dem Jahreswechsel bei 19,4 Millionen Euro lag. Und genau dieser Fehlbetrag hätte Werder in Schwierigkeiten gebracht.

Laut Regularien der Deutschen Fußball Liga (DFL) muss dieser um zehn Prozent pro Geschäftsjahr verbessert werden. Sonst droht eine Strafzahlung im sechsstelligen Bereich und sogar ein Punktabzug in der nächsten Saison.

Im Zwei- bis Dreijahresschnitt müssen wir deutlichen Gewinn machen, damit wir vom negativen Eigenkapital auch irgendwann runterkommen. Deswegen sind wir gerade dabei, unsere Ziele zu erreichen.

Werders Geschäftsführer Sport Frank Baumann im "Kicker"

Nur 6 Millionen Euro für neue Werder-Spieler

Werder stand in diesem Sommer enorm unter finanziellem Druck. Die Beteiligung eines Investors wollte der Verein nicht, daher musste sein bester Spieler verkauft werden, unbedingt. Und so dringend, dass sich die Bremer sogar auf den Verkauf am vorletzten Transfertag einließen und sich selbst damit in arge Bredouille brachten, noch irgendwo her einen Nachfolger aus dem Hut zu ziehen.

Baumann hatte aber keine Wahl, der Transfererlös war – wie er selbst sagte – alternativlos. Nun hat Werder 26 Millionen Euro aus Spielerverkäufen eingenommen, davon allein 14 Millionen Euro für Füllkrug. Ausgegeben haben die Bremer dagegen nur sechs Millionen Euro. Für die Belgier Senne Lynen und Olivier Deman, für zwei und vier Millionen Euro Ablöse. Ergibt einen Transferüberschuss von 20 Millionen Euro für Werder und etwas Luft zum Durchatmen. In den kommenden Wochen liegt die Wahrheit dann vielleicht wieder auf dem Platz.

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Bild: Radio Bremen

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Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Das Wochenende im Stadion, 2. September 2023, 13:40 Uhr