Verein Vorwärts – Bremens ältester Sportverein wird 175
Damals gegründet, um den Tabakarbeitern in Bremen Bildung und Freizeitbeschäftigung zu geben, setzt der Verein heute vor allem auf Gemeinschaft und nicht auf Leistung.
Der Verein Vorwärts ist etwas Besonderes. Hier geht es vor allem um Gemeinschaft, Geselligkeit, nicht um Leistung. 450 Mitglieder zählt der Sportverein, der der älteste noch bestehende in Bremen ist. Im Jahr 1846 gegründet und coronabedingt wird nun das 175. Jubiläum gefeiert.
Die große Party steigt in den Räumen, die der Verein Vorwärts seit 1972 mitten im Herzen der Bremer Innenstadt betreibt, in der Violenstraße vis-à-vis zum Domshof. Gegründet wurde er als Bildungsverein für Fabrikarbeiter aus der Zigarrenherstellung. Damals bildete diese in Bremen die größte Gruppe des Industrieproletariats.
175 Jahre Verein Vorwärts
Frauen des Turnvereins Verein Vorwärts in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in weißen Blusen und langen Röcken bilden vor einem Haus eine Pyramide.
Frauen des Verein Vorwärts beim Sport in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts: bequem sieht anders aus.
Quelle: Ernst Lürs
Blick auf das Haus der Wissenschaft in der Sandstraße in Bremen, frührere Stätte des Verein Vorwärts.
1853 erwarb der Verein Vorwärts das Senatshaus in der Sandstraße, das heutige Haus der Wissenschaft.
Quelle: dpa, Ingo Wagner
Sechs Frauen stehen hintereinander mit hoch gestreckten Armen.
Bewegung an frischer Luft ist gesund – aber zu Beginn der Vereinsgründung gab es Probleme, passende Räumlichkeiten zu finden.
Quelle: Verein Vorwärts von 1846
Herrengruppe in weißen Langarm-Shirts und langen Hosen mit Sportgeräten
Lange Hosen und weiße Shirts waren auch bei den Männern die Sportkleidung der Zeit – allerdings praktischer als die Röcke der Frauen.
Quelle: Verein Vorwärts von 1846
Blick auf ein Turnfest des Bremer Verein Vorwärts zu Beginn des 20. Jahrhunderts, ein paar hundert Menschen in weißen Hemden und langen Hosen aufgereiht als Gruppe.
Turnfeste des Verein Vorwärts zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren Ereignisse, zu denen viele Zuschauer in schicker Garderobe erschienen.
Quelle: Verein Vorwärts
Turnfest mit Arend Rieken am Reck, (um 1935)
Bei diesem Turnfest um 1935 ist Arend Rieken am Reck zu sehen.
Quelle: Staatsarchiv Bremen
Gruppenfoto aus der Vereinsgeschichte
Zu Beginn überwogen die Männergruppen im Verein, viele Bürger Bremens unterstützten den Verein finanziell.
Quelle: Verein Vorwärts von 1846
Gruppenfoto vor der Gastwirtschaft "Zum Lindenkrug", 1905
Versammlungen des Vereins fanden zunächst auch in Gasthäusern statt, wie hier 1905 im "Zum Lindenkrug".
Quelle: Verein Vorwärts von 1846
Haus Vorwärts in Bremen Sandstraße Ecke Wilhadistraße, 1946
Die erste Vereinsstätte, das Haus Vorwärts in der Sandstraße Ecke Wilhadistraße im Jahr 1946 – das Gebäude blieb im 2. Weltkrieg unversehrt.
Quelle: Staatsarchiv Bremen
Männergruppen mit Akkordeon. (1904)
Gruppe mit Akkordeon im Jahr 1904: Musik spielte im Vereinsleben eine große Rolle, es bildeten sich früh auch Gesangsgruppen.
Quelle: Verein Vorwärts von 1846
Blick in die Turnhalle vom Verein Vorwärts, 1944
Bilck in die eigens vom Verein gebauten Turnhalle in der Nähe des Gebäudes in der Sandstraße im Jahr 1944.
Quelle: Staatsarchiv Bremen
Baustelle in der Violenstraße 27, Neubau Verein Vorwärts, März 1973
1973 folgt der Umzug in den Neubau in der Violoenstraße in der Bremer Innenstadt.
Quelle: Staatsarchiv Bremen, Junker
Blick auf das Gebäude des Verein Vorwärts von 1846 in der Violenstraße in der Bremer Innenstadt.
Hinter dieser Fassade in der Violenstraße würde man auf den ersten Blick wohl keine große Sporthalle vermuten.
Quelle: Radio Bremen
Gruppenfoto auf einem Turngerät.
Ein bisschen Flair von damals: Heutige Mitglieder probieren sich an den alten Fotoposen der Jahrhundertwende.
Quelle: Verein Vorwärts von 1846
Große Bildungsnot in der Arbeiterklasse
Der Kaufmann Johann Caspar Koop sowie der Redakteur der "Bremer Zeitung" Karl Theodor Andree wollten 1846 durch bessere Bildung und gezielte Freizeitangebote die schwierigen Lebensumstände der Tabakarbeiter verbessern, die vor allem durch ihren "derben und rauen Ton", Trunksucht und Prügeleien bei den Bremer Bürgern negativ auffielen.
Zwar gab es in Bremen bereits seit 1844 die Schulpflicht, doch in der Arbeiterklasse herrschte Bildungsnot. Am 20. Dezember 1846 fand in der Buchtstraße die erste Versammlung des Bildungsvereins Verein Vorwärts statt, bei der 144 Personen ihren Beitritt erklärten und einen Vorstand wählten.
Erste Vereinsstätte im heutigen Haus der Wissenschaft
Schreiben, lesen rechnen standen erst einmal auf dem Programm, nach einem Jahr kam auch der Turnsport hinzu. Dieser war im Jahr 1811 von "Turnvater" Friedrich Ludwig Jahn begründet, aber erst 1842 von König Friedrich Wilhelm IV. als notwendiger Bestandteil der männlichen Erziehung anerkannt worden.
Der Verein Vorwärts fand zunächst keine feste Stätte, wich für Versammlungen in verschiedene Räumlichkeiten aus, mitunter in Gaststätten. 1853 erwarb der Verein ein Haus in der Sandstraße 5, das heutige Haus der Wissenschaft. Eine Turnhalle wurde gebaut, sowie ein Bibliothekszimmer eingerichtet.
Durch Zukäufe im Laufe der Jahrzehnte besaß der Verein im Jahr 1965 in der Sandstraße das größte zusammenhängende Grundstück in der Bremer Altstadt. 1970 trat er seine Gebäude an die Stadt Bremen ab und erwarb von ihr für den Neubau eines Vereinshauses das Grundstück in der Violenstraße. Bis heute bietet der Verein Vorwärts dort Fitness-, Turn-, Tanz- Reha- und Wandergruppen für alle Altersklassen an.
Susanne Heise – die gute Seele vom Verein Vorwärts
Bild: Radio Bremen
Autorinnen
Dieses Thema im Programm: Sportblitz, 10. Dezember 2013, 18:06 Uhr