Schotter statt Straße: Bremer Radsportlerin mischt Gravel-Szene auf

Weltspitze auf der Schotter-Piste: Bremerin mischt Gelände-Szene auf

Bild: Radio Bremen

Nach langer Verletzungspause ist Profi-Radsportlerin Carolin Schiff von Straßenrennen auf Gelände-Wettkämpfe umgestiegen – und feiert nun Erfolg um Erfolg.

Abseits der Straße startet Carolin Schiff noch einmal richtig durch. Nach langer Verletzungspause hat sich die Bremerin auf dem Gravel-Bike in die Weltspitze gekämpft. Bei den Schotter-Rennen quer durchs Gelände rast die 37-Jährige von Erfolg zu Erfolg. Ihr Glück kann die Radsportlerin nur schwer fassen. "Dass ich die Szene so dominiere, hätte ich mir nicht erträumen können", sagt Schiff im Gespräch mit buten un binnen.

Als Spätstarterin ins Profigeschäft

Radsportlerin Carolin Schiff tritt bei einem Rennen in die Pedale.
Vor zwei Jahren unterzeichnete Carolin Schiff ihren ersten Profi-Vertrag. Damals noch als Straßenfahrerin. Bild: Imago | isslerimages

Erst vor zwei Jahren ist Schiff ins Profigeschäft eingestiegen. Zu der Zeit fuhr die Spätstarterin noch Straßenrennen. Beim niederländischen Traditionsrennen Amstel Gold Race brach sie sich jedoch bei einem Sturz das Schlüsselbein. Der Bruch verheilte nicht, erst Wochen später wurde Schiff operiert und fiel dann monatelang aus. "Direkt nach dem Sturz waren meine Gedanken: 'Das kann ich nicht mehr machen, ich höre auf'", erzählt die Bremerin. 

Doch es kam anders: Ein deutscher Fahrrad-Hersteller bot sich Schiff als Sponsor an – inklusive Reisebudget und einem Gehalt für zwei Jahre. Die Bremerin nahm an, stieg vom Straßenrad aufs Gravel-Bike. Denn Rennen auf der Straße, Rad an Rad mit hohem Tempo – das traute sie sich nicht mehr. "Klar, auch beim Gravel gibt es Risiko, aber nicht in dem Ausmaß wie beim Straßenradsport", so die 37-Jährige.

Sieg beim wichtigsten Gravel-Rennen der Welt

Die Umsattlung sollte sich auszahlen: Beim Unbound, das als wichtigstes Gravel-Rennen der Welt gilt, kam die 37-Jährige als Erste ins Ziel. Die 320 Kilometer lange Strecke im US-amerikanischen Kansas bewältigt sie nach elf Stunden und 50 Minuten. "Ich wusste, dass meine Form gut ist. Aber dass ich auch das Unbound gewinnen könnte, hätte ich nie gedacht", sagt Schiff.

Ich liebe es, meinen Körper an Grenzen zu bringen. Und das habe ich in so einem Rennen jedes Mal.

Radsportlerin Carolin Schiff zu buten un binnen

Mittlerweile kann die Bremerin sogar von ihrem Sport leben. Trotzdem hilft sie weiterhin im Fahrrad-Laden ihres Lebenspartners in der Neustadt aus, arbeitet zudem für einen Fahrradteile-Hersteller aus der Niederlande. "Ich bin nach wie vor nebenher beruflich aktiv, weil ich das nicht aufgeben möchte", sagt Schiff.

Ich kann aber meinen Sport nun mit einem viel beruhigteren Gefühl machen. Wenn ich trainiere, dann kann ich sagen: 'Jetzt gehe ich meinem Beruf nach, jetzt bin ich arbeiten.'

Radsportlerin Carolin Schiff zu buten un binnen

Autor

  • Niko Schleicher
    Niko Schleicher

Dieses Thema im Programm: buten un binnen mit Sportblitz, 25. Juni 2023, 19:30 Uhr