Diese Bremerin ist Deutschlands bedeutendste Karate-Kämpferin

Als Frau unter Männern: Bremer Karate-Pionierin hat sich durchgekämpft

Bild: Radio Bremen

Elke von Oehsen betreibt seit 50 Jahren Karate, kämpfte sich in einer Männer-Domäne durch. Nun ist die 66-Jährige hierzulande die einzige Frau mit dem höchsten Meistergrad.

Elke von Oehsen ist eine Institution im Wadokai-Karate, einem traditionellen Kampfstil. Seit 50 Jahren betreibt die 66-Jährige, die in Osterholz-Scharmbeck vor den Toren Bremens lebt, diesen Kampfsport. Und kämpfen musste sie dabei vor allem gegen viele Widerstände in diesem männerdominierten Sport.

Karate war das Härteste, was ich überhaupt gemacht habe und es war gleichzeitig das, was mir am meisten bedeutet hat. Und deswegen ist alles andere im Leben viel leichter gewesen.

Karateka Elke von Oehsen

Jeden Sonntag trainieren vor allem Schwarzgurt-Träger und höhere Meistergrade unter ihr in Bremen bei Eiche Horn. Denn Elke von Oehsen ist die einzige Frau in Deutschland, die den 8. Dan, also den höchsten Meistergrad, trägt.

"So ziemlich alle Hürden in den Weg gelegt"

Bremer Karateka Elke von Oehsen lächelt bei einem Interview in ihrem Wohnzimmer.
Elke von Oehsen begann vor 50 Jahren mit Karate. Bild: Radio Bremen

"Wir können hier sehr explizit mit sehr hohem Niveau trainieren", sagt Andreas Mörsch, einer ihrer Schüler, "und sie hat Fachkompetenz ohne Ende, das kriege ich woanders so nicht." Das hat sich Elke von Oehsen hart erarbeitet. Mit 16 Jahren hat sie mit Karate angefangen – als einzige Frau in ihrem Verein, als einzige Frau bei Lehrgängen.

"Mir wurden so ziemlich alle Hürden in den Weg gelegt, die man sich vorstellen kann", sagt sie. So hat sie beispielsweise ihr langjähriger Trainer Teruo Kono zu Beginn im Training ein ganzes Jahr lang ignoriert, nie mit ihr geredet.

Bei der WM 1984 im berühmten Budokan dabei

Die 66-jährige Karate-Kämpferin Elke von Oehsen bei einer Übung.
Bei Eiche Horn sind auch heute nur fast Männer in ihrer Trainingsgruppe. Bild: Radio Bremen

Irgendwann, so erinnert sich Elke von Oehsen, hatten sie dann an einem sehr heißen Tag ein Training mit ihr und 14 Männern. "Sieben haben sich hingesetzt, weil sie nicht mehr konnten", sagt sie lächelnd: "Ich stand noch da und da hat er mich nach meinem Namen gefragt."

Später verband sie und Kono eine Freundschaft, sie schrieben gemeinsame Bücher. Als Wettkampf-Karate für Frauen erlaubt wurde, war Elke von Oehsen bei Europameisterschaften und auch der WM 1984 in Japan dabei – in der berühmten Wettkampfstätte Budokan. Die Endrunde verpasste sie damals knapp, dennoch war es ihr sportlicher Höhepunkt.

"War mir bewusst, dass ich die erste und einzige Frau bin"

Inzwischen ist ihre Wettkampfzeit lange vorbei. Doch mit 60 Jahren machte sie die Prüfung zum 8. Dan. Dafür gibt es hohe Anforderungen im Theorie- und Praxis-Teil. Sie benötigte ein Jahr Vorbereitungszeit.

Ich war mir bewusst, dass ich die erste und die einzige Frau bin und das wollte ich auch sein. Deswegen habe ich das zu dem Zeitpunkt gemacht. Ich fühlte, ich war so weit. Wieso sollte ich diesen Zeitpunkt verstreichen lassen?

Karateka Elke von Oehsen

Kämpfe gegen Männer machten sie stark

Sie ist eine Vorkämpferin, auch heute sind in ihren Trainingsgruppen fast ausschließlich Männer. Elke von Oehsen hat die Auseinandersetzung mit den männlichen Sportlern über die Jahre stark gemacht.

Ich musste immer besser sein als die anderen, ich musste härter sein als die anderen. Und natürlich hatte ich immer mit Männern zu tun, die 50 bis 100 Prozent mehr gewogen haben als ich.

Karateka Elke von Oehsen

Den 9. Dan kann man nur noch verliehen bekommen. Und auch wenn mittlerweile rund die Hälfte der Mitglieder im Karate-Verband weiblich sind –Elke von Oehsen bezweifelt etwas, dass sie als Frau diese Ehre erhalten wird.

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Dieses Thema im Programm: Sportblitz, 23. August 2022, 18:06 Uhr