Ex-Werder-Spieler Petersen: Ein besonderer Profi macht Schluss

Bild: Imago | Jan Huebner

Reflektiert, bescheiden, geradeheraus: Einer wie Nils Petersen ist nicht alltäglich im Profifußball. Nach der Saison macht der Rekord-Joker der Bundesliga Schluss.

Ob er in seiner vielen Freizeit ab Sommer lieber als Bücherwurm der "Verblödung" entgegenwirkt oder als Schiedsrichter zur Pfeife greift, weiß Nils Petersen noch nicht.

"Ich glaube, ich werde irgendwas finden, das sich wie ein neues Hobby anfühlt", sagt der Stürmer des SC Freiburg schmunzelnd. Profifußball wird es auf jeden Fall nicht mehr sein, nach der Saison ist Schluss – und Petersen wird als Typ in der Bundesliga eine Lücke hinterlassen.

Er hat eine großartige Karriere gemacht, einen großartigen Weg hingelegt. Er war immer ein total integrativer Faktor. Einfach ein sehr, sehr guter Typ.

Freiburg-Coach Christian Streich

"Ich verblöde seit 10 Jahren"

Petersen sei vor dem Tor "einfach weltklasse" und damit für jüngere Generationen stets ein Vorbild gewesen, so Freiburgs Trainer Christian Streich.  Der gebürtige Harzer sorgte in seinen knapp 16 Profijahren eben nicht nur sportlich als Freiburger Rekordtorschütze, treffsicherster Joker der Bundesliga-Geschichte oder Olympia-Silbermedaillengewinner in Rio für Aufsehen – obwohl er den Elfmeter im Finale gegen Brasilien verschoss.

Auch mit seinem für den Profifußball ungewöhnlichen Blick über den Tellerrand fiel der 34-Jährige, der gerne einfach frei Schnauze redet, immer wieder auf. "Salopp gesprochen", sagte er etwa 2017 in einem denkwürdigen "Focus"-Interview, "verblöde ich seit zehn Jahren, halte mich aber über Wasser, weil ich ganz gut kicken kann."

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"Die schönste Nebensache der Welt"

Fußball-Profi Nils Petersen steht strahlend mit einem Megafon in der Hand im Fan-Block des SC Freiburg.
Nils Petersen wurde 2015 zunächst von Werder Bremen an den SC Freiburg ausgeliehen und danach verkauft. Seither spielte er im Breisgau. Bild: Imago | Jan Huebner

Die Fußballbranche sei "oberflächlich", meinte er, und manchmal schäme er sich sogar, "weil ich so wenig Wissen von der Welt besitze". Dabei ist Petersen, der neben seiner Karriere ein BWL-Fernstudium abschloss und überzeugter Veganer ist, gewiss nicht auf den Kopf gefallen.

Und doch stand er eben als Stürmer mit dem besonderen Instinkt, auch bei seinen Bundesligastationen Bayern München und Energie Cottbus, im Mittelpunkt. Mit 104 Treffern löste er Joachim Löw (83 Tore) als Freiburger Rekordschützen ab, seine 33 Tore als Joker sind Bundesliga-Bestmarke. Von 2012 bis 2015 kickte Petersen auch für Werder Bremen, erzielte dabei in 69 Bundesliga-Spielen 18 Tore für die Grün-Weißen.

Danke allen Fans für die wunderschönen Jahre mit der schönsten Nebensache der Welt, die für mich immer Hauptsache bleiben wird.

Nils Petersen in einem Instagram-Post

Petersen bleibt dem Fußball verbunden

2018 stand Petersen sogar im vorläufigen WM-Kader, es blieb allerdings bei zwei Testspiel-Einsätzen für die Nationalmannschaft. Noch bis Sommer soll trotz bislang weniger Einsatzminuten das ein oder andere Tor für den Sport-Club im Kampf um die erneute Europapokal-Qualifikation und im DFB-Pokal folgen.

Danach werde er "wahrscheinlich als Fan kommen, und auch mal das Stadionbier genießen". Und am vergangenen Wochenende tat sich ja noch eine weitere Option auf, die ihm "Spaß gemacht" hat. 

Zusammen mit dem Mainzer Profi Anton Stach leitete Petersen ein Bezirksliga-Spiel, um Werbung für das Schiedsrichter-Amt zu machen. Dem Fußball will er jedenfalls verbunden bleiben, über Instagram kündigte er an: "Ihr hört von mir. Versprochen." Dessen kann man sich bei Nils Petersen sicher sein.

Dieses Thema im Programm: Sportblitz, 30. März 2023, 18:06 Uhr