Warum Werder-Trainer Schaaf Ailton einen Hamburger servierte

Werders Born erninnert sich an Ailtons Heißhunger auf Hamburger

Bild: dpa | AP Photo / Joerg Sarbach

Ailton war schon immer ein Genussmensch. Und Trainer Thomas Schaaf wusste im Double-Jahr 2004, dass sein Kugelblitz für mehr Tore auch mal sein Wohlfühlessen brauchte.

Es gibt Fußball-Profis, die muss man manchmal ein bisschen an der langen Leine lassen, damit sie auf dem Rasen zur Höchstform auflaufen. Ailton ist das Paradebeispiel. Drastische Strafen, laute Standpauken helfen da als Trainer wenig. Wer möchte schon Ailtons südamerikanischem Zeitgefühl ernsthaft deutsche Pünktlichkeit beibringen? Sinnlos!

Also kam der Brasilianer eben regelmäßig ein paar Tage zu spät vom Heimaturlaub zurück. Na und! Dann reiste Ailton einfach per Taxi zum Werder-Trainingslager auf Norderney hinterher. So war er eben, die Bremer Fans liebten ihn dafür umso mehr. Bis heute.

Ailton: "Aber nix Thomas Schaaf sagen"

Werder-Stürmer Ailton bejubelt mit ausgebreiteten Armen seinen Treffer 2003 im Spiel gegen Wolfsburg.
Doppelpack gegen Wolfsburg: Werders Ailton traf – trotz oder wegen des Hamburgers am Vorabend. Bild: Imago

Und natürlich hatte Kugelblitz Ailton mit dem asketischen Profileben im klassischen Sinne auch nur bedingt etwas am Hut. Sein Kugelbäuchlein wurde sein Markenzeichen, aber schließlich hatte Ailton trotz des Hüftgolds verflixt flinke Beine. Besonders in der Saison 2003/04, als Werder das Double gewann.

Und so ist damals wohl auch diese Szene am Vorabend des 7. Spieltags entstanden, die zu einer süffisanten Anekdote geworden ist. Werder hatte sich wie damals üblich vor Heimspielen im Bremer Parkhotel einquartiert und gemeinsam zu Abend gegessen. Jürgen Born, der frühere Werder-Geschäftsführer, erinnert sich im Podcast "Das Werder-Märchen 2004" daran, was danach passierte. Denn abends um elf Uhr klingelte das Telefon in der Hotel-Küche.

Es war Ailton, der anrief und sagte: 'Mensch, bring doch mal einen riesigen Hamburger hoch, aber nix Thomas Schaaf sagen.'

Jürgen Born, ehemaliger Werder-Geschäftsführer im Werder-Podcast

Ein Hamburger, zwei Tore

Thomas Schaaf war jener Trainer, der nichts von seinem leckeren Mitternachtssnack erfahren sollte. So hatte sich Ailton das gedacht. Doch es kam anders.

Nach einer halben Stunde klopfte es an der Tür. Thomas Schaaf brachte ihm das Essen und sagte: Dafür musst du aber zwei Tore machen.

Jürgen Born, ehemaliger Werder-Geschäftsführer im Werder-Podcast

Und ob es nun trotz oder gerade wegen der zusätzlichen Kalorienbombe passierte – Ailton machte am nächsten Tag tatsächlich zwei Tore gegen Wolfsburg. Werder gewann mit 5:3 und schob sich wieder an die Tabellenspitze. Schaaf wusste eben, dass sein Kugelblitz manchmal etwas Wohlfühlessen brauchte, um sich auch auf dem Platz pudelwohl zu fühlen. Auch wenn dieses Kapitel nicht im Trainerlehrbuch zu finden ist.

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Bild: Radio Bremen

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Dieses Thema im Programm: Sportblitz, 4. Oktober 2023, 18:06 Uhr