Fragen & Antworten

Zieht Werder mit seinem neuen Leistungszentrum nach Niedersachsen um?

Ein Bild des Nachwuchsleistungszentrum von Werder Bremen.
So könnte das neue Werder-Nachwuchsleistungszentrum in der Pauliner Marsch eines Tages aussehen. Bild: Radio Bremen

Werders umfassende Baupläne in der Pauliner Marsch sorgen seit Jahren für Diskussionen. Nun geht die Debatte um die neue grün-weiße Talente-Schmiede in die nächste Runde.

Seit vielen Jahren erhitzt das Werder-Nachwuchsleistungszentrum die Bremer Gemüter. Klar ist: Der Bundesligist ist auf eine neue Talente-Schmiede angewiesen. Unklar ist aber, wo das Zentrum errichtet werden soll. Werder hofft auf einen Neubau in der heimatlichen Pauliner Marsch, Anwohner und Politiker haben jedoch Bedenken.

Zuletzt sollte ein Moderationsverfahren die Konfliktparteien zusammenführen. Wir erklären, wie es mittlerweile um den grün-weißen Zankapfel steht – und warum schon bald frischer Wind in die Debatte kommt.

Warum braucht Werder den Neubau überhaupt?

Das aktuelle Leistungszentrum in der Pauliner Marsch ist – gelinde gesagt – aus der Zeit gefallen. Die in den 1960er-Jahren errichtete Anlage rund um Platz 11 ist marode und wird heutigen Anforderungen nicht mehr gerecht. Werder begreift sich jedoch als Ausbildungsverein, setzt auf nachrückende Talente aus dem grün-weißen Nachwuchs. Ein modernes Leistungszentrum stellt für die künftige Wettbewerbsfähigkeit somit einen wichtigen Bestandteil dar.

Schon im Jahr 2018 stellte Werder daher Pläne vor, die den Bau sowohl eines neuen Leistungszentrums als auch eines zusätzlichen, rund 5.000 Zuschauer fassenden Stadions vorsehen. Die bestehenden Trainingsplätze sollen zudem saniert und erweitert werden.

Animation des neuen Werder Leistungszentrums
Auch ein neues Stadion ist in den Bauplänen vorgesehen. Bild: Radio Bremen

Warum stockt das Bauvorhaben?

Die vorgesehene Bebauungsfläche liegt in einem Überschwemmungsgebiet und somit in einem Bereich, der an strikte Auflagen gebunden ist. Denn für den Fall, dass die Weser die Ufer überschwemmt, dient die Pauliner Marsch als Ausgleichsfläche. Hinzu kommt: Gegen das Projekt gibt es Widerstand vonseiten der Anwohner. Rund 350 von ihnen verfügen über ein im Grundbuch verankertes Vetorecht. Großen Bauprojekten – wozu auch das neue Leistungszentrum zählt – müssen diese Anwohner also zustimmen.

Auch aus der Politik sind kritische Töne vernehmbar. Sorgen bereitet nicht nur die Hochwassergefahr, sondern auch die Kostenfrage. Denn wer einen möglichen Neubau finanziert, ist immer noch unklar. Frühere Schätzungen beliefen sich auf mindestens 30 Millionen Euro. Eine Summe, die Werder kaum allein stemmen kann. Doch ob sich der künftige Senat an der Finanzierung beteiligt, scheint mehr als fraglich.

Was hat es mit dem Moderationsverfahren auf sich?

Um die Konfliktparteien an einen Tisch zu bringen, stellte Werder ein Moderationsverfahren auf die Beine. Vor rund einem Jahr begann die Annäherung mit drei "Beteiligungsspaziergängen", die unter Interessierten und Anwohnern allerdings nur überschaubaren Anklang fanden.

An die Spaziergänge schloss sich eine Workshop-Reihe an. In sieben Sitzungen suchten die Beteiligten nach einer Lösung, mit der sämtliche Konfliktparteien leben könnten. Zur Sprache kamen unter anderem die Notwendigkeit des Neubaus, Hochwasserschutz und Standortalternativen.

Eine Grafik des Neubaus von Werder Bremen.
Die Werder-Pläne sehen umfassende bauliche Veränderungen in der Pauliner Marsch vor. Bild: Radio Bremen

Was passiert als Nächstes?

Im vergangenen Sommer betonte Werder-Präsident Hubertus Hess-Grunewald bei buten un binnen: "Wir haben gesagt, dass wir im Frühjahr 2023 einen politischen Konsens haben wollen, um das Leistungszentrum hier zu errichten. Ich hoffe sehr, dass wir diesen Plan einhalten können."

Die forcierte Frist dürfte inzwischen jedoch vom Tisch sein. Erst vor Kurzem endete der letzte Workshop, die gewonnenen Erkenntnisse wurden bis Dienstagabend in einem Begleitgremium ausgewertet. Anschließend stimmten deren Mitglieder – unter anderem Anwohner, Beiratspolitiker und Vereinsvertreter – über das weitere Vorgehen ab. Die Entscheidung darüber, ob die Moderation fortgesetzt oder ob das Verfahren beendet werden soll, gibt das Gremium aber erst am Freitagvormittag bekannt.

Was geschieht, wenn das Gremium die weitere Moderation ablehnt?

Falls sich das Gremium gegen das weitere Verfahren aussprechen sollte, ist zwar final noch nichts entschieden. Allerdings erhöht sich in diesem Fall die Wahrscheinlichkeit für einen Umzug der grün-weißen Talentschmiede ins niedersächsische Umland – etwa in das immer wieder genannte Weyhe. Denn weitere Bebauungsgebiete, auf denen die grün-weißen Pläne umgesetzt werden könnten, finden sich in Bremen keine.

Sollte sich Werder aber tatsächlich außerhalb der Stadt nach einem neuen Standort für sein Leistungszentrum umschauen müssen, könnte das weitreichende Folgen nach sich ziehen. Sowohl für Bremen als auch den Verein, wie Hess-Grunewald bereits 2018 andeutete: "Dann würden wir nur noch alle 14 Tage für die Spiele zu Besuch ins Weser-Stadion kommen." Soll heißen: Verlässt das Leistungszentrum die Pauliner Marsch, könnten auch die Profispieler mit umziehen – und nur noch für ihre Heimspiele nach Bremen zurückkehren.

Werder Bremen kämpft weiter für sein neues Leistungszentrum

Bild: Werder Bremen

Mehr zum Nachwuchsleistungszentrum in Bremen:

Autor

Dieses Thema im Programm: Sportblitz, 19. Mai 2023, 18:06 Uhr