Bauernproteste: Geht es Ihnen wirklich so schlecht, Herr Schnakenberg?

Bauernproteste: Geht es Ihnen wirklich so schlecht, Herr Schnakenberg?

Bild: Radio Bremen

Ist die Not der Bauern tatsächlich so groß, dass derart intensiv protestiert werden muss? Darüber spricht Felix Krömer mit Carsten Schnakenberg vom Bremer Bauernverband.

Die Proteste der Bauern waren eins der bisher größte Aufreger-Themen des Jahres. Begonnen haben diese bereits im Dezember, nun zogen sie sich über die gesamte vergangene Woche. Am Montag machten die Bauern bei einer Großkundgebung in Berlin ihrem Ärger Luft. Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbands, droht zudem bereits mit weiteren Protesten.

Aus der Bevölkerung gab es für die Bauern bisher überwiegend Zuspruch. Aber müssen diese wirklich immer mit ihren Treckern protestieren? Und ist ihre finanzielle Lage tatsächlich so düster? Über diese und weitere Fragen spricht Felix Krömer mit Carsten Schnakenberg, dem 2. Vizepräsidenten des Bremer Bauernverbandes.

1 Was haben die Bauernproteste gebracht?

Die Demonstrationen der Bauern waren in aller Munde. Es gab eine enorme Solidarität mit ihnen, doch manch einer war auch arg genervt durch die Einschränkungen, die es durch diese gab.

Aber was haben die Proteste bisher eigentlich gebracht? "Insgesamt möchte ich sagen, dass es die Landwirtschaft wieder ein deutliches Stück in die Mitte der Gesellschaft gebracht hat", sagt Schnakenberg. Vor allem von der hohen medialen Präsenz in zahlreichen TV-Beiträgen und auf den Titelseiten der Zeitungen haben die Bauern seiner Auffassung nach profitiert.

Ich glaube, dass viele Mitmenschen die Landwirtschaft anders sehen als noch vor ein paar Jahren.

Carsten Schnakenberg, 2. Vizepräsident des Bremer Bauernverbandes

Welche Forderungen Schnakenberg aktuell an die Politik hat und wie er auf die Unterwanderungsversuche von Rechtsextremen mit Umsturzfantasien bei den Protesten blickt, ist Thema ab Minute 10:05.

2 Müssen die Bauern wirklich mit ihren Treckern protestieren?

Wenn in Deutschland gestreikt wird, passiert dies oftmals mit Warnwesten und Trillerpfeifen. Nicht so bei den Bauern, die sich auf ihre Trecker setzen und damit martialische Bilder produzieren. Die Blockaden haben zudem enorme Auswirkungen auf die gesamte Bevölkerung.

"Das liegt in der Natur der Sache. Wir haben ja nun mal Trecker", sagt Schnakenberg. "Natürlich will man auch die Aufmerksamkeit." Da letztlich nur rund ein Prozent der Bevölkerung direkt in der Landwirtschaft arbeitet, solle den Anliegen durch den Einsatz der Trecker Nachdruck verliehen werden.

Ob nicht weniger Wut und mehr Sachlichkeit dienlicher wäre und was aus der Sicht von Schnakenberg der Landwirtschaft alles bereits vom Staat weggenommen wurde, wird am Minute 15:49 Uhr besprochen.

3 Geht es bei den Protesten nur um die Bauern?

Die Proteste der Bauern stießen in der Bevölkerung überwiegend auf Zustimmung. Bei den Demonstration der Bauern, ganz besonders in Berlin, waren laut der Auffassung von Schnakenberg noch nie so viele Menschen aus dem "vor- und nachgelagerten Bereich" dabei. In einem Bus nach Berlin seien aus Osterholz auch Zimmerleute, Maurer und ein Freund, der in der Automobilbranche arbeitet, mitgefahren.

Solidarität gab es also aus vielen Berufsgruppen. Aber ging es bei den Protesten wirklich noch um die konkreten Anliegen der Bauern? Oder nicht vielmehr darum, dass alle einmal ihrem generellen Frust über die aktuelle Lage Luft machen?

Grundsätzlich ist eine große Unzufriedenheit da.

Carsten Schnakenberg, 2. Vizepräsident des Bremer Bauernverbandes

"Das können wir ja nicht aufhalten", glaubt Schnakenberg. Was Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) aus seiner Sicht falsch und was wiederum Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) im Umgang mit der Bevölkerung deutlich besser macht, erklärt Schnakenberg ab Minute 19:40.

4 Welche finanziellen Folgen gibt es für die Bauern?

Die Bauern haben es satt, dass der Rotstrich bei ihnen angesetzt wird. Hinter der Landwirtschaft liegen mit 2022 und 2023 aber gleich zwei finanzielle Rekordjahre in Folge. "Die haben die Betriebe aber auch dringend gebraucht", betont Schnakenberg, denn zuvor habe es auch schlechte Jahre gegeben.

Dass es zuletzt gut lief, liegt für ihn unter anderem am hohen Milchpreis am Weltmarkt. Beachtet werden müsse jedoch auch, dass die Bauern viele der Betriebsmittel noch in der Phase vor dem Ukraine-Krieg zu seinerzeit besseren Konditionen eingekauft hätten. Nun lägen die Kosten jedoch höher. Wie hoch sein jährlicher Umsatz ist und welchen Anteil bei ihm die Subventionen ausmachen, verrät Schnakenberg ab Minute 26:30.

5 Ist die Ampel-Regierung wirklich an allem schuld?

Die finanziellen Einschnitte bei den Bauern haben für die Proteste gesorgt. "Wir haben kein Einnahmenproblem, sondern ein Ausgabenproblem. Wir haben Rekordsteuereinnahmen. Und die Politik kommt mit dem Geld einfach nicht klar", ärgert sich Schnakenberg. Dabei verweist er auf die geplante Erweiterung des Bundeskanzleramts und das Schaffen von neuen Beamtenstellen in den Ministerien seitens der Bundesregierung.

Gleichwohl sieht Schnakenberg für die Probleme der Bauern nicht die volle Verantwortung bei der Ampel-Regierung. "Wir hatten 16 Jahre ein CDU-Landwirtschaftsministerium. Die haben sich auch nicht unbedingt mit Ruhm bekleckert. Das muss man ganz klar sagen." Was ihn derzeit an den Grünen, die in Berlin das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft führen, stört und welche bürokratischen Hürden er nicht nur für die Bauern sieht, berichtet Schnakenberg ab Minute 44:57.

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Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 20. Januar 2024, 19:30 Uhr