Zu hohe Energiekosten: Bremer "Sportwelt" schließt zum Jahresende

Bild: Radio Bremen

In der "Sportwelt" im Bremer Stadtteil Woltmershausen gehen am Ende des Jahres vorzeitig die Lichter aus. Mit dem 1. Bremer SC sucht ein Squash-Bundesligist nun eine neue Heimat.

Zu Beginn der vergangenen Woche hatten die Mitglieder der "Sportwelt" in Bremern-Woltmershausen bittere Gewissheit. Dass sie sich alsbald von ihrem Fitnesszentrum verabschieden müssen, war ihnen zwar schon zuvor klar, da auf dem Gelände Wohnkomplexe gebaut werden sollen. Doch nun wird die Schließung vom 30. September 2023 auf den 31. Dezember dieses Jahres vorgezogen. Grund sind die hohen Energiepreise.

"Wir haben uns entschieden, diese wirtschaftliche Unvernunft zu beenden", sagt Clubmanager Michael Garms im Gespräch mit dem Sportblitz. Bereits durch die Lockdowns während der Corona-Pandemie habe die "Sportwelt" 20 Prozent ihrer Mitglieder verloren und habe dies später nicht wieder aufholen können. Dadurch allein würden pro Monat im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie 30.000 Euro weniger zur Verfügung stehen. Durch die steigenden Energiepreise wird darüber hinaus nun mit monatlichen Mehrkosten von 20.000 Euro kalkuliert. So sei die Anlage schlichtweg nicht mehr ansatzweise kostendeckend zu führen. Garms würde sich daher mehr Unterstützung durch die Politik wünschen, sagt er.

Was aktuell betrieben wird, reicht in meinen Augen nicht aus, um mittelständische Unternehmen dauerhaft rentabel zu betreiben. Es geht ja gar nicht darum, dass wir ein Heidengeld verdienen wollen aktuell. Wir müssen alle sicherlich Abstriche machen. Jetzt geht es nur noch um das eigene Überleben für viele.

Michael Garms, Clubmanager der Sportwelt

Mangel an Schwimmkursen dürfte sich verschlimmern

Dem Bremer Breitensport fällt mit dem Ende der "Sportwelt" ein vielseitiges Angebot weg. Schließlich gehört zu dieser unter anderem auch ein Schwimmbecken, in dem Kinder Schwimmkurse absolvieren können. An Plätzen für diese mangelt es in der Stadt ohnehin schon erheblich.

Zu sehen ist das Schwimmbad in der Bremer "Sportwelt".
Mit der Schließung der Sportwelt geht auch das dortige Schwimmbecken verloren. Bild: Radio Bremen

40 Kinder pro Kurs, berichtet Garms, konnten hierbei bisher das Schwimmen lernen. Die Nachfrage sei jedoch so groß, dass eigentlich 120 Plätze pro Kurs nötig wären. Auch bei den Schwimmkursen gingen die Kosten jedoch durch die Decke, da das Becken für die Kinder auf eine höhere Temperatur erhitzt werden müsse. Zudem wird das Schwimmbad auch für Reha-Sport genutzt. Rund 700 Kunden kommen laut Garms pro Woche in das Bad. Seiner Auffassung nach ist die Stadt Bremen bei diesen nun in der Pflicht, eine Nachfolgeregelung zu finden. Doch alle nun in einem anderen Schwimmbad unterzubringen, werde wohl sehr schwer.

  • 3.500 Kinder in Bremen warten auf einen Platz im Schwimmkurs

    Die Badesaison beginnt und leider können viele Kinder in Bremen nicht schwimmen. Der Anteil der Nichtschwimmer ist durch die Pandemiejahre besonders hoch.

Squash mit dicker Jacke?

Zu sehen ist ein Squashfeld in der "Sportwelt".
Bis Ende März wird der 1. Bremer SC noch in der "Sportwelt" spielen dürfen. Bild: Radio Bremen

Eine neue Heimat muss sich durch das Aus für die "Sportwelt" mit dem 1. Bremer SC auch ein Squash-Bundesligist suchen. "Die Winter-Saison ist für den Verein gesichert", so Garms. "Bis Ende März kann gespielt werden." Dies will das Team laut dem Bundesliga-Verantwortlichen Wilhelm Eickforth auch, falls im Kalten gespielt werden muss. "Dann müssen sie eben in einer dicken Jacke spielen. Das werden sie auch verstehen", ist er sich sicher. Durch die Energiekrise, glaubt Eckforth, werden auch noch alle anderen Squash-Bundesligisten Probleme bekommen, sofern sie in kommerziellen Anlagen spielen. Dies gelte aber generell auch für alle anderen Sportvereine.

Dieses Damoklesschwert schwebt bundesweit. Das gilt nicht nur für Bremen. Das, was auf uns jetzt zukommt, wird alle Vereine treffen. Da sehe ich Handlungsbedarf, wenn Sport noch gewollt ist.

Wilhelm Eickforth

Diese Auffassung vertritt auch Alexander Wulf, Pressesprecher des Deutschen Sportstudio-Verbandes. Er betont, dass die wirklichen Auswirkungen der Energiekrise erst in den kommenden Monaten deutlich werden würden. Für viele Unternehmen sei es dann nicht mehr möglich, das derzeitige Angebot aufrechtzuerhalten.

Umzug nach Niedersachsen?

Für den 1. Bremer SC bedeutet das vorzeitige Aus der "Sportwelt", dass nun früher als gedacht eine neue Heimat gesucht werden muss. Zur Not würde der Klub auch nach Niedersachsen gehen, sagt Eickforth. "Aber das ist das letzte, was ich möchte." Stattdessen wird gehofft, auch weiterhin im Stadtteil Woltmershausen bleiben zu können.

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Dieses Thema im Programm: Sportblitz, 13. September 2022, 18:06 Uhr