Warten auf Therapieplatz: Welche Alternativen gibt es in Bremen?

Immer mehr Menschen suchen psychotherapeutische Hilfe, werden aber oft mit langen Wartezeiten konfrontiert. Wir stellen weitere Möglichkeiten in Bremen vor.

Im Falle einer psychischen Erkrankung fällt es Betroffenen meistens schwer, sich aktiv Hilfe zu suchen. Hinzu kommt, dass die Therapieplatzsuche mit monatelangen Wartezeiten verbunden ist. In Bremen gibt es einige Angebote, die entweder Alternativen zur herkömmlichen Psychotherapie darstellen oder bei der Suche nach einem Therapieplatz helfen.

Oftmals scheint der Weg zu einem Therapieplatz aufwendig. Inzwischen gibt es aber zumindest für eine erste psychotherapeutische Sprechstunde einen unkomplizierten Weg: Über die Terminservicestelle (TSS) der Kassenärztlichen Vereinigung unter der Rufnummer 116117. Diese Sprechstunde bedeutet allerdings nicht sofort einen Therapieplatz, es kann trotzdem noch zu langen Wartezeiten kommen.

Therapieboxen zur Verbindung von Psyche und Körper

Wer sich vorstellen kann, sich über eine Gesprächstherapie hinaus mit der eigenen mentalen Gesundheit auseinanderzusetzen, ist bei Janna Rohloff, Gründerin des gemeinnützigen Vereins "brynja", genau an der richtigen Adresse. Die 36-jährige bietet Präventivhilfe für psychische Erkrankungen an, unter anderem in Form von therapeutischem Boxen.

Aber auch andere, kulturelle Angebote, wie Workshops in Gestaltung oder Meditation gehören mit zu den Angeboten von "brynja". Auch wer Unterstützung bei der Suche nach der richtigen Therapieform oder Einrichtung benötigt, kann bei dem Verein in der Neustadt Hilfe anfordern.

Wir sagen, brynja ist ein Fitnessstudio für die Psyche.

Janna Rohloff, Gründerin des Vereins brynja

Beratungsstellen ohne lange Wartezeiten

Es gibt verschiedene Anlaufstellen in Bremen, die dabei unterstützen, die Wartezeit bis zum Therapiebeginn zu überbrücken. Zu diesen Angeboten gehört die Psychotherapie am Institut für Psychologische Psychotherapieausbildung (IPP) an der Universität Bremen.

Immer zum ersten Werktag des Monats können Interessierte einen Termin für eine Sprechstunde vereinbaren, bei dem über das weitere Vorgehen zur Lösung des jeweiligen Problems beraten wird. Beraten wird von Psychologen in der Weiterbildung zum Psychotherapeuten. Dabei wird versucht, möglich zeitnah zu arbeiten, sodass langes Warten verhindert werden kann.

Auch im Mädchenhaus Bremen gibt es flexible Beratungsangebote. Das therapeutische Angebot gilt für Mädchen und junge Frauen aus Bremen im Alter von zehn bis 26 Jahren. Das Mädchenhaus ist eine Beratungsstelle gegen Gewalt. Bianca Gerdes, Psychotherapeutin am Mädchenhaus, erklärt:

Grundsätzlich sind Mädchen mit allen Themen oder Anliegen im Mädchenhaus willkommen.

Bianca Gerdes, Psychotherapeutin am Mädchenhaus Bremen

Angeboten werden Einzelberatungen mit Terminabsprache, aber auch eine offene Beratungszeit ohne Termin, jeweils mittwochs von 14 bis 16 Uhr. Zusätzlich kann online über einen Chat-Kontakt beraten werden. Daneben gibt es auch Gruppenangebote wie Workshops oder Infoveranstaltungen. Für akute Krisensituationen stellt das Mädchenhaus zusätzlich ein Nottelefon (0421 341120) zur Verfügung, das Tag und Nacht erreichbar ist.

Soforthilfe bei Krisensituationen in der Nacht

Eine Art Nottelefon bietet auch das Nachtwerk Bremen. Da die psychische Belastung nachts oft besonders groß ist, können Betroffene über das Krisentelefon (0421 95700310) Unterstützung suchen. Das Telefon ist in der Woche von 21 Uhr (am Wochenende von 17 Uhr) bis halb neun am Morgen aktiv. Sowohl Beratung, Orientierungshilfen, aber auch einfaches Zuhören gehören zu den Hilfeleistungen des Nachttelefons.

Teil des Nachtwerks ist das Nachtcafé, das sich in den Räumen der Tagesstätte West in Walle befindet. Geöffnet ist das Café Dienstag bis Sonntag von 20 Uhr bis 1 Uhr. Ähnlich wie beim Nottelefon, geht es hier besonders darum, Krisen vorzubeugen. Neben der Möglichkeit für Gespräche und gemeinsame Aktivitäten der Besucher stehen jede Nacht Mitarbeiter zur Verfügung, die Beratung bieten können.