"Oma, mein Handy ist weg": Die häufigsten Betrugs-Maschen in Bremen

Eine Frau hält einen Telefonhörer in der Hand.
Oft geben sich Betrüger am Telefon als Polizeibeamte aus. Bild: dpa | Christin Klose

Schockanrufe, Trickdiebstähle oder Whatsapp-Maschen – laut Polizei wählen Täter gezielt ältere Menschen als Opfer für Betrugsversuche. Wir erklären die gängigsten Maschen.

Immer wieder werden ältere Menschen Opfer von Trickbetrügerein. Im Jahr 2021 hat die Polizei Bremen 1.180 versuchte Straftaten zum Nachteil älterer Menschen registriert. Die gute Nachricht: Nur jeder fünfte Versuch erfolgreich.

Seit Ende 2020 sind die Zahlen rückläufig. Fünf Jahre zuvor gelang Trickbetrügern noch jeder vierte Versuch. Die Polizei vermutet, dass der Grund für den Rückgang die pandemiebedingte Ausnahmesituation sein könne. Mehrere Lockdowns und die Möglichkeit des Arbeitens von Zuhause haben die Tatmöglichkeiten eingeschränkt.

Polizei gelang Schlag gegen Call-Center-Betrüger

Eine Rolle könne laut Polizei aber auch spielen, dass eine Gruppe von Tätern festgenommen worden ist. Sie war auf den Call-Center Betrug spezialisiert und haben sich als falsche Polizisten ausgegeben. Größtenteils sind die mutmaßlichen Täter in Bremen aufgewachsen. Gegen sie läuft ein Verfahren. Mit der Festnahme wurde auch das Vermögen in Millionenhöhe beschlagnahmt.

Zur Vorsicht mahnt die Polizei trotzdem. Besonders Schockanrufe, bei denen sich die Täter als Polizisten ausgeben, seien weiterhin Gang und Gäbe.

1 Whatsapp-Masche

Hallo Oma, ich bin's. Mein Handy wurde leider geklaut, deshalb hab ich eine neue Nummer. Die alte kannst du löschen.

Fiktive Nachricht

Immer häufiger werden der Polizei Betrugsversuche via Messenger-Diensten wie Whatsapp oder SMS gemeldet. Auch in Bremen komme das häufig vor.

Die Täter geben sich als Familienangehörige – meist Kinder oder Enkelkinder – aus. Sie schreiben den Opfern, sie hätten eine neue Nummer, weil das bisherige Telefon kaputt gegangen sei. Sie könnten nun nicht mehr auf das Online-Banking zugreifen, müssten aber rasch eine Überweisung leisten. Die angeblichen Familienangehörigen bitten dann die Opfer, diese Zahlung für sie vorzustrecken.

Bei dieser Masche wird manchmal auch emotionaler Druck aufgebaut. Die Betrogenen merken es laut Polizei vielfach erst zu spät, dass sie von Straftätern hereingelegt worden sind.

2 Trickdiebstahl: Falscher Handwerker

Ein Unbekannter steht an einer Wohnungstür und klingelt.
Trickdiebe an der Haustür gehen in der Regel sehr geschickt vor. Sie suchen sich ihre Opfer gezielt aus, erzeugen schnell einen vertrauenserweckenden Eindruck. Bild: Radio Bremen

Möchte ein nicht bestellter Handwerker oder andere Fremde Eintritt in die Wohnung erhalten, könnte dies eine Masche von Trickdieben sein.

In diesem Fall geben sich die Diebe als angebliche Handwerker oder Mitarbeiter von Versorgungsunternehmen aus. Sie verschaffen sich unter Vorwänden Zutritt zur Wohnung. Das können beispielsweise die Überprüfung der Wasserleitung oder auch ein dringendes Telefonat oder Durst sein, teilt die Polizei mit.

Dabei werden die Opfer laut Polizei meist für längere Zeit in einem Raum beschäftigt. In dieser Zeit durchsucht dann entweder die eingelassene Person selbst oder ein Komplize die Wohnung nach Wertgegenständen.

Die abgelenkten Opfer bemerken die Diebstähle meistens erst, wenn die angeblichen Handwerker die Wohnung wieder verlassen haben. Generell gilt laut Polizei: Niemals Fremde in die Wohnung lassen.

3 Schockanrufe

Eine ältere Frau am Telefon.
Vor allem ältere Menschen fallen auf Trickbetrug per Telefon herein. Bild: Imago | Sven Ellger

Eine Betrugsmasche taucht immer wieder in Varianten auf: der Schockanruf. So geben sich die Betrüger am Telefon als Polizeibeamte aus und behaupten beispielsweise, eine nahestehende Person hätte jemanden überfahren. In der Folge wird von den Angerufenen ein hoher Geldbetrag verlangt, um die angeblich in den Unfall verwickelte Person vor dem Gefängnis zu bewahren. Diese Masche gibt es in verschiedenen Varianten. Sie soll das Opfer dazu bringen, den Tätern Geld oder Wertgegenstände auszuhändigen oder zu überweisen.

Ähnlich wie bei der Whatsapp-Masche wird das Opfer am Telefon stark unter emotionalen und zeitlichen Druck gesetzt wird, um es zu unüberlegten und schnellen Entscheidungen zu drängen – wie das Abheben von Bargeld bei der Bank und die Übergabe an die involvierten Komplizen.

Manche Betrüger setzen mitunter auch auf die Kombination verschiedener Betrugsmaschen: So folgt auf den Anruf eines absichtlich offensichtlichen Enkeltrick-Betrügers ein Anruf eines vermeintlichen Polizeibeamten, der nach dem betrügerischen Enkel fahndet.

4 Falsche Polizeibeamte

Ein weiteres sehr aktuelles Phänomen sind Anrufe von angeblichen Mitarbeitern von Interpol oder dem Bundeskriminalamt.

Wenn das Telefon klingelt, hört die angerufene Person eine englischsprachige Computer-Stimme, die vortäuscht, der Anruf wäre von der Polizei, von Interpol oder Europol.

Polizei Bremerhaven
Ein Telefonhörer ist vor einem Plakat der Polizei mit der Aufschrift "Achtung: Hier spricht nicht die Polizei" zu sehen. Das Plakat der Polizei warnt vor Betrügern, die sich am Telefon als Polizisten ausgeben.
Wenn eine vermeintliche Polizeibehörde Sie per Computer-Stimme zu Anweisungen auffordert, legen Sie am besten direkt auf. Bild: dpa | Martin Gerten

Die Bandansage gibt vor, dass mit dem Ausweis der angerufenen Person ein Problem bestünde, beispielsweise im Zusammenhang mit dem Bankkonto oder einem Ermittlungsverfahren. Die Angerufenen werden dann aufgefordert, eine Ziffer zu drücken, um zu einem Mitarbeitenden der Polizei weitergeleitet zu werden. Würde man eine Auskunft verweigern, müsse man unter Umständen mit fünf Jahren Haft rechnen.

Offensichtlich werden in solchen Gesprächen persönliche Daten abgeglichen, aktualisiert oder zusätzlich in Erfahrung gebracht, die dann für weitere Straftaten Verwendung finden können. Bei ihren Anrufen nutzen die Täter ein spezielles technisches Verfahren, weshalb ihre Opfer eine tatsächlich zu Europol oder einer deutschen Polizei-Dienststelle gehörende Telefonnummer angezeigt bekommen.

Deshalb ist es wichtig sich zu merken: Die Polizei ruft niemals unter der Polizeinotrufnummer 110 an. Dies ist ein Indiz für einen Betrug.


So können Sie sich schützen vor

1 Telefonbetrug

Wenn bei Ihnen das Telefon mit einer unbekannten Nummer klingelt und direkt eine Bandansage zu hören ist, legen Sie sofort auf. Drücken Sie währenddessen keine Ziffern oder lassen sich in ein längeres Gespräch verwickeln. Besonders nicht, wenn hierbei Druck auf Sie ausgeübt wird und es schwer wird aufzulegen. Wichtig ist, dass Sie keine sensiblen Daten herausgeben. Folgen Sie keiner Aufforderung oder übergeben Geld an unbekannte Personen.

Falls es schwer ist, das Gespräch einzuordnen, dann achten Sie auf Auffälligkeiten. Spricht Sie der Gegenüber anders an als sonst? Wird zwischen "Du" und "Sie" gewechselt? Zur Überprüfung und Vergewisserung können Sie auch Fangfragen stellen, die nur die "echte" Person beantworten kann. Als kleinen Tipp: Sie können, zum Beispiel, ein Codewort mit Verwandten verabreden, welches im Zweifelsfall genannt werden muss.

Sollten Sie auf eine Masche hereingefallen sein, erstatten Sie bei Ihrer örtlichen Polizei Anzeige. Recherchieren Sie dafür eigenständig die Telefonnummer der Polizeidienststelle und wählen Sie die Nummer selbst. Benutzen Sie auf keinen Fall die Rückruftaste.

2 Trickdiebstahl

Bevor Sie die Tür öffnen, erkundigen Sie sich, durch das Fenster, Türspione oder Gegensprechanlagen, wer zu Ihnen will. Im Fall von unangekündigten Handwerker-Besuchen lassen Sie sich Ausweispapiere zeigen und halten Sie telefonisch Rücksprache mit dem Unternehmen. Jeder seriöse Handwerker oder Ableser hätte Verständnis dafür, wenn er zunächst warten müsste.

Falls Sie sich unwohl fühlen, dann bitten Sie darum, dass die fremde Person zu einem späteren Zeitpunkt wiederkommen soll, wenn Vertrauenspersonen, beispielsweise Nachbarn oder Angehörige, anwesend sind. Zeigen Sie fremden Personen keine persönlichen Unterlagen oder Wertgegenstände in Ihrer Wohnung.

Wie der Kriminaldauerdienst in Bremen Verbrechen auf den Grund geht

Bild: Radio Bremen

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Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 19. Januar 2022, 19:30 Uhr