Kein Mars mehr in Bremens Supermarktregalen: Hersteller will mehr Geld

Wegen eines Streits um Preise hat der Konzern mit Sitz in Verden Lieferungen an Rewe und Edeka eingestellt. Neben Schokoriegel-Fans trifft das auch Haustierhalter.

Wegen eines Streits um Preise hat der US-Lebensmittelhersteller Mars, dessen Deutschland-Tochter in Verden sitzt, Lieferungen an die Supermarktketten Rewe und Edeka sowie deren Discounter Penny und Netto eingestellt. Von dem Lieferstopp betroffen sind auch Bremer Einzelhändler.

"Seit drei Wochen bekommen wir keine Ware mehr von Mars", sagt Andreas Jastrebow, der zwei Edeka-Märkte in Bremen führt, einen in der Vahr, einen in Schwachhausen. Zu den nicht mehr gelieferten Produkten zählen neben Mars-Riegeln auch Produkte der Marken M&M sowie Tierfutter der Marken Frolic, Sheba und Whiskas.

Supermärkte setzen auf Alternativen

Für Jastrebow ist der Lieferstopp bislang zwar kein großes Problem – der 52-Jährige stellt stattdessen Alternativprodukte in die Regale. Allerdings würden derzeit auch von anderen Herstellern weniger Produkte geliefert, sagt er.

Wir haben allgemein ein Problem, die Regale voll zu bekommen.

Andreas Jastrebow, Betreiber zweier Bremer Edeka-Märkte
Edeka-Marktführer Andreas Jastrebow aus Bremen vor Regalen
Andreas Jastrebow befüllt die für Mars-Produkte vorgesehenen Plätze in seinen Supermärkten jetzt anders. Bild: Andreas Jastrebow

"Seit dem Sommer ist es so, dass nur rund 70 Prozent der bestellten Ware bei mir ankommt", sagt Jastrebow. Zu den Gründen zählten beispielsweise Lieferschwierigkeiten bei den Herstellern, aber auch fehlende Lkw-Fahrer. "Auch Taschentücher sind derzeit zum Beispiel Mangelware", sagt Jastrebow. Seit dem Sommer sei der Umsatz in seinen beiden Märkten um fünf Prozent zurückgegangen.

Edeka und Rewe lehnen Forderungen "strikt" ab

Die Edeka-Gruppe möchte sich auf Nachfrage von buten un binnen zwar nicht zu laufenden Gesprächen mit einzelnen Markenherstellern äußern. Der Konzern betont allerdings, dass derzeit der eigene Auftrag, "die Versorgung der Menschen mit hochwertigen Lebensmitteln zu angemessenen Preisen sicherzustellen", gefährdet sei. "Die Markenindustrie gefährdet diesen Auftrag aktuell in erheblichem Maße", sagt eine Sprecherin. So ginge aus Gesprächen mit den Herstellern hervor, dass viele ihrer Forderungen nur teilweise auf echten Kostensteigerungen beruhten.

Wenn wir solche Forderungen nicht sofort akzeptiert haben, wurden in vielen Fällen einseitige Lieferstopps gegen Edeka verhängt.

Unternehmenssprecherin des Lebensmittelhändlers Edeka

Zahlreiche Hersteller würden ihren vertraglichen Lieferverpflichtungen seit Langem nicht mehr gerecht. "Teilweise fehlen 15, 20 oder mehr Prozent der vereinbarten Lieferleistung, und das bereits im dritten Jahr in Folge", so die Unternehmenssprecherin.

Katzenfutter der Marke Whiskas.
Auch das Katzenfutter der Marke Whiskas wird bei Mars in Verden hergestellt. Bild: Imago | Manfred Segerer

Beim Rewe-Konzern ist die Einschätzung ähnlich. Man sehe trotz intensiver Verhandlungen keine Basis, die von Mars geforderten Preiserhöhungen zu akzeptieren, teilte Rewe am Mittwoch in Köln mit. Manche Forderungen, die nicht mit höheren Kosten für Energie und Rohstoffe zu begründen seien, lehne man "strikt" ab. Zur Situation und den Warenbeständen in den Bremer Rewe-Märkten will sich der Handelskonzern auf Anfrage von buten un binnen zwar nicht äußern, verweist aber auf die Alternativen im Sortiment. "Wir sehen in den vergangenen Wochen, dass unsere Eigenmarken zum Teil im zweistelligen Prozentbereich zulegen", sagt Rewe-Sprecher Thomas Bonrath.

Streit könnte Käufer zu anderen Märkten treiben

Mars hingegen teilt mit, steigende Kosten würden "so gut wie möglich intern" aufgefangen. Es sei "jedoch ein gewisses Maß an Preisanpassung nötig". Der US-Konzern hat rund 300 Produkte im Sortiment, unter anderem Schokolade (Snickers, Bounty), Kaugummis (Airwaves), Pasta (Miracoli), Reis-Gerichte (Ben's Original) und Eis.

Auf lange Sicht dürfte der Streit um die Preise nicht nur für die kleinen Lebensmittelhändler Umsatzeinbußen bedeuten. Der Bremer Wirtschaftswissenschaftler Christian Feddersen sieht auch auf Supermarktgrößen wie Rewe und Co. Probleme zukommen, sollte Mars die Produktlieferungen auf Dauer einstellen.

Wenn 300 Produkte eines Markenherstellers im Sortiment über einen längeren Zeitraum fehlen, fangen die Shopperinnen und Shopper vielleicht an, die Produkte in anderen Einkaufsstätten zu kaufen.

Christian Feddersen, Professor für Buisness Administration an der Hochschule Bremen

Dass die Käufer den favorisierten Supermarkt wegen fehlender Produkte wechseln und stattdessen woanders einkaufen, sei vor allem bei Hundenahrung zu erwarten, erklärt Feddersen. Die meisten Hundebesitzer seien auf eine bestimmte Futtermarke festgelegt. Schokoriegel hingegen seien in der Regel eher Spontan-Käufe – Käufer griffen dabei eher zu anderen Produkten statt den Markt zu wechseln, sagt Feddersen.

Steigende Lebensmittelpreise: Bremer Biohändler merken Umsatzrückgang

Bild: Radio Bremen

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Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, 13. Oktober 2022, 10:10 Uhr