Interview

"Mama geht tanzen": Warum diese Mütter gern ihre eigene Party feiern

Zahlreiche Frauen genießen den Abend und tanzen beim Debüt der Party-Reihe "Mama geht tanzen" in einem Club.
Feiern unter Müttern: Die erfolgreiche Partyreihe „Mama geht tanzen“ ist in erster Linie für tanzfreudige Mütter gedacht. Bild: dpa | Christoph Schmidt

Die Tanzveranstaltung "Mama geht tanzen" kommt nach Bremen. Was die Party-Reihe so erfolgreich macht und wieso sie auch mal kritisiert wird, erzählt eine Organisatorin.

Es hat schon in ganz Deutschland für Furore gesorgt: "Mama geht tanzen" – so heißt die Partyreihe für junge und weniger junge Mütter, die ihre Tanzschuhe nicht an den Nagel hängen wollen. Das Konzept ist simpel: Zwischen 20 und 23 Uhr wird im Club getanzt. Zu unterschiedlichen Musikgenres, mit Cocktails und Getränken. Mit Frauen unterschiedlicher Alter, doch ohne Single-Männer.

Nach anderthalb Jahren hat das Format schon drei Länder und über 60 Städte erreicht, am Samstag startet die erste Bremer Ausgabe im Aladin. In den Schlagzeilen wird es als "Hit" gefeiert. Was ist sein Schlüssel zum Erfolg? Und warum "Mama" – können Mütter etwa nicht bis spät in die Nacht ausgehen, während Papa den Nachwuchs im Auge behält? Diese und weitere Fragen hat buten un binnen Organisatorin Franziska Bruns gestellt.

Frau Bruns, "Mama geht tanzen" geht gerade durch die Decke. Wie viele Veranstaltungen organisieren Sie und Ihre Kolleginnen im Monat?

Monatlich sind es inzwischen etwa 20 bis 40 parallel. In wie vielen Städten, kann ich schon gar nicht mehr zählen. Ich alleine habe in meinem Gebiet teilweise fünf Veranstaltungen im Monat. 31 Frauen arbeiten insgesamt an dem Projekt. Und für Bremen wird ab dem nächsten Event eine eigene Organisatorin bereitstehen.

Teilweise sind die Eintrittskarten bereits vor dem Termin vergriffen. Was ist das Geheimnis Ihres Erfolgs?

Ich glaube, weil man den Bedarf erkannt hat, dass die Frauen auch mal Zeit für sich brauchen. Nicht an die Kinder zu denken, sondern einfach mal an sich, an die Freundinnen. Alleine unterwegs zu sein – aber eben zu humanen Zeiten. Sodass man sich trotzdem dann auch ausruhen kann. Und auch das Feiern unter Gleichgesinnten: Wir können da tanzen und aussehen, wie wir wollen, ohne dass man das Gefühl hat, man muss für jemand anderen hübsch sein. Es sind also viele Faktoren, die zusammentreffen.

Nun, man könnte auch sagen: Wenn der Partner kooperativ ist oder man sich eine Babysitterin leisten kann, braucht man eben keine gesonderte Veranstaltung für Mütter…

Ja, aber: Ich persönlich habe mit "Mama geht tanzen" drei Jobs, vier Kinder und zwei Hunde. Ich bin irgendwann einfach todmüde. Als ich mit meiner Freundin unterwegs war, stand ich gähnend auf der Tanzfläche. Dasselbe gilt morgens: Selbst wenn man nicht aufsteht, ist man mit einem Ohr wach und hört trotzdem die Kinder. Man kann nicht entspannt ausschlafen.

Aber verfestigt das nicht eher die konservative Erwartung, dass man als Mutter nicht zu spät ausgehen kann und sollte? Ist das nicht eher anti-feministisch?

Nein, das ist völliger Quatsch. Natürlich dürfen Mütter auch spät in die Nacht ausgehen. Ich durfte das auch. Aber ich merkte: Das passte nicht mehr zu meinem Lebensstil. Ich kann verstehen, dass man so denkt, sehe aber persönlich, dass es nicht so ist.

Auf den Flyern der Bremer Veranstaltung steht, dass sie auch für Papas und Kinderlose zugänglich ist. Kommen aber Väter tatsächlich zu solchen Events?

Also, man muss schon sagen, dass es überwiegend Mütter sind. So, zu 90 Prozent. Die anderen sind in der Regel "noch nicht Mamas". Väter dürfen auch mit, in Begleitung. Aber… Das kann man schon abzählen. Es sind oft vielleicht fünf bis zehn Papas, die mitkommen – wenn überhaupt. Und in der Regel nur, weil die Freundin der Mama spontan abgesagt hat.

Alleinstehende Männer dürfen aber nicht rein.

Frauen sind die Zielgruppe. Single-Männer und Männergruppen sind ausgeschlossen, weil es dabei nicht darum geht, jemanden kennenzulernen, sondern ums Ausgehen und das entspannte Feiern. Für die Partnervermittlung gibt es einfach genug andere Veranstaltungen.

Bremer Frauen baggern für mehr Gleichberechtigung

Bild: Radio Bremen

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Autorin

  • Serena Bilanceri
    Serena Bilanceri Autorin

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 28. April 2024, 19:30 Uhr