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Experte warnt vor Dürre-Folgen in Bremen: "Die Brandgefahr ist hoch!"

Bild: dpa | Cevin Dettlaff

In den vergangenen Monaten hat es auch rund um Bremen kaum geregnet. Inzwischen sind die Böden trocken. Ein ARD-Wetterexperte rät, auf Grillen in freier Natur zu verzichten.

Wie trocken ist es in Bremen und Umgebung wirklich?

Im August sind bisher erst 15 Prozent des durchschnittlichen Niederschlags für den Monat gefallen. Damit reiht sich der August – Stand jetzt – nahtlos in die Vormonate ein. Im Juni und Juli hat es nur halb so viel geregnet wie im Durchschnitt der vergangenen Jahrzehnte. Im Frühjahr sah das noch anders aus. Damals hat es sogar überdurchschnittlich viel geregnet. Aber seit dem Mai baut sich langsam und stetig ein immer größeres Regen-Defizit auf. Stand jetzt fehlen Bremen etwas mehr als 70 Liter Regen pro Quadratmeter für das Jahr 2022.

Entwicklung des Niederschlags 2022 im Jahresverlauf

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Bremerhaven ist von der Entwicklung weniger betroffen: An der Küste gab es auch bisher im Sommer immer noch um die 70 Prozent vom durchschnittlichen Niederschlag.

Wo ist es besonders kritisch?

Besonders im Süden von Bremen und Richtung Weyhe und Achim wird es mit dem Wassermangel ernst. Laut dem Helmholtz Zentrum für Umweltforschung zeigt der Dürremonitor hier "extreme Dürre" an – und damit die zweithöchste und teilweise sogar höchste Warnstufe. Weiter nördlich im Bremer Stadtgebiet und im Umland herrscht auf den Böden "schwere Dürre."

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Quelle: Helmholtzzentrum für Umweltforschung, Stand: 09.08.2022

Laut Roland Vögtlin vom ARD-Wetterkompetenzzentrum steigt dort in den kommenden Tagen sogar die Möglichkeit von Baum-, Busch und Feldbränden: "Im Süden von Bremen wird dann die Warnstufe vier von fünf erreicht. Es gibt es dann eine hohe Brand-Gefahr." Vögtlin empfiehlt deshalb zum Beispiel die Grillplätze nach Möglichkeit nicht mehr zu nutzen.

Was bedeutet die Dürre für die Landwirtschaft?

"Seit Anfang Juli ist deutlich zu wenig Regen gefallen", sagt Christian Kluge vom Bremischen Landwirtschaftsverband. Zwar seien die Landwirte gut durch das Frühjahr und den Frühsommer gekommen, weil es immer zur richtigen Zeit geregnet habe. "Aber inzwischen gibt es in manchen Ortsteilen von Bremen keinen Aufwuchs mehr."

Besonders betroffen sind laut Kluge Weideflächen, die nicht mehr wachsen. Je nach Standort sehe der Mais teilweise gut aus. "Aber an anderen Standorten rollt er sich durch die Dürre zusammen", sagt Christian Kluge. Und besonders in der Hemelinger Marsch im Bremer Süden weist der Boden durch die Trockenheit laut Kluge schon tiefe Risse auf. Für die Zukunft bleibe den Landwirten wohl nur, hitzeresistentere Pflanzen und Sorten zu säen. "Mais ist da eigentlich schon ganz gut und braucht wenig Wasser. Wenn der Wassermangel hat, ist es weit gekommen."

Wie sieht es in der Schifffahrt aus?

Ab dem Weserwehr bis zur Wesermündung ist der Wasserpegel laut einem Sprecher vom Wasser- und Schifffahrtsamt Bremerhaven auf einem gewöhnlichen Niveau. Der Grund: Von der Nordsee bis zum Weserwehr ist der Fluss tiedenabhängig. Das einzige Problem, das entstehen könnte, wäre, dass durch zu wenig Süßwasser aus dem Süden das Wasser in der Unterweser immer salziger wird. Anders als in der Oberweser in Hessen und Nordrhein-Westfalen gibt es zurzeit auch hinter dem Weserwehr noch kein Problem für die Schifffahrt in und um Bremen.

Was bedeutet die Dürre für Pflanzen und Umwelt?

"Pflanzen, die nicht so tief wurzeln leiden darunter, wenn der Boden austrocknet", sagt Katharina Müller vom Umweltverband BUND. Und auch Tiere seien von der Dürre betroffen: "Vögel, Insekten und sämtliche andere Tiere sind auf Wasser zum Trinken angewiesen. Außerdem brauchen Vögel das Wasser auch zum Baden, um sich gegen Parasiten zu schützen." In Weyhe gibt es laut Müller das Problem, dass die Moore austrocknen. "Besonders für Amphibien ist das schlimm, weil sie keine Möglichkeit mehr zum Laichen haben, oder einfach austrocknen."

Wie ist die Prognose für die nächsten Wochen und die kommende Zeit?

Für die kommenden Tage ist noch kein Ende der Dürre in Sicht – zumindest keine flächendeckenden Niederschläge, sagt Roland Vögtlin vom ARD-Wetterkompetenzzentrum. Für die nächsten Jahre geht er davon aus, dass es durch den Klimawandel insgesamt längere Trockenperioden geben werde. "Und wenn es Regenfälle gibt, dann werden die stärker ausfallen. Dadurch fließt das Wasser schneller ab und kann nicht versickern." Der Trend, dass es auch in Bremen trockener wird, könne sich fortsetzen. Trotzdem glaubt Vögtlin nicht, dass Bremen so schwer von Trockenheit betroffen sein wird, wie zum Beispiel Mitteldeutschland: "Im Nordwesten wird es keine Versteppung geben. Dafür kommen noch genug Tiefdruckgebiete von der Nordsee bis nach Bremen."

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Bild: Radio Bremen

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Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 9. August 2022, 19:30 Uhr