Was darf Döner kosten? Bremer schmunzeln über Preisbremsen-Debatte

Ist Döner zu teuer? Linken-Politikerin tritt Preisbremsen-Debatte los

Bild: dpa | Gerald Matzka

Ein Preisdeckel für Döner? Das klingt komisch. Es gibt aber auch Argumente dafür. Bremens Linksfraktion fordert noch viel weitreichendere Preisdeckel für Lebensmittel.

Die meisten Medien schreiben es zusammen. Dabei verlangt die Rechtschreibkorrektur nach mindestens einem Bindestrich für das neue Wort, das zwar längst in aller Munde, dem Duden aber offenbar noch unbekannt ist. Die Rede ist von der "Dönerpreisbremse".

Am Wochenende hatte die jugendpolitische Sprecherin im Parteivorstand der Linken, Kathrin Gebel, gefordert, die Preise für Döner bei 4,90 Euro pro Döner zu deckeln. Mehrkosten solle der Staat übernehmen, die öffentliche Hand soll Döner folglich subventionieren. Die Aufregung in der Öffentlichkeit ist seit Gebels Vorstoß groß – auch in Bremen. Das sollten Sie zu der Döner-Debatte wissen:

Wie sieht die Dönerpreisbremse, die Kathrin Gebel vorschlägt, konkret aus?

Gebel hat in ihrer Funktion als jugendpolitische Sprecherin im Parteivorstand der Linken vorgeschlagen, den Dönerpreis bei 4,90 Euro pro Döner zu deckeln. Alles darüber solle der Staat bezahlen. Dazu rechnet sie vor: "Jedes Jahr werden in Deutschland 1,3 Milliarden Döner gegessen. Wenn der Staat für jeden Döner 3 Euro zuzahlt, kostet die Dönerpreisbremse knapp vier Milliarden."

Darüber hinaus schlägt Gebel "Dönergutscheine" vor. Dazu sagt sie: "Alle kriegen Dönergutscheine zugeschickt, einen pro Woche. Mit dem Dönergutschein kann man einen Döner für 5 Euro kaufen. Schülerdöner für 2,5 Euro. Die Dönerbuden können die Gutscheine einlösen und sich den Übeschussbetrag über den normalen Preis vom Staat zurückholen."

Wieso fordert Gebel, dass der Staat ausgerechnet die Dönerpreise deckelt?

Tatsächlich möchte Gebel nicht nur die Dönerpreise deckeln – sondern generell die Nahrungspreise sowie jene von Miete und Energie: "Hohe Miete, Energie und Lebensmittel sind die Hauptkosten für die Dönerläden. Wenn die sinken, dann sinken auch die Dönerpreise", teilt sie dazu mit.

Grundnahrungsmittel seien unbezahlbar geworden. Gebel fordert, dass die großen Supermarktketten Grundnahrungsmittel und Hygieneartikel zu bezahlbaren Preisen anbieten. Zumal diese Supermarktketten ihre Gewinne in der Inflation zulasten der Bevölkerung gesteigert und viele Menschen damit überfordert hätten.

Aber wieso kreist die Debatte nur um Döner und nicht um die Lebenshaltungskosten insgesamt?

Gebel hat den Döner gezielt herausgepickt, um an seinem Beispiel medienwirksam deutlich zu machen, was aus ihrer Sicht schief läuft. Dazu erklärt sie gegenüber buten un binnen: "Den Döner habe ich gewählt, weil er gerade vom After-Party-Essen zum Luxusgut wird. Junge Menschen in der Ausbildung oder im Studium können sich den Döner kaum noch leisten. Wenn Jugendliche fordern "Olaf, mach den Döner billiger" dann ist das kein Witz, sondern ein Hilferuf!"

Wie steht die Linke in Bremen zu der Dönerpreisbremse und dem Vorstoß ihrer jugendpolitischen Sprecherin im Bundes-Parteivorstand?

Klaus-Rainer Rupp, Sprecher für Wirtschaft und Finanzen in der Bremer Linksfraktion sagt: "Das große Interesse an dem Papier der jugendpolitischen Sprecherin unseres Parteivorstands zeigt einmal wieder, dass mediale Aufmerksamkeit mit eher knalligen und humorvollen Forderungen schnell gewonnen werden kann."

Klar sei aber auch, dass die gestiegenen Lebensmittelpreise ein ernstzunehmendes Problem darstellten, das auch vor Dönerläden nicht haltmache. Die Linke fordern daher einen Preisstopp für Lebensmittel sowie eine Übergewinnsteuer für die Profiteure der hohen Preise, also für Lebensmittelkonzerne. Darüber hinaus fordert Rupp "einen höheren Mindestlohn sowie Sozialleistungen, von denen Mensch auch ordentlich im Supermarkt einkaufen kann."

Das ist vielleicht nicht so griffig wie eine Dönerpreisbremse, wirksam wäre es aber.

Klaus-Rainer Rupp, Sprecher für Wirtschaft und Finanzen in der Bremer Linksfraktion 

Wie kommt die Forderung nach einer Dönerpreisbremse bei Bremerinnen und Bremern an?

Natürlich wird jede und jeder eine eigene, individuelle Meinung dazu haben. Bei einer nicht repräsentativen Umfrage im Bremer Steintor-Viertel hat die Redaktion den Eindruck gewonnen, dass die meisten Menschen den Vorschlag nur bedingt ernst nehmen.

So sagt der 33-jährige Kosta: "Ich habe es mit einem Schmunzeln gelesen. Das soll ja mit Steuergeld subventioniert werden. Davon halte ich nicht viel." Ganz ähnlich sieht es der 31-jährige Yannick. Er sagt: "Fünf Euro wären fair. Aber die Steuergelder können sinnvoller genutzt werden."

Es gibt aber auch andere Positionen. So sagt die 15-jährige Marie zum Vorschlag, eine Dönerpreisbremse einzuführen: "Ich fände: Das wäre eine gute Idee, weil alles teurer geworden ist, gerade das Essen draußen. Das wäre ein guter Einstieg für eine Rückkehr zu einem normalen Leben."

Wie teuer ist ein Döner in Bremen überhaupt?

Wie t-online unter Berufung auf den Bestelldienst "Lieferando" berichtet, lag der durchschnittliche Dönerpreis in der Stadt Bremen im Januar dieses Jahres bei 7,23 Euro. Demnach ist ein Döner in Bremen gegenüber dem Juli 2023 innerhalb eines halben Jahres um durchschnittlich 9,2 Prozent teurer geworden. Essen (10,4 Prozent) und Frankfurt (13,5 Prozent) sind demnach die einzigen Städte vergleichbarer Größe, in denen die Preissteigerung beim Döner noch drastischer ausgefallen ist.

In einigen Städten ist Döner zuletzt aber auch günstiger geworden, zumal in München. Dort kostete der Döner im Januar dieses Jahres durchschnittlich elf Prozent weniger als im Juli 2023. Gleichwohl ist er dort immer noch teurer als in Bremen: Ein Döner kostet in München laut Lieferando durchschnittlich 8,53 Euro.

Noch einmal zur Dönerpreisbremse: Wer hat den Begriff erfunden?

Darüber hat buten un binnen keine gesicherten Informationen vorliegen. Fest steht aber, dass das Wort nicht erst von Linken-Politikerin Kathrin Gebel geprägt worden ist. Die Satire-Partei "Die Partei" fordert schon länger eine Dönerpreisbremse und vertreibt über ihren Online-Shop auch entsprechende Aufkleber. Allerdings sollte der Dönerpreis der Partei zufolge nicht erst bei 4,90, sondern bei 3 Euro gedeckelt werden.