Blue Monday: Ist heute der traurigste Tag des Jahres?

Eine verzweifelt Schülerin beugt sich beim Lernen in der Schule über den Schreibtisch
Die Formel für den Blue Monday ist nicht belastbar. Einen wahren Kern hat das Thema aber schon. Bild: Imago | Photothek

Der dritte Montag im Januar ist angeblich der traurigste Tag des Jahres. Die Formel dahinter könnte vor allem Bremerinnen und Bremern Sorgen bereiten – zum Glück ist sie Unfug.

Es ist dunkel, es ist kalt und es ist Montag – sicherlich nicht die allerbesten Voraussetzungen, um gut gelaunt in den Tag zu starten. Nach Berechnungen des britischen Psychologen Cliff Arnall von 2005 kommt es gerade heute aber besonders dicke: Ihm zufolge ist heute der traurigste Tag des Jahres, der "Blue Monday" (trauriger Montag). Dieser fällt immer auf den dritten Montag eines Jahres.

Herausfinden konnte er das dank einer von ihm selbst hergeleiteten Formel, die auf den ersten Blick genauso wissenschaftlich wie kompliziert aussieht:

[W+(D-d)]*T^Q / M*Na

Dabei steht

  • W für das Wetter.
  • D für Schulden .
  • d für das Januargehalt, .
  • T für die Zeit seit Weihnachten, .
  • Q für die Zeit, seit der Neujahrsvorsätze gescheitert sind .
  • M für die aktuelle Motivation .
  • und Na für den Wunsch nach Aktivität. .

Formel im Auftrag eines Reisenunternehmens erstellt

Schaut man sich also die Komponenten an, die eine Rolle spielen, haben Menschen im Land Bremen eher schlechte Karten: Wie Bremerinnen und Bremer im Durchschnitt mit ihren Neujahresvorsätzen umgehen, wie motiviert sie sind und wie viel Aktivität sie sich wünschen, ist zwar bisher nicht erhoben. Das Wetter allerdings ist traditionell schlecht und verregnet, die Pro-Kopf-Verschuldung sehr hoch, das durchschnittliche Einkommen im Bundesländer-Vergleich dagegen gerade einmal mittelmäßig. Starthilfe für gute Laune sieht anders aus.

Gleichzeitig wird aber schnell klar: Arnalls Formel ist alles andere als belastbar, schon alleine, weil es an Möglichkeiten fehlt, die Faktoren konkret zu messen oder gar miteinander zu vergleichen. Weitere Erklärungen dazu liefert der Psychologe nämlich nicht. Das heimste ihm Kritik ein – unter anderem von seiner Universität Cardiff, die die methodischen Mängel der Untersuchung anprangerte. Das Geld eines Reiseunternehmens, in dessen Auftrag er die Formel aufgestellt hatte, dürfte Arnall darüber hinweggeholfen haben. Mittlerweile hat er sich aber selbst von seinen Ergebnissen von damals distanziert.

Dunkle Jahreszeit bringt Gefahr der Winterdepression

Alles also Humbug? Nicht ganz, denn tatsächlich wird in unseren Körpern in der dunklen Jahreszeit statt der Glücks- und Aktivitätshormonen Serotonin und Dopamin eher das Schlafhormon Melatonin ausgeschüttet. Dadurch werden wir tendenziell müder, manche Menschen entwickeln sogar eine Winterdepression. Schlechte Stimmung und Traurigkeit sind auch heute also nicht gänzlich abwegig. Helfen dagegen können Tageslichtlampen, frische Luft, regelmäßiger Sport und viel Bewegung sowie eine gesunde und ausgewogene Ernährung.

Ob die Vorfreude auf den glücklichsten Tag im Jahr die Stimmung hochzieht, ist bisher übrigens nicht erforscht. Zumindest in den Jahren 2005, 2006 2008 und 2010 lag dieser zwischen dem 18. und dem 24. Juni. Berechnet hat das ebenfalls Cliff Arnall – diesmal im Auftrag eines Eisherstellers.

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Dieses Thema im Programm: Bremen Vier, 15. Januar 2024, 15.15 Uhr