Krieg in der Ukraine und Fußball spielen – passt das zusammen?

Auch bei Werder rollt am Sonntag der Ball, während in der Ukraine Menschen um ihr Leben kämpfen. Trainer Ole Werner erklärt, warum er das trotzdem richtig findet.

Ole Werner geht es in diesen Tagen wie vielen seiner Generation. Mit Krieg hatte der 33-Jährige in seinem Leben bisher keine Berührungspunkte, der Frieden in Europa schien selbstverständlich.

Doch mit dem Einmarsch der russischen Truppen in die Ukraine ist das vermeintliche Gefühl der Sicherheit auch für den Werder-Trainer schlagartig verschwunden.

"Man macht sich Sorgen, es macht fassungslos", erzählt Werner im Interview mit buten-un-binnen-Moderator Felix Krömer: "Man steht in diesen Tagen mit einem schlechten Gefühl auf und weiß eigentlich gar nicht warum, bis einem die Nachrichten wieder einfallen."

"Jeder fühlt sich davon überrumpelt"

Im Trainerbüro im Weser-Stadion werden den Tag über die Nachrichten aus der Ukraine verfolgt, manchmal läuft sogar der Fernseher, um sich auf den neuesten Stand zu bringen. Die Tür steht den Werder-Profis offen, wenn sie reden wollen. Doch Werner sagt, in dieser Situation sei er eigentlich keine große Hilfe.

Die Sorgen, die die Spieler haben, haben wir im Moment auch. Man spricht darüber, man tauscht sich aus, so wie es jeder tut. Aber die Dinge sind für uns alle schwer greifbar. Jeder fühlt sich davon überrumpelt. Man weiß gar nicht, wie man damit umgehen soll.

Werder-Trainer Ole Werner im Talk mit Felix Krömer

"Fußball kann ein Stückweit Ablenkung sein"

Werner hilft es, sich auf die Arbeit mit Werder zu konzentrieren. Doch vielen kommt es befremdlich vor, dass Fußball gespielt wird, während in einem europäischen Land Menschen ihr Leben oder ihre Heimat verlieren. Passt das zusammen?

Für Werner schon. "Wem hilft es, wenn wir jetzt nicht Fußball spielen?", fragt sich der Coach. "Es kann natürlich ein Stückweit eine Ablenkung sein von diesen ausschließlich negativen Themen, die uns der Ukraine ereilen", führt Werner weiter aus. Und unterstützen könne man vor allem durch "Geld- oder Sachspenden oder sich in der Flüchtlingshilfe zu engagieren".

"Dann hätte die falsche Seite gewonnen"

Solidarität zeigen, das will auch Werder und hing am Freitag ein Transparent am Weser-Stadion auf in den ukrainischen Nationalfarben mit der Aufschrift "Stop War". Vor dem Anpfiff des Heimspiels gegen Dynamo Dresden am Sonntag um 13:30 Uhr soll es eine "laute Gedenkminute" geben, wie der Verein erklärte.

Etwas zu tun, um die Menschen in Not zu unterstützen, sei richtig und wichtig, betont Werner. Aber Dinge, die uns hierzulande ein Gefühl von Normalität geben, müsse man eben auch "so weit wie möglich aufrecht erhalten", findet der Werder-Coach. Wie Fußball.

Ich glaube, es ist richtig zu zeigen, dass man uns nicht mit einem Krieg, den man in Person von Herrn Putin vom Zaun bricht, so weit bringt, dass wir hier mit unserem Leben aufhören. Dann hätte die falsche Seite gewonnen.

Werder-Trainer Ole Werner

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Dieses Thema im Programm: Sportblitz, 4. März 2022, 18:06 Uhr