Nürnbergs Rebbe vor dem Topspiel: "Wollen Werder den Schneid abkaufen"

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Von 2004 bis 2013 hat Olaf Rebbe bei den Bremern gearbeitet. Nun ist er Sportdirektor beim 1. FC Nürnberg und will am Sonntag (13:30 Uhr) seinen Ex-Klub ärgern.

Bei Werder hat Olaf Rebbe einst seine Karriere im Profifußball begonnen. Allerdings nicht auf, sondern neben dem Platz. Bis zum Assistenten von Klaus Allofs hat er sich ab 2004 hochgearbeitet, ehe er seinem damaligen Chef 2013 zum VfL Wolfsburg folgte. Nach Abenteuern in England bei Huddersfield Town und in Griechenland bei PAOK Saloniki ist Rebbe mittlerweile Sportdirektor beim 1. FC Nürnberg. Mit den Franken will der 43-Jährige am Sonntag gegen seinen Ex-Klub im Weser-Stadion gewinnen und somit im Kampf um den Aufstieg drei wichtige Punkte mitnehmen.

Herr Rebbe, ist ein Spiel im Bremer Weser-Stadion für Sie etwas Besonderes?

Privat ist es etwas Besonderes. Ich freue mich, nach Hause zu kommen und viele bekannte Gesichter zu sehen. Sportlich ist es wie jedes andere Spiel. Wir würden da gerne gewinnen und die Punkte mitnehmen. Business as usual.

Haben Sie noch Verbindungen zu Werder?

Ich habe noch einen engen Draht zu Frank Baumann und gerade zu Clemens Fritz ein sehr freundschaftliches Verhältnis. Natürlich habe ich auch zu vielen anderen ehemaligen Mitarbeitern wie Klaus Filbry und Hubertus Hess-Grunewald noch Kontakt. Es gibt noch viele bekannte Gesichter dort. Ich freue mich immer, mal ein Spiel zu schauen, aber auch gegen Werder zu spielen.

Sie sind seit beinahe zehn Jahren weg aus Bremen. Was haben Sie aus der Zeit mit Klaus Allofs bei Werder mitgenommen?

Werder hat mich massiv geprägt. Das waren fast zehn überragende Jahre in Bremen. Eine überragende Zeit mit vielen Highlights. Es gibt ganz viele tolle Spiele, den Pokalsieg 2009 und das Finale in Istanbul. Es waren ganz, ganz viele besondere Momente, die ich ins Herz geschlossen habe. Ich habe viele tolle Erinnerungen, bei denen man auch ins Schwelgen kommt, wenn man dann mit Klaus Allofs oder anderen Leuten aus Bremen spricht. Da blickt man auf diese Zeit und auf diese tollen Spieler, die damals da waren, aber auch auf die tolle Entwicklung, die Werder in den Jahren genommen hat, zurück. Wenn man dann nicht mehr in dem Verein ist, stellt man fest, wie es auch von außen wahrgenommen wird. Wenn Werder zur Sprache kommt, ist festzustellen, dass es mit dem Stadion in der Stadt und der Fankultur ein besonderer Verein ist.

Das Werder-Team bejubelt den DFB-Pokal-Sieg 2009. Claudio Pizarro hält den Titel gen Himmel.
An den DFB-Pokal mit Werder 2009 denkt Olaf Rebbe noch gerne zurück. Bild: Imago | MIS

Klingt, als wäre Werder noch ihr Herzensklub. Wie gehen Sie dann mit der Situation um, dass sowohl die Bremer, als auch Sie mit dem 1. FC Nürnberg um den Aufstieg kämpfen?

Nein, mein Herzensklub ist im Moment der 1. FC Nürnberg. Das ist alles, was zählt. Werder drücke ich dann die Daumen, wenn sie nicht gegen uns spielen. Das Aufstiegsrennen war für uns von Saisonbeginn an eigentlich kein Thema. Wir haben uns da jetzt ein bisschen eingeschaltet. Als Underdog kommen wir von hinten angeschlichen. Diese Rolle gefällt uns ganz gut.

Wer hat aus Ihrer Sicht im Rennen um den Aufstieg die besten Chancen?

Ich denke schon, dass Werder eine entscheidende Rolle spielt und einen der besten, wenn nicht den besten Kader in der 2. Liga stellt. Sie haben jetzt viele Punkte gesammelt und stabil gespielt. Normalerweise würde ich den Hamburger SV auch dazuzählen. St. Pauli macht es in diesem Jahr überragend. Gegen Darmstadt haben wir jetzt gespielt. Das ist auch eine sehr starke Mannschaft. Heidenheim nicht zu vergessen. Die reden auch immer ein Wörtchen mit. Ich glaube, wir haben da eine ganz starke Gruppe. Aber am Ende sind die großen Vereine, die jetzt vor kurzem abgestiegen sind, also Schalke und Werder, die großen Favoriten.

Was ist für Ihre Nürnberger noch drin?

Nach dem 11. Platz im letzten Jahr sind wir angetreten, uns zu stabiliseren und zu verbessern. Wir sind mit dem Saisonziel gestartet, Platz fünf bis acht zu erreichen. Da sieht es jetzt ganz gut aus. Deswegen sind wir mutig und wollen natürlich auch mehr. "Wir wollen eine harte Tür sein", hat unser Trainer Robert Klauß hervorragend gesagt. Das gefällt mir ganz gut. Es ist ein bisschen schmutzig, ein bisschen anrüchig. Es zeugt aber auch von Stärke, dass wir nicht jeden in die Bundesliga reinlassen wollen. Vielleicht gelingt es uns noch, die ein oder andere Überraschung zu landen. Und vielleicht werden wir am Ende auch zur Überraschung. Ich habe am Donnerstag Clemens Fritz angerufen und ein bisschen mit ihm gesprochen. Der ließ sich nicht von mir einlullen. Ich habe versucht, ihm zu erklären, dass wir gar nicht so stark sind, wie es die Rückrundentabelle sagt (lacht).

Niclas Füllkrug bejubelt ein Tor für den 1. FC Nürnberg.
Niclas Füllkrug hat von 2014 bis 2016 für den 1. FC Nürnberg gespielt. Bild: Imago | Zink

Niclas Füllkrug hat am Mittwoch gesagt, dass der 1. FC Nürnberg "ein richtig geiler Klub" sei. Welche Rolle spielt die Tradition des Vereins für Sie?

Das ist natürlich ein Riesenpfund. Das haben wir am Wochenende gesehen, als die Ultras wieder im Stadion waren und wir eine überragende Stimmung hatten. Das schweißt dann auch zusammen. Wenn man erfolgreich ist, kann das auch nochmal einen richtigen Push geben. Niclas hat recht, das ist hier ein geiler Verein. Aber als Verantwortliche müssen wir trotzdem einen kühlen Kopf bewahren und sehen, dass wir die richtigen Weichen stellen, um den Klub langfristig und kontinuierlich auf eine gute Bahn zu bringen.

Was für ein Spiel erwarten sie am Sonntag?

Ein klassisches Werder-Heimspiel mit vielen Emotionen, guter Stimmung und vielen Erwartungen der Werder-Fans. Die Grün-Weißen werdern ein Feuerwerk abrennen. Und unsere Aufgabe wird sein, dass das Feuerwerk nicht angezündet wird. Ich erwarte eine starke Werder-Mannschaft, die wahrscheinlich in der kompletten Besetzung auflaufen wird. Wir werden unsere Mittel wählen, um auch auswärts erfolgreich zu sein und Werder den Schneid abzukaufen.

(Das Interview führte Maike Albrecht. Aufgezeichnet wurde es von Karsten Lübben.)

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Dieses Thema im Programm: Sportblitz, 14. April 2022, 18:06 Uhr