Bricht Werner mit Werder seiner alten Liebe das Herz?

Besonderes Spiel für Ole Werner: Mit Werder gegen den Ex-Verein

Bild: Imago | Pakusch

Für Ole Werner ist das Spiel gegen Holstein Kiel keines, wie jedes andere. In diesem Klub hat der Bremer Coach sein halbes Leben verbracht. Doch es geht um den Aufstieg.

Ole Werner weiß genau, wo er am 27. November 2021 gewesen ist. Daheim in Kiel, vor dem Fernseher. Natürlich schaute er das Spiel zwischen Holstein Kiel und Werder Bremen. "Das war ein Spiel unter kuriosen Umständen", sagt Werner nun vor dem Rückspiel am Freitag. Und meint damit nicht nur den turbulenten Spielverlauf.

Damals hatte Werner diese Zweitliga-Saison als Trainer von Holstein Kiel begonnen, trat dann im September nach sieben Spielen zurück. Als die Bremer am 15. Spieltag anreisten, stand Werner zwar noch in Kiel unter Vertrag, doch die Unterschrift beim SVW war nur noch Formsache. "Ich bin zu diesem Zeitpunkt davon ausgegangen, dass es so kommen wird", erinnert sich Werner.

"Diese Zeit hat mich sehr geprägt"

Es kam so, einen Tag nach der 1:2-Niederlage bei Holstein Kiel wurde Ole Werner neuer Werder-Coach. Der 33-Jährige übernahm die Grün-Weißen als Tabellenzehnter mit zwölf Punkten Rückstand auf die Spitze und führte die Bremer mit überragenden 37 Punkten aus 16 Spielen von Rang zehn auf Platz eins. Werner wurde zum Glücksgriff für Werder.

Am Freitagabend wird Werner im Weser-Stadion an der Seitenlinie stehen und muss seine Mannschaft zum Sieg über seinen Herzensklub führen. Die Partie gegen Kiel kann gar kein normales Spiel für Werner sein.

Das ist der Verein, bei dem ich einen Großteil meiner fußballerischen Laufbahn verbracht habe. Diese Zeit hat mich sehr geprägt. Ich bin von dem Verein natürlich auch geprägt, von der Art und Weise, wie Fußball gespielt, wie gearbeitet wird. Da habe ich die Dinge größtenteils gelernt, die ich heute anwende. Die Zeit hat mich auch als Persönlichkeit geprägt.

Werder-Trainer Ole Werner am Donnerstag

Mit Kiel den Aufstieg knapp verpasst

Sein halbes Leben verbrachte Werner bei Holstein Kiel, sieben als Spieler und acht als Trainer. Und wie könnte er während seiner zwei Jahre als Coach der Profis jemals vergessen, wie man den FC Bayern aus dem DFB-Pokal schubste. Doch dass der Traum vom Bundesliga-Aufstieg 2021 so knapp in der Relegation gegen Köln scheiterte, tat weh.

Umso mehr kämpft Werner darum, dass es nun im zweiten Anlauf mit Werder gelingt. Die Bremer haben ihr Schicksal selbst in der Hand und mit einem Sieg gegen Holstein Kiel wäre man nur noch einen Schritt vom Aufstieg entfernt. Gefühlt wäre der Dolchstoß für Kiel aber sicher auch ein Stich ins Herz für Werner. Er kennt jeden im Verein, hat weiterhin eine Bleibe in der Stadt und "mit vielen bin ich weiterhin in Kontakt".

"Holstein wird sich nicht verstecken"

Nach außen gibt sich Werner weiterhin sachlich-nüchtern, will sich nicht von Gefühlsduseleien auf der Zielgeraden Richtung Aufstieg ablenken lassen. Doch kalt lässt ihn das Treffen mit seinem Heimatklub natürlich nicht. Und ein wenig leichter macht es die Sache doch, da Kiel nun nicht mehr im den Klassenerhalt zittern muss.

"Ich freue mich für den Verein, dass es so ist. Weil die Saison sicher sehr herausfordernd war", weiß Werner. Doch er erwartet keinen Tabellenzwölften, der sich kampflos ergibt, im Gegenteil. "Holstein wird sich sicher nicht verstecken. Ich gehe davon aus, dass sie sehr befreit aufspielen werden", sagt Werner. Nur eine Niederlage kassierten die Bremer bisher unter dem neuen Coach. Doch sollte gerade gegen Holstein die zweite folgen, wäre das wohl ein Stich, der nicht nur Werner besonders schmerzen, sondern der die grün-weiße Euphorie zum Platzen bringen würde.

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Dieses Thema im Programm: Sportblitz, 28. April 2022, 18:06 Uhr