Interview
Ex-Werderaner Möhlmann sicher: "Das Nordderby geht 2:2 aus"
Werder gegen den HSV – das hat Benno Möhlmann in den 80er Jahren noch als Spieler erlebt, auf beiden Seiten. Kein Wunder, dass er am Sonntag auf ein Unentschieden hofft.
In Benno Möhlmanns Brust schlagen tatsächlich zwei Herzen, eines für Werder und eines für den HSV. Eine seltene Kombination.
Doch der inzwischen 67-Jährige spielte eben neun Jahre lang für die Bremer im Mittelfeld und erzielte in 267 Partien für die Grün-Weißen 46 Tore – und danach streifte er für zwei Jahre noch das Trikot des Hamburger SV über und beendete in ihm 1989 seine Spielerkarriere. Insgesamt acht Jahre arbeitete Möhlmann beim HSV, auch das verbindet.
Gewohnt hat Möhlmanns Familie immer in Bremen, trotzdem kann er sich vor dem Nordderby am Sonntag nicht für einen Favoriten entscheiden. Sein Wunschergebnis im Interview mit Bremen Eins daher: Unentschieden!
Herr Möhlmann, das Nordderby-Fieber steigt langsam – wie blicken Sie diesem besonderen Spiel entgegen?
Ich freue mich auch darauf. Aber vor alle freue ich mich, weil beide Teams oben stehen und unter diesen Bedingungen das Spiel auch für die Zuschauer Spaß macht. Beide Teams sind jetzt vorne und sie sollen am Ende der Saison auch die ersten beiden Plätze belegen und beide wieder aufsteigen.
Was macht für Sie die Faszination Nordderby eigentlich aus?
Ich habe ja Nordderbys auch schon als Spieler austragen dürfen und da ist es immer etwas Besonderes. Sicherlich als Spieler nicht ganz so aggressiv von Werder-Seite gegen den HSV gerichtet, wie es bei den Fans der Fall ist. Das war es auch früher nicht. Aber man ist sich schon der Situation bewusst, dass es gerade für die Anhänger etwas ganz Besonderes ist und man will diesem Zustand auch gerecht werden.
Beide stehen oben, aber eben nicht in der Bundesliga, sondern in der 2. Liga. Wie beurteilen Sie das?
Es sind ja unterschiedliche Gründe, warum beide jetzt letztlich in der 2. Liga sind. Aber es ist nunmal Fakt und das muss man so akzeptieren. Aber beide sind im Moment auf einem guten Weg, wieder hochzukommen. Und das ist das Entscheidende.
Beide verfolgen da unterschiedliche Wege. Für wen von beiden ist er denn am Ende erfolgsversprechender?
Ich hoffe wirklich, dass beide aufsteigen und ich glaube das auch. Denn beide bringen guten Fußball auf den Platz, haben eine mehr oder weniger stabile Ordnung, aus der sie ihre Angriffe nach vorne tragen. Dabei gibt es sicherlich eine unterschiedliche Vorgehensweise, ein anderes System. Aber beide Mannschaften sind von ihren Trainern überzeugt worden, dass es so klappt.

Welche Mannschaft hat am Samstag denn Vorteile? Im Hinspiel hat Werder ja Ömer Toprak zum Beispiel gefehlt.
Im Hinspiel hat nicht nur Toprak gefehlt, sondern Werder hat ja schnell nach kaum einer halben Stunde mit einem Mann weniger spielen müssen. Dann ist es natürlich nicht so einfach in so einer Begegnung gleichwertig aufzutreten. Aber dieses Mal werden beide Mannschaften mehr oder weniger in Bestbesetzung spielen können – und dann ist es auch ein ausgeglichenes Spiel.
Was denken Sie, wie das Spiel ausgehen wird?
Ich kann mich da schlecht auf eine Seite festlegen. Ich habe in beiden Vereinen gearbeitet, ich fühle auch für beide Mannschaften mit. Sicherlich für Werder etwas mehr, weil ich hier wohne und mir meine Familie sonst etwas erzählt. Aber im Grunde gönne ich beiden Mannschaften den Aufstieg – und ich weiß hundertprozentig, dass es am Sonntag 2:2 ausgeht. Das wünsche ich mir. Bei Werder teilen sich die Stürmer wieder die Tore, beim HSV macht auf jeden Fall Sonny Kittel eins.
(Das Interview führte Olaf Rathje, aufgezeichnet von Petra Philippsen)
Dieses Thema im Programm: sportblitz, 22. Februar 2022, 18:06 Uhr