Interview

Vorsicht, Falle: So locken Ticket-Betrüger Werder-Fans an

Alle wollen ins Weser-Stadion: Werder-Tickets begehrt wie selten

Bild: Imago | Ulmer

Der Hype um Karten für das Spiel am Sonntag im Weser-Stadion ist gewaltig. Umso mehr Nepper bieten Tickets an. Die Verbraucherzentrale Bremen warnt vor sorglosen Käufen.

Seit 10 Uhr am heutigen Donnerstag hat Werder Bremen seine Ticket-Börse auch für Nicht-Mitglieder geöffnet. Doch Geschäftsführer Klaus Filbry dämpfte bereits im Gespräch mit dem Sportblitz die Hoffnungen der verzweifelt Suchenden: "Die Chancen sind sehr gering."

Gering oder besser gesagt gleich null stehen wohl die Chancen für Werder-Fans, noch ein Ticket für das Saisonfinale am kommenden Sonntag im Weser-Stadion zu ergattern. Zumindest auf dem Wege, den der Verein über seine allgemeinen Geschäftsbedingungen als Veranstalter vorgibt. Sprich: die offizielle Ticketbörse.

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Verbraucherzentrale warnt vor Ticket-Kauf im Internet

Doch die Verlockungen im Internet sind groß für all jene, die so unbedingt hautnah dabei sein möchten, sollte Werder der Wiederaufstieg in die Bundesliga gegen Jahn Regensburg gelingen. Doch Gerrit Cegielka von der Verbraucherzentrale Bremen warnt vor diesen Ticketkäufen: "Vorsicht, Vorsicht, Vorsicht." Und das aus gutem Grund.

Man muss entscheiden, was einem so ein Werder-Spiel wert ist. Kauft man bei Ebay oder über Viagogo ein Ticket, geht man damit selbst voll ins Risiko. Das muss einem bewusst sein.

Gerrit Cegielka, Verbraucherzentrale Bremen, im Sportblitz

Herr Cegielka, was muss man beachten, damit man an einen seriösen Ticket-Verkäufer gelangt?

Die Tickets dürfen gewerblich nur von Werder autorisierten Händlern verkauft werden. Und für den Verkauf im Privaten setzt der Verein eine Obergrenze vom aufgedruckten Ticketpreis plus 15 Prozent. Etwa für Versandkosten oder Aufwand, das ist eine Größenordnung, an der man sich orientieren kann. Ist der Preis deutlich höher, sollte man aufpassen.

Gerade bei Viagogo oder Ebay Kleinanzeigen werden viele Tickets angeboten. Was ist davon zu halten?

Bei Viagogo ist absolute Vorsicht geboten, denn das ist nur ein Vermittlungsportal. Die verkaufen gar nicht selbst, sondern vermitteln nur den letztendlich unbekannten Verkäufer an einen Käufer. Wenn alles super läuft und ich tatsächlich eine funktionierende Karte bekomme, habe ich ja kein Problem. Außer, dass ich einen wahnsinnig hohen Preis bezahlt habe.

Das Problem entsteht aber dann, wenn die Karte nicht funktioniert. Wenn sie zum Beispiel gefälscht ist. In der Regel hat man dann schon im Voraus über Kreditkarte bezahlt und kommt nicht ins Stadion rein. Werder sucht selbst auch auf den Portalen nach unseriösen Angeboten und sperrt solche Karten.

Wie groß ist die Chance, sein Geld zurückzubekommen?

Es ist ganz schwer, besonders bei der Plattform Viagogo. Sie tun alles dafür, um die Identität des Verkäufers nicht preiszugeben. Alle zivilrechtlichen Ansprüche, wie die Rückerstattung, muss ich aber irgendwo unterbringen. Und ohne die Person zu kennen, geht das nicht. Bei Viagogo kommt hinzu, dass sie selbst nicht der Vertragspartner sind und zudem in der Schweiz im Nicht-EU-Ausland ihren Sitz haben. Da wird es rechtlich schwierig. Den einzigen Tipp, den ich geben kann, ist: Die Verbraucherzentrale in der Schweiz hat ein eigenes Beschwerde-Portal für Viagogo-Fälle.

Warum lassen sich viele trotzdem auf diese Angebote ein?

Ich kann das verstehen, ich bin auch glühender Werder-Fan und bei so einem Ereignis, wo es um soviel geht, möchte man gerne dabei sein. Und wer nicht so sehr auf den Euro gucken muss, wagt es eben. Und die Hemmschwelle ist Online etwas geringer. Man hat eine Idee im Kopf und will die schnell umsetzen. Mit ein paar Klicks ist man dabei und liest dann die Rahmenbedingungen vielleicht doch nicht so genau. Den Original-Ticketpreis sollte man für sich aber immer als Richtwert für die Kaufentscheidung nehmen. Wenn man es doch macht, läuft man voll ins Risiko. Das muss einem bewusst sein.

Läuft es mit den Ebay-Angeboten ähnlich?

Bei Ebay habe ich zumindest eine Chance, an den Namen des Verkäufers heranzukommen. Eventuell klappt es auch mit einer Rückbuchung über das Kreditkartenkonto. Als letztes Mittel kann man Strafanzeige bei der Polizei stellen und im Zuge des Ermittlungsverfahrens an den Namen des Verkäufers herankommen. Doch das ist ein Riesen-Aufwand, bei dem immer Juristen eingeschaltet werden. Es wird also teuer. Da muss man entscheiden, was einem ein Werder-Spiel wert ist.

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Dieses Thema im Programm: Sportblitz, 10. Mai 2022, 18:06 Uhr