"Immer feste druff!" – 125 Jahre Werder Bremen

Stehend (v.l.):. Helmut Jagielski, Klaus Matischak, Sepp Piontek, Heinz Steinmann, Günter Bernard, Arnold Schütz und Trainer Willi Multhaup; Hockend (v.l.): Diethelm Ferner, Theo Klöckner, Max Lorenz, Gerhard Zebrowski, Horst-Dieter Höttges.
Das Meisterteam von 1965: Stehend (v.l.): Jagielski, Matischak, Piontek, Steinmann, Bernard, Schütz und Trainer Multhaup; Hockend: Ferner, Klöckner, Lorenz, Zebrowski, Höttges. Bild: dpa

Heute vor 125 Jahren gründete sich der SV Werder Bremen. Die Geschichte eines der erfolgreichsten deutschen Fußballvereine beginnt mit einem gewonnenen Lederball.

Alles beginnt mit einem Wettbewerb im Tauziehen. Bei dem der Überlieferung nach die Schüler der Bremer Realschule C.W. Debbe im September 1898 einen Lederball gewinnen. Doch was sollen sie damit anstellen? Die Schüler versuchen sich an einer neuartigen, aus England stammenden Form des Ballspiels, bei dem das Leder anders als beim Rugby nicht mit den Händen gespielt werden darf. Das Spiel nennt sich Fußball – und sieht noch etwas anders aus als heute.

Schnelligkeit und Körperkraft waren Trumpf. Mit solchen Kleinigkeiten wie Stellen, Abgeben et cetera, gab man sich gar nicht ab. Außerdem kannte man so etwas ja auch nicht. Und woher sollte man es wissen. Es hieß also in der Hauptsache: Immer feste druff!

Ein Mitglied des FV Werder in Vereinszeitung "Vereinsnachrichten"

Als Tore dienten damals zwei Holzstäbe mit einer dazwischen gespannten Schnur. Die Schüler spielten auf einer sumpfigen Kuhweide nahe dem Ausflugslokal "Zum Kuhhirten" auf der Weserinsel Stadtwerder, weil der Vater einer der Spieler der Pächter des Lokals war. Am 4. Februar 1899 kamen die Schüler dort zusammen und gründeten einen Verein. Sie benannten ihn nach der Insel, auf der sie spielten: Fußballverein F.V. "Werder". Ihre Farben: erst grün-rot, später dann grün-weiß.

Hohe Schulbildung und Disziplinlosigkeit

Von den Mitgliedern verlangte die Satzung eine höhere Schulbildung. Denn die Schüler sind Söhne von Kaufleuten und Fabrikanten. Über sie hieß es: "Von Seiten der Lehrerschaft wurde vielfach Disziplinlosigkeit, Alkoholkonsum und das Interesse an Mädchen kritisiert." Und auch das Fußball-Spiel galt als unschicklich. Eine Kirchenpredigt aus der Zeit warnte: "Einen unschöneren Anblick kann es nicht geben als diese mit den Füßen stoßenden jungen Leute, die oft in einem wilden Knäuel wie toll übereinander herfallen."

Doch der Erfolg des neuen Spiels war nicht aufzuhalten. Im September 1899 trug der F.V. Werder sein erstes Wettspiel aus. 1903 wurde Werder zum ersten Mal Bremer Meister, 1909 folgte das erste Spiel gegen eine englische Profi-Mannschaft: Hartlepool United FC. In ganz Bremen wurden mit Plakaten dafür geworben, und das Spiel war trotz der 2:4-Niederlage ein voller Erfolg.

Trotz der für Bremen geradezu enormen Unkosten schnitten wir ohne Verlust ab. Es hatte sich eine solch enorme Zuschauermenge auf unserem Platze eingefunden, wie sie nie zuvor auf einem Fußballplatz in Bremen gesehen war.

Werder-Mitglied Otto Trennert über das Spiel gegen Hartlepool United

Auch die Mitgliederzahl des Vereins wuchs rasant. Bald wurden auch andere Sportarten aufgenommen, und der Verein nannte sich ab 1920 S.V. Werder. Schon vorher zog er auf die andere Weserseite, weil der ursprüngliche Platz zu klein geworden war. Den Ursprungsort auf dem Stadt-"Werder" aber trägt er weiter im Namen. Dort, wo sich am 4. Februar 1899, vor genau 125 Jahren, Bremer Kaufmannssöhne zur Vereinsgründung trafen. Der Rest ist Geschichte.

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Autor

  • Steffen Hudemann
    Steffen Hudemann Autor

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: buten un binnen mit Sportblitz, 4. Februar 2024, 19:30 Uhr

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