Interview

Baumann zum Werder-Kader: "Budgetmäßig geht einfach nicht mehr"

Das sagt Baumann über den Bremer Kader und weitere Werder-Transfers

Bild: Imago | Nordphoto

Laut Frank Baumann schlägt Werder auf dem Transfermarkt höchstwahrscheinlich nicht noch einmal zu. Selbst ein ablösefreier Spieler oder ein Leihgeschäft sei nicht mehr drin.

Am Montag in einer Woche geht es für die Bremer im DFB-Pokal mit dem Auswärtsspiel beim Regionalligisten Energie Cottbus (1. August, 18 Uhr) los. Nach den beiden Testspielen am Samstag gegen den FC Groningen und den FC Emmen sprach Werders Sportchef Frank Baumann während des "Tach der Fans" im Interview mit dem Sportblitz über den Bremer Kader.

Herr Baumann, wie haben Ihnen die beiden Testspiele am Samstag gegen den FC Groningen und den FC Emmen gefallen?

Man darf beide Spiele nicht überbewerten. Auch, wenn sie die letzten vor dem Pflichtspielstart waren. Ich glaube, man muss die ganze Vorbereitung betrachten. Und mit der sind wir sehr, sehr zufrieden. Erstmal haben wir sehr, sehr wenig verletzte Spieler abbekommen. Das ist in der Vorbereitung nicht selbstverständlich. Alle konnten das Programm athletisch, aber auch taktisch sehr gut durchziehen. Man merkt, dass der Konkurrenzkampf da ist. Und man merkt auch, dass die Spieler, die im vergangenen Jahr schon unter Ole Werner gespielt haben, noch etwas besser in den Automatismen drin sind.

Haben die Fans beim "Tach der Fans" schon den gesamten Kader für die Saison gesehen?

Davon gehe ich aktuell aus, ja. Wir haben es ja auch kommuniziert, dass wir erstmal alle Positionen besetzt und unser Budget ausgeschöpft haben. Ich glaube nicht, dass da noch etwas dazukommen wird. Und auf der Abgangsseite wird bei den Stammspielern aller Voraussicht nach auch nichts mehr passieren. Für den ein oder anderen jungen Spieler suchen wir noch eine Leihoption, weil der ein oder andere aufgrund des Konkurrenzkampfs hier nicht ganz so viel zum
Einsatz kommen wird und Spielpraxis ganz wichtig ist. Ich glaube, dass wir einen sehr ausgeglichenen, aber auch konkurrenzfähigen Kader zusammen haben.

Könnte noch ein ablösefreier Spieler kommen oder ein neuer Spieler von einem anderen Klub ausgeliehen werden?

Wir sind mit den Spielern und unserem Kader jetzt erstmal zufrieden. Wir haben finanziell eine ganz schwierige Situation hinter uns und mussten uns 37 Millionen Euro leihen, die irgendwann auch wieder zurückgezahlt werden müssen. Die Fernsehgelder sind insgesamt weniger geworden. Dazu haben wir ein Jahr in der 2. Liga hinter uns, was uns im TV-Ranking auch nach hinten geschoben hat. Insofern sind die Ausgaben an die Einnahmenseite anzupassen. Dementsprechend können wir nicht aus dem Vollen schöpfen. Im Rahmen dieser Möglichkeiten können wir mit dem Kader sehr zufrieden sein. Budgetmäßig geht einfach nicht mehr. Wir müssen sehr vernünftig wirtschaften. Deshalb glaube ich nicht, dass noch jemand dazukommen wird. Auch, wenn er ablösefrei ist. Und auch bei einem Leihgeschäft ist ja immer noch ein Gehalt fällig. Das ist aktuell einfach nicht möglich.

Wie zufrieden sind Sie mit der Integration der Neuzugänge?

Ich glaube, die Integration läuft sehr, sehr gut. Das liegt einerseits an den neuen Spielern, die eine Offenheit, aber vor allem auch Lust auf Werder Bremen haben und gesagt haben: "Auch wenn ich vielleicht sportlich und wirtschaftlich andere Möglichkeiten habe, möchte ich zu Werder Bremen." Dazu kommt auch, dass die alten Spieler die Neuzugänge erfahrungsgemäß gut aufgenommen und ihnen die Integration leicht gemacht haben und sie sofort Teil der Mannschaft waren. Wir haben relativ früh ein relativ langes Trainingslager gehabt. Da ist es leichter, wenn man Tag und Nacht miteinander verbringt. Das hat die Integration sicherlich nochmal enorm gefördert.

Beim "Tach der Fans" war ein Rodeo für Kinder aufgebaut. Erwarten Sie auch für Werder eine wilde Saison?

Leider habe ich jetzt meine Glaskugel nicht dabei (lacht). In der Bundesliga muss man sich immer neu beweisen. Nicht nur jede Saison, sondern Woche für Woche ist man dort stark gefordert und darf nicht nachlassen. Für uns als Aufsteiger müssen wir schauen, dass wir im Team und im Umfeld ein Stück weit die Euphorie in die neue Saison transportieren und dann möglichst eine sorgenfreie Saison spielen.

(Das Interview führte Felix Ilemann. Aufgezeichnet wurde es von Karsten Lübben.)

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Autor

  • Felix Ilemann

Dieses Thema im Programm: buten un binnen mit sportblitz, 24. Juli 2022, 19:30 Uhr