Vizeweltmeister Falck: "Das war das Turnier meines Lebens – bisher"
Als Europäer im Finale der Tischtennis-WM zu spielen, ist wie ein Sechser im Lotto. Werder-Profi Mattias Falck ist das 2019 gelungen – nun hofft er in Houston auf mehr.
Endlich hat sie den richtigen Platz gefunden, seine Silbermedaille von der Tischtennis-WM 2019 in Budapest. Mattias Falck ist mit seiner Familie gerade in sein neues Haus im schwedischen Küstenstädtchen Halmstad eingezogen und nun hängt das gute Stück erstmals gut sichtbar und liegt nicht mehr in der Schublade.
Das war wirklich das Turnier meines Lebens – bisher. Ich hoffe natürlich auf mehr solcher Momente.
Tischtennis-Vizeweltmeister Mattias Falck im Gespräch mit dem Sportblitz
Momente, wie jenen bisher größten vor zwei Jahren, als der inzwischen 30 Jahre alte Überraschungsmann aus Schweden gegen den Chinesen Ma Long um den WM-Titel kämpfen durfte.
"Bin sehr stolz auf meine Leistung"

"Das war ein Riesen-Match für mich, aus dem ich sehr viel gelernt habe", erinnert sich Falck im Gespräch mit dem Sportblitz an die 1:4-Niederlage, "er spielt unglaublich clever und macht immer das, was man nicht erwartet. Ich bin trotzdem sehr stolz auf meine Leistung."
Dass Ma Long wohl einer der besten Spieler aller Zeiten ist, bekam auch Deutschlands Bester Dimitri Ovtcharov zuletzt in Tokio zu spüren, als er das Match seines Lebens spielte und trotzdem verlor.
Ma Long fehlt – Ovtcharov auch

Doch weder Ma Long, noch Ovtcharov oder Xu Xin sind als drei der Top-Ten-Spieler in dieser Woche im texanischen Houston dabei, wenn der neue Tischtennis-Weltmeister gesucht wird. Und wo Falck nur zu gerne seinen furiosen Lauf wiederholen würde.
Aber kaum etwas ist im Tischtennis schwerer als das. Einmal im Finale einer WM zu stehen – davon träumen alle Spieler, aber die chinesische Dominanz in dieser Sportart ist derart erdrückend, dass es sich für die Wenigsten jemals erfüllt. Als Falck im April 2019 ins Endspiel einzog, bei der Corona-bedingt bisher letzten WM, war er der erste Europäer seit 2003, dem dieser Coup glückte.
Schwieriger Sommer für Falck

'Vizeweltmeister' – das glänzt in dieser Sportart daher für einen nicht-asiatischen Spieler schon leicht golden und fühlt sich fast wie ein Titel an. Die WM damals war Falcks großer Durchbruch, seither hat sich der 1,88 Meter große Schwede in den Top Ten etabliert und spielt für Werder Bremen in der Bundesliga.
Sein Sommer war für Falck auch aufgrund von hartnäckigen Knieproblemen jedoch enttäuschender verlaufen als erhofft. Bei der Europameisterschaft gewann er dennoch Bronze im Einzel und mit der Mannschaft, schied bei den Olympischen Spielen in Tokio aber früh aus. Das nagte am Selbstvertrauen, doch die Erinnerung an 2019 macht Mut.
Ich bin damals nicht gut ins Turnier gestartet. Schon im ersten Match lag ich direkt 0:1 zurück und auch die zweite Runde war sehr eng. Aber als ich dieses Spiel noch herumdrehen und gewinnen konnte, ist der Knoten bei mir geplatzt. Danach fühlte ich mich stark und spielte wirklich fantastisch.
Tischtennis-Vizeweltmeister Mattias Falck im Gespräch mit dem Sportblitz
"Von Platz 5 bis 50 entscheiden nur Kleinigkeiten"

Falck hat als Weltranglistenzehnter in Houston ein Freilos und startet am Mittwoch in die WM, leichte Gegner gibt es nicht. Der Druck ist groß. Von dem, was andere bei diesem Event erwarten, versucht er sich freizumachen. Schweden wartet schließlich seit Jan-Ove Waldners Triumph 1997 auf den nächsten Weltmeister.
"Ich trete mit meinen eigenen Zielen an und versuche, um die Medaillen zu kämpfen", betont Falck. Ohne Ma Long und Xu Xin lastet Chinas Favoritenrolle auf dem Weltranglistenersten Fan Zhendong und vier weiteren jungen Spielern, die auf ihre Chance lauern. Doch Falck ist sicher, dass es auch dieses Mal Überraschungen geben wird, das Feld ist etwas offener geworden.
Man muss auf seinem absoluten Top-Level spielen, denn sonst sind da noch 50 andere, die auf dem gleichen Level sind. Im Tischtennis ist die Leistungsdichte so eng, von Platz fünf bis 50 entscheiden nur Kleinigkeiten. Wenn man okay spielt, der andere aber einen Super-Tag hat, ist es vorbei.
Tischtennis-Vizeweltmeister Mattias Falck im Gespräch mit dem Sportblitz
8.000 Menschen bei seiner Rückkehr nach Halmstad
Vorbei könnte es direkt mit einem Match sein, doch Falck hofft wieder auf sieben. Eine Herkulesaufgabe. Als Falck damals im April 2019 ins malerisch-beschauliche Halmstad zurückkehrte, da wurde er von 8.000 Menschen jubelnd empfangen. Ein überwältigender und irgendwie auch surrealer Moment für ihn, eine "unglaubliche Erfahrung".
Nehmen kann ihm diesen Erfolg niemand. Und die Silbermedaille hängt als Erinnerung an das "Turnier seines Lebens" nun Zuhause. Doch Falck kämpft in den kommenden Tagen darum, dass es nicht der größte Moment seiner Karriere bleiben wird.
Dieses Thema im Programm: Sportblitz, 23. November 2021, 18:06 Uhr