Tischtennis-Revolution? Werders Falck ist noch skeptisch
Den Klassenerhalt in der Bundesliga geschafft, da wartet auf Doppel-Weltmeister Mattias Falck auf internationaler Bühne die nächste Baustelle mit der neuen WTT-Serie.
Mattias Falck wirkte am Sonntag gelöst, wie schon lange nicht mehr. Der hochgewachsene Schwede hatte sich gerade von seinem Team herzen, den Bremer Fans feiern und vom Gegner aus Bergneustadt beglückwünschen lassen. Und das mit recht, denn dass Werder auch in der nächsten Saison in der Tischtennis-Bundesliga mitmischen kann, hatten sie vor allem ihrem Ausnahmespieler zu verdanken – und der will in den kommenden Wochen in dieser Form auch wieder inmitten der Weltelite glänzen.
Falck war durchgeschwitzt, abgekämpft, aber glücklich. Besonders im engen Top-Duell mit Benedikt Duda hatte sich Falck am Sonntag immer wieder nach vorne gepeitscht, mit seinem Paradeschlag, der wuchtigen Vorhand, geglänzt. Den wichtigen 3:1-Triumph für Werder mit zwei Einzelsiegen eingefahren. Die Bestform ist zurück beim Doppel-Weltmeister, im richtigen Moment.
Es waren harte Wochen mit sehr vielen Spielen. Aber der Körper hält und die Form ist da. Und jetzt sieht man, auf welchem Level wir spielen können.
Werder-Profi Mattias Falck im Sportblitz
Kraftakt Klassenerhalt geschafft
Keine Verletzungen mehr, die Falck im vergangenen Jahr über Monate geplagt und die die Hinrunde erschwert hatten. Und nun alleine acht Spieltage binnen vier Wochen überstanden, mit Siegen über Playoff-Kandidaten wie Bergneustadt. Der Klassenerhalt der Bremer war ein Kraftakt, aber das frische Selbstvertrauen tut gut. Denn nach der Bundesliga ist vor der WTT-Serie – und die kostet gerade Nerven.
Falck suchte seine Sachen zusammen und seine Tasche wird er so schnell auch nicht mehr auspacken. In den kommenden sechs Wochen lebt Falck mal wieder aus dem Koffer. Das Nomadenleben gehört für Tischtennis-Profis dazu, das ist nicht das Problem.
"Nach dem Bundesliga-Ende ist der Kalender leer"
Doch seit der internationale Verband ITTF sich anschickt, mit der neuen WTT-Turnierserie den Sport nach dem Vorbild der Tennis-Tour zu revolutionieren, bleibt bisher vor allem ein konfuser, konzeptloser Eindruck zurück – und Profis wie Falck bekommen Probleme.
Wir können weiterhin nicht planen, weil keine Turniere aufgelistet werden. Nach dem Bundesliga-Ende im April ist der Kalender leer und ich weiß noch gar nicht, wie es weitergeht.
Werder-Profi Mattias Falck im Sportblitz
Turnierplanung quasi auf Zuruf – so hatten die Macher der WTT-Serie ihr schickes Hochglanz-Konzept allerdings nicht verkauft. Es sind viele Pflichtveranstaltungen für Topspieler wie Falck dabei. Wer nicht antritt, wird mit herben Punktabzügen bestraft. Doch dazu sollte man rechtzeitig wissen, dass die Turniere überhaupt stattfinden.
Von Montreux zum "Singapore Smash"
Die deutsche Bundesliga hat den Monat März nun wieder kurzfristig für die WTT freigeräumt. Absprachen Fehlanzeige. So fliegt Falck am Donnerstag erstmal nach Montreux in die Schweiz zum Top-16-Turnier, das vom europäischen Verband ETTU organisiert wird. Dann geht es über Frankfurt nach Thüringen zum Bundesligaspiel mit Werder gegen Post SV Mühlhausen am 1. März.
Tags darauf weiter mit dem Flieger Richtung Asien für den "Singapore Smash". Klingt nach spritzigem Cocktail, ist jedoch das neue Pendant zu den Grand Slams im Tennis. Mit der Adaption tun sich viele aber noch schwer. "Mal sehen, wie das wird", sagt Falck, der sich vor Ort einen Eindruck verschaffen will. Sehr viel wissen die Spieler noch nicht darüber, was sie erwartet.
WTT-Turniere: Einfach nur kompliziert

Den restlichen März verbringt Falck dann in Doha, wo, wie bereits im vergangenen Jahr, zwei WTT-Turniere hintereinander angesetzt sind. Die sind eigentlich Pflicht für Top-20-Spieler, aber Falck weiß trotzdem noch nicht, ob er dort eigentlich mitspielen darf – als derzeit Nummer 15 der Welt. Der Teilnahmeschlüssel in Doha ist kompliziert, das macht es nicht besser. Die Veranstalter behalten sich etliche Wildcards vor und wählen Teilnehmer aus. So können Spieler aus den Top 20 kurioserweise trotzdem nicht ins Feld kommen. Es wirkt absurd.
Falck hatte sich als Vize-Weltmeister von 2019 in den Top Ten der Weltrangliste etabliert, durch das frühe WM-Aus im November ist der 30-Jährige aus Halmstad nun etwas abgerutscht. Aber auch hier verzerren Änderungen der ITTF an der Punkterechnung der Rangliste bis zum Jahresende das tatsächliche Kräfteverhältnis bei der Tischtennis-Elite.
"Irgendwo müssen die Veränderungen anfangen"
Die Tischtennis-Revolution, die ausgerechnet zu Beginn einer Pandemie gestartet wurde, wirkt bisher eher chaotisch als mitreißend. Fragezeichen und Frust bei den Profis, Verwirrung bei den Fans. Dass bei einem Neustart vieles holprig läuft, ist normal, weiß auch Falck: "Irgendwo muss man ja anfangen mit Veränderungen. Aber es könnte etwas besser laufen." Ohne Planungssicherheit ist das Profileben eben schwierig und zehrt an den Nerven.
Da die Team-WM als Großereignis im April verschoben wird, steht bisher nur fest, dass Werders Topstar am 13. April in Bremen beim Bundesliga-Finale spielen wird. Danach wartet ein langer Tischtennis-Sommer der Ungewissheit.
Tischtennis-Weltmeister Mattias Falck zurück in Bremen
Dieses Thema im Programm: buten un binnen mit Sportblitz, 20. Februar 2022, 19:30 Uhr