Geglückte Flucht von Kiew nach Bremen: Tänzer bei Albaneses angekommen
Vier Tage lang war Dimitri Kalistov unterwegs, nun ist der 14-Jährige mit seiner Mutter bei Tanz-Ehepaar Uta und Roberto Albanese sicher. Doch die Sorge bleibt.
Die Odyssee ist erst einmal zu Ende, zumindest für Dimitri Kalistov und seine Mutter Luba. Der 14-jährige Tänzer des Grün-Gold-Clubs ist nach vier Tagen endlich in Bremen angekommen bei Uta und Roberto Albanese, die von Beginn an bei der Flucht aus Kiew geholfen hatten.
Dass sie Dimitris Vater und dessen 26 Jahre alten Bruder an der Grenze zu Rumänien zurücklassen mussten, hat besonders die Mutter noch zusätzlich traumatisiert. Die Ängste, die ständige Sorge um die beiden lässt sie weder schlafen noch essen.
"Es ist sehr schmerzhaft, sehr traurig"
Es ist das Schicksal tausender ukrainischer Familien, die in diesen Tagen voneinander getrennt werden, weil die Männer im wehrfähigen Alter nicht mehr ausreisen dürfen. Dimitri und seine Mutter haben Glück gehabt, sie sind in Sicherheit. Doch richtig angekommen sind sie noch nicht.
Ich kann nicht sagen, wie es mir geht. Es ist sehr schmerzhaft, sehr traurig. Ich weine natürlich auch. Normalerweise bin ich in meinem Leben positiv, aber jetzt fällt es mir schwer, daran zu glauben.
Dimitri Kalistov im Sportblitz
Albaneses lotsten die Familie nach Bremen
Der vergangene Donnerstag hat auch ihr Leben in Kiew ohne Vorwarnung aus den Angeln gehoben. Dimitri Kalistov kann es noch immer nicht fassen.
Es war eine schreckliche Erfahrung. Mein Bruder hatte Geburtstag, wir wollten feiern. Dann ging es los und niemand war darauf vorbereitet. Wir waren im Schock, hatten Panik und wussten nicht, was wir tun sollen.
Dimitri Kalistov im Sportblitz
Dimitris älterer Bruder wollte nicht weg, doch Uta Albanese konnte ihn am Telefon überzeugen. "Uta und Roberto waren die ganze Zeit dabei, haben uns Nachrichten geschickt und gesagt, wohin wir fahren sollen", erzählt Dimitiri: "Sie haben die ganze Zeit wohl auch nicht geschlafen. Es war so wichtig für uns, sie zu haben."
Familie wird an der Grenze getrennt
16 Stunden am Stück saß sein Vater am Steuer und brachte die Familie zur rumänischen Grenze nach Siret. Dort aber ging es für ihn und den älteren Sohn nicht mehr weiter.
Wir hatten gehofft, dass wir alle über die Grenze kämen, aber es ging nicht. Das war schrecklich. Da waren so viele Menschen an der Grenze, so viele Kinder. Viele Frauen haben geweint, weil ihre Männer nicht mitkommen durften. Ein Mann trug ein vier Monate altes Baby auf dem Arm und sie wiesen ihn ab.
Dimitri Kalistov im Sportblitz
Für Erleichterung ist es zu früh

Über befreundete Tänzer der Albaneses wurden sie in Rumänien an der Grenze abgeholt und kamen über Berlin schließlich am Sonntag in Bremen an. Für die große Unterstützung sind sie sehr dankbar, aber für Erleichterung ist es zu früh. Ähnlich geht es auch Uta Albanese, denn die Sorge treibt sie weiter um. Aber sie hoffen alle, dass Familie Kalistov bald wieder zusammen ist.
Ich bin ähnlich hin- und hergerissen wie die beiden auch. Man hat ein Stück geschafft, aber die anderen beiden sitzen noch fest. Deshalb fühlt es sich immer noch merkwürdig an, weil es noch nicht abgeschlossen ist.
Uta Albanese im Sportblitz
Dieses Thema im Programm: buten un binnen mit Sportblitz, 28. Februar 2022, 18:06 Uhr