Freudentränen bei Albaneses: 14-jähriger Tänzer raus aus der Ukraine
Zwei Tage lang bangte das Tanz-Ehepaar Uta und Roberto Albanese um Familie Kalistov und versuchte, sie von der Ukraine nach Bremen zu lotsen – mit erstem Erfolg.
Die Nacht war kurz im Hause Albanese. Seit Donnerstagmorgen ist das Tanztrainer-Ehepaar des Bremer Grün-Gold-Clubs dabei, den 14-jährigen Tanzpartner ihrer Tochter Luna, Dimitri Kalistov, mit dessen Familie aus dem Kriegsgebiet der Ukraine heraus nach Bremen zu lotsen.
Von Kiew aus war die fünfköpfige Familie im Auto 20 Stunden in Richtung Grenze unterwegs. Zunächst schien der Weg über Ungarn vielversprechend, dann leiteten sie Uta und Roberto Albanese zur rumänischen Grenze nach Siret.
Wir waren bis spät in die Nacht noch in Kontakt und es sah lange gut aus, weil den Tag über viele Familien in Rumänien über die Grenze gelassen wurden. Um ein Uhr kam dann die Nachricht, dass alles zu ist und die Männer nicht mehr rausgelassen werden.
Uta Albanese am Freitag im Sportblitz
Familie muss sich an der Grenze trennen

Die Ukraine hatte am Donnerstag bestimmt, dass Männer zwischen 18 und 60 Jahren das Land nicht mehr verlassen dürfen. Über die kurzen Handyverbindungen, die möglich sind, trafen Albaneses mit den Kalistovs die schwere Entscheidung, dass sich die Familie trennt.
"Dimitri und seine Mutter laufen jetzt über die Grenze", erzählt Uta Albanese, "sie werden dort von einem Tänzer-Kollegen von uns in Empfang genommen." Wieder vergingen Stunden des Wartens. Das Handy steht bei Albaneses nicht mehr still. Rumtelefonieren, organisieren, nach Flügen und Übernachtungsmöglichkeiten suchen. Hoffen und bangen. Doch die Unterstützung ist groß.
Die Resonanz ist unglaublich. So viele Leute haben mir geschrieben, wie sie helfen können. Sie hätten eine Wohnung in Österreich oder Verwandte in Ungarn, wo sie bleiben könnten – total toll.
Uta Albanese am Freitag im Sportblitz
"Der erste, große Schritt ist geschafft"

Roberto Albanese war am Freitagmittag gerade beruflich in Wien angekommen, als seine Frau erleichtert die gute Nachricht per Videoanruf durchgab: "Sie sind durch, jetzt kann ich Flüge buchen." Die größte Sorge und die Anspannung der vergangenen zwei Tage ließen nach, die Freudentränen übermannten die Albaneses.
"Der erste, große Schritt ist geschafft", sagt Uta Albanese schließlich, "im zweiten Schritt müssen wir schauen, dass wir die anderen Drei nicht aus den Augen verlieren und auch rüberkriegen." Dimitris Vater und die beiden Brüder sollen es nun über einen anderen Grenzübergang probieren, der etwa fünf Autostunden entfernt liegt. Das Bangen und Organisieren geht weiter.
Für Dimitri und seine Mutter geht es am Samstag von Bukarest mit dem Flugzeug nach Berlin, wo sie vom nächsten Tänzer-Kollegen abgeholt werden und übernachten können. Am Sonntag fahren sie mit dem Zug nach Bremen, dann ist die Odyssee zumindest für die beiden beendet.
Dieses Thema im Programm: Sportblitz, 25. Februar 2022, 18:06 Uhr