EM, Ehrung, WM: Bremens Grün-Gold-Club bleibt im Tanz-Stress

Wieder ganz vorn — Bremer Lateinformation verteidigt Titel bei EM

Bild: Radio Bremen | Martin von Minden

Ausruhen nach dem EM-Titel? Schön wär's. Von Wien aus ging es direkt zur Sportgala ins GOP. Und am Wochenende startet Albaneses Tochter Luna bei der Junioren-WM.

Schlaf wird überbewertet, so heißt es gerne. Doch Roberto Albanese könnte ihn gerade ganz dringend gebrauchen. "Ich bin im Moment sehr sehr müde", sagte der Grün-Gold-Coach am Tag nach dem EM-Triumph seiner Lateinformation in Wien.

Der 5. Titel bei der Europameisterschaft war ein Kraftakt für den großen Favoriten, Pausen gab es in den vergangenen zehn Monaten so gut wie gar nicht. Im vergangenen Juli begann die Arbeit mit der neuen Choreografie "Emozioni", eine Hommage an Albaneses italienische Wurzeln.

Vier Titel für "Emozioni"

Mit der spektakulären, mit Höchstschwierigkeiten gespickten Choreografie, die über 50 Bildwechsel beinhaltet, hat die GGC-Lateinformation nun deutsche Meisterschaft, Weltmeisterschaft, die Bundesliga und die Europameisterschaft gewonnen – und wurde dafür am Dienstagabend als Bremer Mannschaft des Jahres ausgezeichnet.

Erst am Montag war der Grün-Gold-Club aus Wien nach Bremen zurückgekehrt, am Dienstagabend folgte dann direkt im GOP-Theater die Sportgala mit der Ehrung für den Vierfach-Triumph. Und nun endlich ausschlafen, ausruhen, runterkommen? Schön wär's.

WM der Junioren in Bremen – mit Luna Albanese

Für das Erfolgs-Trainerpaar Uta und Roberto Albanese geht der Stress nahtlos weiter: "Wir haben noch eine Horrorwoche vor uns mit 17 Turnieren in drei Tagen mit über 500 Paaren aus der ganzen Welt", erzählt Roberto Albanese im Sportblitz. Tochter Luna startet am Wochenende in Bremen bei dieser Junioren-WM mit ihrem ukrainischen Partner Dimitri Kalistov, dem Albaneses mit dessen Mutter nach Kriegsbeginn zur Flucht nach Bremen verholfen hatten.

Nun treten die beiden Teenager bei der WM an, die der Grün-Gold-Club ausrichtet. "Da steckt natürlich eine Riesen-Orga dahinter", sagt Roberto Albanese, "es wird eine richtig tolle Weltmeisterschaft mit 36 teilnehmenden Nationen. Wir sind froh, dass wir die Abendveranstaltung schon richtig gut verkauft und volles Haus haben werden." Doch Albaneses schauen natürlich besonders auf Luna.

Wir hoffen, dass unsere Tochter, nachdem sie im letzten Jahr schon im Finale der Weltmeisterschaft war, vielleicht Chancen hat, den Titel nach Bremen zu holen.

GGC-Trainer Roberto Albanese im Sportblitz

Erster WM-Titel seit den 1980er Jahren?

Sollte es der 14-Jährigen tatsächlich gelingen, wäre es das erste Mal seit den 1980er Jahren, als das Horst Beer von der TSG Bremerhaven geglückt war. Viel Druck für die junge Tänzerin, aber das Titelsammeln liegt bei Albaneses ja quasi in der Familie.

Doch der EM-Titel vom vergangenen Wochenende war kein Selbstläufer, im Gegenteil. Die Mannschaft war müde und ausgelaugt, konnte sich schwer motivieren. Auch, weil sie wusste, dass die starke russische Konkurrenz in Wien nicht dabei sein würde. Die Folge: Die Trainingsleistungen waren schwankend, das Niveau noch nicht ausreichend. Albaneses mussten ihr Team bei der Ehre packen und hart anfassen.

EM-Titel war kein Selbstläufer

Als sie ihm die Stellprobe vor der EM per Video vorführte, merkten die Tänzerinnen und Tänzer, wo sie stehen. "Das ist noch schlecht", erkannten sie. "Ja", erwiderte ihnen Trainer Albanese, "aber das ist das Bild, das ihr in den letzten Wochen beim Training abgeliefert habt."

Die Stimmung intern war gedämpft, doch der Weckruf half. "Sie haben sich dann wirklich fokussiert und ich muss sagen, dass das Finale einer der besten Durchgänge war, die sie mit der Choreo bisher getanzt haben." Während sich die Formation nun tatsächlich etwas erholen kann, geht der Tanz-Stress für Familie Albanese in die Verlängerung.

Sieger-Choreo "Emozioni" des Bremer Grün-Gold-Clubs in voller Länge

Bild: Imago | Nordphoto

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Dieses Thema im Programm: Sportblitz, 1. Juni 2022, 18:06 Uhr