Werder weiter in Sorge um ukrainische Schach-Spieler
Die drei Großmeister, die für die Bremer in der Bundesliga spielen, müssen im Krieg um ihr Leben fürchten. Einem der drei gelang nun die Ausreise nach Polen.
Einen Monat dauert der Angriffskrieg auf die Ukraine bereits an und noch immer treibt Werder Bremen die Sorge um, wie es den drei Schach-Spielern geht, die für die Grün-Weißen in der Bundesliga spielen.
Gennadij Fish ist ebenfalls Ukrainer, lebt seit mehr als 20 Jahren in Bremen und ist seit zehn Jahren Kapitän der Werder-Mannschaft. Er versucht, den Kontakt mit den drei Großmeistern Alexander Areshchenko, Zahar Efimenko und Kirill Shevchenko in der Heimat zu halten. Leicht ist das nicht.
Der Kontakt ist ein bisschen öfter als sonst, aber auch nicht jeden Tag. Manchmal mache ich mir Sorgen, wenn meine Nachrichten stundenlang nicht ankommen beziehungsweise nicht als gelesen markiert werden.
Werders Schach-Kapitän Gennadij Fish im Sportblitz
Kein Kontakt mehr zu Shevchenko
Zu Neuzugang Shevchenko aber gibt es keinen Kontakt mehr. Der 19-Jährige war vor drei Wochen zu Beginn des Krieges mit seiner Familie aus Kiew in die Nähe der Stadt Winnyzja geflohen. Damals sagte er, dass er Waffen gekauft habe und es jetzt gelte, sein Land zu verteidigen: "Wir wissen nicht, was morgen kommt", war seine letzte Botschaft.
Offenbar versucht Shevchenko nun doch, die Ukraine zu verlassen. Als Profi-Schachspieler haben alle drei Großmeister inzwischen die Erlaubnis zur Ausreise bekommen. Areshchenko ist es mit seiner Familie nun gelungen – seit Mittwoch sind sie in Polen.
Großmeister Efimenko weiter in der Ukraine
Efimenko aber ist sich nicht sicher, ob die Ausreise wirklich klappen würde, ob er den Schritt wagen soll. Der 36-jährige Großmeister spielt seit 17 Jahren für Werder und lebt mit seiner Familie in Mukatschevo, ganz im Westen der Ukraine, wo es noch relativ sicher ist.
Efimenko hatte Fish berichtet, dass er die ersten Tage des Krieges nicht an Schach habe denken können. Inzwischen aber spiele er wieder regelmäßig und versucht, bei Online-Turnieren Geld zu verdienen, um es der Armee zu spenden.
Wieder leere Schachbretter am nächsten Spieltag?

Als 19-Jähriger hatte Efimenko 2005 mit Werder sensationell die bisher einzige deutsche Meisterschaft gewonnen. Beim Saisonauftakt vor drei Wochen waren die drei Bretter der ukrainischen Werder-Spieler aus Solidarität leer geblieben und die Ergebnisse nicht gewertet worden.
Am 9. April geht es mit dem nächsten Spieltag weiter in der Bundesliga. Fraglich, ob der ein oder andere dann schon wieder dabei sein kann. Efimenko betont, dass es für ihn Priorität hat, für Werder zu spielen. Er könne sich auch vorstellen, mit seiner Familie eine Weile in Bremen zu wohnen. Doch sein Land zu verlassen, sei eben nicht so einfach.
Dieses Thema im Programm: Sportblitz, 24. März 2022, 18:06 Uhr