Tschö Straßenbahn-Liga: Das erwartet den Bremer SV in der Regionalliga

Am Samstag (13:30 Uhr) geht es für den Bremer SV bei Weiche Flensburg los. Wir blicken auf die neuen Gegner, prominente Namen und die Topfavoriten in der 4. Liga.

Nach dem 0:5 im DFB-Pokal gegen Schalke 04 beginnt für den Bremer SV am Samstag das Abenteuer Regionalliga, auf das der Klub aus dem Stadtteil Walle so lange gewartet hat. Um 13:30 Uhr tritt der Bremer SV dann bei Weiche Flensburg an. Die Waller starten dabei ein wenig verspätet in die Saison, denn der 1. Spieltag fand bereits am vergangenen Wochenende statt. Durch die Partie gegen Schalke war das Team von Panzenberg da aus einem guten Grund noch verhindert. Bevor es nun auch für den BSV losgeht, blicken wir darauf, was den Klub in dieser Saison in der 4. Liga erwarten wird.

Die neuen Gegner:

Die Bremen-Liga wird – leicht despektierlich – gerne auch mal als "Straßenbahn-Liga" bezeichnet. Die Wege sind hier schließlich zumeist eher kurz. Anders schaut es jedoch in der Regionalliga Nord aus, in der Teams aus Niedersachsen (TSV Havelse, Hannover 96 U23, SSV Jeddeloh II, Atlas Delmenhorst, VfV Borussia Hildesheim, BW Lohne, BSV Rehden, SV Drochtersen/Assel, Kickers Emden), Schleswig-Holstein (Weiche Flensburg, VfB Lübeck, Phönix Lübeck, Holstein Kiel U23, Eintracht Norderstedt), Hamburg (Teutonia Ottensen, Hamburger SV U23, FC St. Pauli U23) und Bremen (Bremer SV, Werder Bremen U23) spielen. Der BSV-Tross wird für die Auswärtsspiele also häufig einige Stunden im Bus sitzen müssen. Die weiteste Tour steht direkt am Wochenende mit dem Trip nach Flensburg an. Der Panzenberg ist vom Manfred-Werner-Stadion bei direkter Fahrt über die Autobahn 264 Kilometer entfernt.


Wichtig zu wissen: Beim SSV Jeddeloh II handelt es sich nicht um eine 2. Mannschaft, sondern Jeddeloh II ist ein kleiner Ort im Kreis Ammerland. Eintracht Norderstedt gehört zwar eigentlich zu Schleswig-Holstein, ist aber Mitglied des Hamburger Fußball-Verbandes.

Die bekanntesten Trainer:

Mit Torsten Gütschow hat der Bremer SV im Sommer einen Trainer mit einem prominenten Namen verpflichtet. Der 60-Jährige hat als Spieler mit Dynamo Dresden zweimal die Meisterschaft und dreimal den Pokal in der DDR gewonnen. Dort wurde der einstige Stürmer 1991 auch zum Fußballer des Jahres gewählt. Nach der Wiedervereinigung gewann er mit Galatasaray Istanbul in der Türkei noch die Meisterschaft und den Pokal.

Als Trainer ging es für Gütschow bisher jedoch nicht über die Regionalliga hinaus. Da schaut es bei einigen Klubs anders aus. Bei Kickers Emden arbeitet mit Stefan Emmerling ein Coach, der für den 1. FC Kaiserslautern, die SG Wattenscheid und den MSV Duisburg 249 Spiele in der Bundesliga bestritten hat. Dazu kommen 106 Partien in der 2. Liga. Als Trainer hat er für RW Ahlen ebenfalls in der 2. Liga gearbeitet und darüber hinaus insgesamt 160 Partien in der 3. Liga gecoacht.

Daniel Stendel als Hannoveraner Trainer am Millerntor.
Daniel Stendel hat Hannover 96 bereits in der Bundesliga und in der 2. Liga trainiert. Nun ist er zurück an der Leine und startet mit der U23 in der Regonalliga. Bild: Imago | Oliver Ruhnke

Als Trainer bis in die Bundesliga hat es einst Daniel Stendel geschafft, der mit Hannover 96 sechs Partien im Oberhaus und 28 Spiele in der 2. Liga bestritten hat. Auch als Spieler hatte er zuvor in den obersten Ligen (96 Partien in der Bundesliga, 160 in der 2. Liga) auf dem Platz gestanden. Als Coach der U23 ist er in diesem Sommer zu den Hannoveranern zurückgekehrt. Ein renommierter Fußballer sitzt auch bei Weiche Flensburg mit Ex-Profi Thomas Seeliger auf der Bank. Der 55-Jährige bringt mit 86 Spielen in der Bundesliga und 239 Partien in der 2. Liga (unter anderem für den SC Freiburg und den FC St. Pauli) ebenfalls jede Menge Erfahrung mit.

Konrad Fünfstück, Trainer der U23 von Werder, hat einst den 1. FC Kaiserslautern in der 2. Liga trainiert. Bekannt in Bremen ist auch Oliver Zapel, Coach von Phönix Lübeck. In der Saison 2017/18 hat Zapel einst Werders U23 in der 3. Liga trainiert, mit dem Team seinerzeit aber von acht Partien keine einzige gewonnen. Einen Namen in Bremen besitzt natürlich auch Kristian Arambasic, der den FC Oberneuland 2020 in die Regionalliga geführt und den Klub im Winter in Richtung BSV Rehden verlassen hat.

Der Modus:

In den vergangenen beiden Spielzeiten ging es in der Regionalliga Nord coronabedingt recht turbulent zu, denn die Liga war in eine Nord- und eine Südstaffel aufgeteilt. Die besten fünf Teams beider Staffeln spielten dann im Anschluss in der Meisterrunde den Titel aus, die restlichen kämpften in der Abstiegsrunde um den Klassenerhalt. Zumindest in der vergangenen Saison hat dies funktioniert. Das Spieljahr 2020/21 wurde zuvor aufgrund der Pandemie abgebrochen, ehe es in der Meister- und Abstiegsrunde überhaupt losgehen konnte. In dieser Saison wird nun zum klassischen Modus mit Hin- und Rückspiel gegen sämtliche Kontrahenten zurückgekehrt.

Der große Vorteil für die Topteams in diesem Jahr ist, dass der Meister dieses Mal direkt in die 3. Liga aufsteigt. In der vergangenen Saison musste der VfB Oldenburg sich noch gegen den BFC Dynamo aus Berlin durchsetzen. Die Aufstiegsspiele werden dieses Mal die Meister der Regionalliga Bayern und der Regionalliga Nordost bestreiten. Die Meister der Regionalliga West und der Regionalliga Südwest steigen weiterhin direkt auf.

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Mit der Titelvergabe wird der BSV allerdings wohl eher nichts zu tun haben. Auf den Klub wartet vielmehr ein knallharter Kampf um den Klassenerhalt. Kalkuliert wird derzeit damit, dass drei der 19 Teams am Ende der Saison absteigen. Diese Anzahl könnte sich jedoch auch noch erhöhen, sofern der VfB Oldenburg, der SV Meppen oder – weniger wahrscheinlich – der VfL Osnabrück aus der 3 Liga absteigen und deshalb einen Startplatz in der Regionalliga beanspruchen.

Die Favoriten:

Beim Kampf um den Meistertitel dürfte es in dieser Saison wohl kein Vorbeikommen an den Teams aus Schleswig-Holstein geben. Weiche Flensburg gehört bereits seit einigen Jahren zu den Topmannschaften der Liga und gewann 2018 auch die Meisterschaft. In den Aufstiegsspielen scheiterten die Flensburger seinerzeit an Energie Cottbus. In der vergangenen Saison holten sie hinter dem VfB Oldenburg die Vize-Meisterschaft.

Mit Christopher Kramer (16 Treffer) und Marcel Cornils (14 Treffer) sind zwei gefährliche Angreifer geblieben. Die Ambitionen unterstreicht zudem, dass mit René Angreifer René Guder (SV Meppen) und Innenverteidiger Tobias Fölster (TSV Havelse) zwei Spieler gekommen sind, die in der vergangenen Saison noch in der 3. Liga gespielt haben. Am Samstag haben die Flensburger mit dem 2:0-Sieg bei Kickers Emden einen guten Auftakt in die Saison erwischt.

Die Spieler des VfB Lübeck feiern das Weiterkommen gegen Lübeck.
Party in Lübeck: Der VfB hat am Samstag Hansa Rostock aus dem Pokal geworfen. Bild: Imago | Agentur 54 Grad

Als größter Favorit auf den Aufstieg gilt jedoch der VfB Lübeck, der in der Saison 2020/21 bereits ein Intermezzo in der 3. Liga gegeben hat. Bei den Lübeckern ist ein klarer Zwei-Jahres-Plan erkennbar: Nach dem Abstieg gab es im Sommer 2021 einen großen Umbruch, den mit Lukas Pfeiffer ein erst 31 Jahre alter Coach in die Hände genommen hat. In dieser Saison soll nun die Gunst des direkten Aufstiegs genutzt werden. Der bekannteste Spieler im Kader ist Mirko Boland, der für Eintracht Braunschweig 170 Partien in der 2. Liga bestritten hat. Mit Niklas Kastenhofer (Hallerscher FC), Florian Egerer (SV Meppen), Noah Plume (TSV Havelse), Marius Hauptmann (FSV Zwickau) und Kimmo Hovi (Viktoria Berlin) hat der VfB gleich fünf Spieler verpflichtet, die in der vergangenen Saison noch in der 3. Liga mitgemischt haben. Darüber hinaus sind mit Marvin Thiel (Preußen Münster), Felix Drinkuth (Carl Zeiss Jena) und Mats Facklam (Teutonia Ottensen) auch einige Topspieler aus der Regionalliga in die Hansestadt gekommen. Am Samstag haben die Lübecker schon einmal ein dickes Ausrufezeichen gesetzt, indem sie mit einem 1:0-Sieg Zweitligist Hansa Rostock aus dem DFB-Pokal warfen.

Teutonias Coffie im Zweikampf mit Drochtersens Steffens.
Bei Auswärtsspielen gegen Teutonia 05 wird im Stadion Hoheluft auf Kuntrasen gespielt. Bild: Imago | Kbs-Picture

Aufsteigen will auch Teutonia Ottensen. Der Klub aus Hamburg hat einen großen Umbruch hinter sich und unter anderem mit Janik Jezgarzweski (SV Meppen), Gazi Siala (VfB Oldenburg), Linus Meyer (TSV Havelse) und Pascal Steinwender(SC Verl) einige Spieler verpflichtet, die im Fußball-Norden einen Namen besitzen. Völlig offen wäre aber, in welchem Stadion Teutonia dann in der 3. Liga spielen wollen würde. Derzeit absolvieren sie ihre Spiele im Stadion Hoheluft auf Kunstrasen, der in der 3. Liga nicht mehr erlaubt wäre. Für das Spiel im DFB-Pokal gegen RB Leipzig muss der Klub nach Dessau in Sachsen-Anhalt ausweichen.

Eine starke Rolle spielt stets auch die U23 von Werder, bei der weiterhin Philipp Bargfrede vorangeht. Wichtige Spieler wie Belal Halbouni (1. FC Magdeburg), Thore Jacobsen (SV Elversberg) und Tim van de Schepop (Excelsior Rotterdam) haben die Bremer verlassen. Falls die neuen Talente aus der U19 sich im Herrenbereich schnell zurechtfinden, könnte das Team erneut wieder oben mitmischen. Am Ende der vergangenen Saison belegte der Werder-Nachwuchs den 3. Platz.

Spät gestartet, gut verkauft: Bremer SV mit 0:5 gegen Schalke 04

Bild: Imago | kolbert-press

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Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Mittag, 4. August 2022, 13:12 Uhr